Seit etwas mehr als 6 Monaten bin ich in einer Beziehung mit einem Kerl, über den ich sagen kann, dass er wie kein anderer von meinen Ex-Freunden ist.
Bei ihm gab es keine drei Tage zwischen dem Date und dem Anruf, er spielte nie Spielchen mit mir, sondern er zeigte mir von Anfang an, wie begeistert er von mir ist.
Er sah nur meine guten Seiten und mit ihm fühlte ich mich wie die ultimative Traumfrau. Seine Impulsivität ist eine ganz besondere Geschichte.
Er würde einfach vor meiner Wohnung auftauchen, um mir zu sagen, wie toll ich bin. Ich fand das ein bisschen merkwürdig, aber sagte mir selbst, dass er einfach sehr offen seine Gefühle zeigt und dass ich eigentlich glücklich sein sollte, dass ich mich nicht immer wieder fragen muss, was er über mich denkt.
Ich dachte, er genießt das Leben einfach viel besser als ich. Als ich ihn aber besser kennengelernt habe, habe ich bemerkt, dass er häufig und viel trinkt.
Wenn er betrunken war, kamen auch die Wutanfälle. Jede Kleinigkeit würde ihn stören.
Er würde mich anbrüllen, aber schon im nächsten Moment entschuldigte er sich und sagte, dass er es nicht so meinte.
Ich sah in seinen Augen, dass es ihm wirklich leid tat, dass er sich so benommen hat und ich glaubte ihm, als er mir sagte, dass er mich liebt und dass er die bösen Worte nicht ernst gemeint hat.
Mit der Zeit wurden aber die Wutanfälle häufiger und intensiver. Ich hatte wirklich richtige Gefühle für ihn, aber ich wollte nicht in einer Beziehung mit einem Partner, der ein Alkoholiker ist, bleiben.
Gerade als ich entschied, mit ihm Schluss zu machen, sagte er mir, er müsste mit mir über etwas Ernsthaftes reden. Er brach zusammen, weinte und erzählte mir, dass er eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat.
Also gerade dann als ich dachte, dass ich meine Probleme mit ihm lösen werde, wurden sie noch größer.
Um ganz ehrlich zu sein, wusste ich überhaupt nichts über das Thema Borderline, aber ich verstehe, dass er nicht schuld hat an all den Dingen, die in unserer Beziehung passierten.
In meinem Kopf herrscht jetzt das totale Gefühlschaos, ich liebe ihn noch immer, aber ich weiß auch, dass ich die Wutausbrüche nicht für immer aushalten kann.
Ich möchte ihn nicht verlassen, nur weil er in diesem Zustand ist, ich weiß, dass es nicht seine Schuld ist.
Jeden Tag frage ich mich, wie ich nicht merken konnte, dass mein Freund eine Persönlichkeitsstörung hat? Habe ich die Anzeichen vielleicht ignoriert?
Ich glaube, dass ich ihn noch nicht aufgeben möchte. Ich möchte versuchen, etwas mehr über das Borderline-Syndrom zu lernen und wie ich ein perfekter Partner für Borderliner sein kann.
Ist das überhaupt möglich?
Falls dir diese Erfahrung bekannt vorkommt, ist das nicht so verwunderlich. Bei immer mehr Menschen wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert und häufig sind es gerade junge Leute.
Falls du dich auch noch nie intensiv mit dem Thema Borderline beschäftigt hast und erst erfahren hast, dass dein Partner ein Borderliner ist, bist du hier gerade richtig.
In diesem Artikel hast du die Gelegenheit, etwas mehr über diesen Zustand in Erfahrung zu bringen.
Ich werde dir auch helfen, indem ich dir erkläre, was du von einer Beziehung zu einem Borderliner erwarten kannst und wie du ein guter Partner für deinen Borderliner-Freund sein kannst.
Beziehung zu Borderliner – Warum habe ich das nicht früher gemerkt?
Eine der häufigsten Fragen, die sich Partner von Borderlinern, die nicht von Anfang an wussten, dass ihr Partner eine Störung hat, stellen, ist, wie sie es nicht merken konnten.
Sie geben sich selbst dann die Schuld, denken, dass sie egoistisch waren und dass sie nicht die Probleme und Bedürfnisse ihres Partners wahrgenommen haben.
Ich muss dir aber sagen, dass es bei einem Borderline-Syndrom ähnlich wie bei Narzissmus ist. Es ist nicht etwas, was man sozusagen auf den ersten Blick sehen kann.
Personen, die keine engen zwischenmenschlichen Beziehungen zu Borderline-Erkrankten haben, haben kaum eine Chance zu merken, dass sie eine Störung haben.
Meistens sind es Familienangehörige des Borderliners, die einsehen, dass etwas nicht stimmt.
Es ist auch möglich, in einer freundschaftlichen oder in einer Paarbeziehung zu merken, dass der Betroffene gewisse Probleme hat, aber nicht von erstem Moment an, sondern erst, wenn diese Verbundenheit wirklich tief wird.
Das Zweite, was das Erkennen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) schwierig macht, ist die Tatsache, dass nicht alle Betroffenen, dieselben Anzeichen und Symptome haben werden.
Um es dir leichter zu machen, habe ich für dich eine Liste der häufigsten Anzeichen des Borderline-Syndroms vorbereitet, sodass du ein ungefähres Bild davon bekommst, was du noch von deinem Partner erwarten kannst.
Anzeichen und Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung in einer Borderline-Beziehung:
• Borderline-Erkrankte finden es schwer, alleine den Sinn des Lebens zu finden. Gerade deshalb klammern sie oft an ihren Partnern, weil sie in der Liebe der anderen Menschen endlich einen Sinn gefunden haben.
• Borderliner sehen alles schwarz-weiß, entweder idealisieren sie den Partner und lieben ihn oder sie hassen ihn. Obwohl man glauben könnte, dass der Hass ein größeres Problem ist, ist es gerade die Idealisierung, die für die Partner von Borderliner zu viel Druck bedeuten kann.
• Die Idealisierung führt auch oft zu starken Enttäuschungen. Wenn die Enttäuschung zu groß ist, beendet der Borderline-Partner einfach die Beziehung. Es ist schwer für ihn, eine dauerhafte Beziehung zu führen.
• Die Spannungszustände und das Gefühlschaos, das in ihnen herrscht, sind für die meisten Borderlinern zu viel und äußern sich durch Stimmungsschwankungen, Gefühlsschwankungen und Wutausbrüche.
• Borderline-Erkrankte haben große Angst vorm Verlassenwerden. Diese äußert sich durch Klammern, Eifersucht und einem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung.
• Selbstverletzendes Verhalten ist den Borderlinern nicht unbekannt. Sie gehen mit den Spannungszuständen um, indem sie sich ritzen oder sich selbst mit Zigaretten verbrennen. Einige gehen auch weiter und versuchen Selbstmord oder drohen zumindest damit.
• Wegen ihrer Impulsivität greifen sie oft zu selbstdestruktivem Verhalten, wie Alkohol- und Drogenkonsum oder übermäßigem Essen, welches für eine Weile die Sinnlosigkeit stummstellt.
• Borderliner haben häufig ein gestörtes Selbstbild und leiden unter Selbstwertlosigkeit und Selbsthass. Sie möchten aber, dass ihr Partner ihre Gefühle versteht, sodass sie manchmal zu Entwertungen, wie Beschimpfen und Beleidigung zurückgreifen.
Erkennst du manche von diesen Verhaltensmustern bei deinem Partner? Keine Sorge, auch wenn es so ist, musst du nicht verzweifeln.
Ich habe für dich die besten Tipps, die dir helfen werden, eine glückliche Beziehung mit deinem Borderline-Partner zu haben.
Was kann ich machen, um ein perfekter Partner für Borderliner zu sein?
Ähnlich wie Narzissten, suchen sich auch manchmal Borderliner eine Person, mit einem niedrigen Selbstwertgefühl, als Partner aus. Auf diese Weise entwickelt sich zwischen ihnen eine Co-Abhängigkeit.
Beide haben eine große Angst vorm Alleinsein, sind eifersüchtig, brauchen ständige Anerkennung und es sieht fast so aus, als ob zwei Borderliner in einer Beziehung sind.
Wenn du selbst auch zu diesen Menschen gehörst, ist es sehr wichtig, dass du deine emotionale Abhängigkeit löst.
Obwohl es möglich ist, dass ihr zwei für eine Weile die Lücken in eurem Leben füllen werdet, ist das eine ungesunde Beziehung, die langfristig euch beiden mehr Schaden als Gutes bringen wird.
Falls du aber eine emotional unabhängige Person bist, selbstsicher und mit deinem Leben zufrieden, kann dir deine Borderline-Beziehung doch eine besondere Herausforderung sein im Vergleich zu deinen vorherigen Beziehungen.
Gerade weil du die Emotionen deines Partners nicht aus eigener Erfahrung kennst, kann es schwer für dich sein, ihn zu verstehen.
Mithilfe dieser Tipps ist es aber doch möglich, eine glückliche und erfolgreiche Partnerschaft zu einem Borderliner zu haben.
1. Erkenne den Unterschied zwischen der Krankheit und deinem Partner
Eine der ersten und auch besten Sachen, die du für deinen Borderline-Partner machen kannst, ist, so viel wie möglich über seinen Zustand zu lernen.
Es ist sehr wichtig, dass du den Unterschied zwischen der Persönlichkeit deines Partners und den Symptomen der Störung kennst.
Es ist leicht, sich in die Spontanität und Impulsivität eines Partners zu verlieben, aber du musst darauf gefasst sein, dass auch die andere Seite dieser Medaille ein Teil deiner Beziehung ist.
Du wirst dich wahrscheinlich manchmal so fühlen, als ob du einen Partner mit Depressionen hast. Bist du auch dafür bereit?
Noch ein Grund, warum es wichtig ist, diesen Unterschied zu kennen, ist, dass wenn du lernst, welches Verhalten der Zustand deines Partners in ihm auslöst, wirst du auch wissen, welches Verhalten und welche Handlungen zu seiner Persönlichkeit gehören.
So wirst du dir sicher sein, dass du deinen Partner wirklich kennst und ihn persönlich und nicht die Folgen seines Zustandes liebst.
2. Sei für ihn da, aber spiele nicht Therapeutin für ihn
Wenn du dann an den Punkt angekommen bist, wo du sehr viel über die Borderline-Persönlichkeitsstörung gelernt hast und dazu noch die eigenen Erfahrungen, die du mit deinem Partner gemacht hast, zugegeben hast, wirst du vielleicht glauben, dass du jetzt eine Expertin für BPS bist. Vielleicht wird es dir so vorkommen, als ob es eigentlich nichts so Schlimmes ist.
Du wirst vielleicht denken, dass dein Partner eigentlich nur wahre Liebe und Geduld braucht, um zu „heilen“. Versuche es dir nicht schönzureden.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Krankheit und dein Partner braucht professionelle Hilfe. Das Beste, was du für ihn machen kannst, ist, ihn dazu zu ermutigen.
Eigentlich, das Beste, was du machen kannst, ist, zusammen mit ihm eine Beziehungsberatung zu machen. So zeigst du ihm, dass du bereit bist, für eure Beziehung zu kämpfen und dass du ihn unterstützt.
Ein Trialog (Gespräch zwischen einem Psychologen, dem Borderliner und dem Borderline-Angehörigem) ist eine der erfolgreichsten Formen der Therapie, was die BPS-Behandlung angeht. Paarberatung kann deinem Partner auch helfen, mit seiner Angst vorm Verlassenwerden umzugehen.
3. Spreche die Beziehungsprobleme offen an
Jede Beziehung hat ihre eigenen Herausforderungen und ihre Probleme. Nur weil die Probleme, die ihr zwei habt, vielleicht durch den Zustand deines Partners entstehen und nicht, weil jemand absichtlich diese verursachen möchte, sollte man diese nicht ignorieren, sondern man soll sie wahrnehmen und zusammen versuchen, sie zu lösen.
Egal ob es die Eifersucht, das Klammern oder die Stimmungsschwankungen deines Partners sind, gerade du bist die Person, die ihm sagen kann, wenn seine Reaktionen zu stark oder übertrieben sind.
Mit der Zeit wirst du wahrscheinlich schon erkennen, wann sich seine Wutanfälle anbahnen und du kannst ihm dann helfen, seine Gefühle in diesem Moment auf eine andere Art zu äußern.
Vielleicht könnt ihr zusammen eine Aktivität finden, ein Hobby, wo er seinen Überschuss an Energie und Emotionen loswerden kann. Ein Sportverein ist zum Beispiel eine tolle Idee.
4. Zeige Grenzen auf und gib nicht nach
Noch eine wichtige Sache für eine Borderline-Beziehung ist, klare Grenzen aufzubauen und sie einzuhalten.
Es ist okay, Verständnis für die Angst vor dem Verlassenwerden deines Partners zu zeigen, aber falls er versucht, dich zu kontrollieren und dich von anderen Menschen zu entfernen, solltest du ihm klar sagen, dass du ihm es nicht erlauben wirst.
Dein Partner muss lernen, dir trotz seiner Ängste zu vertrauen. Wenn das Vertrauen verloren ist, bleibt nicht viel übrig.
Es ist auch sehr wichtig, deinen Partner nicht zum Mittelpunkt dieser Beziehung zu machen. Du solltest nicht einfach sein Fürsorger sein, sondern du solltest ein gleichberechtigter Partner sein.
Deine eigenen Bedürfnisse solltest du nicht zur Seite schieben, nur weil es deinem Partner schlimmer geht.
Ab und zu ist das okay, aber falls du es immer wieder machst, kann es dazu kommen, dass du am Ende selbst unzufrieden bist. Auch in einer Borderline-Beziehung sind beide Personen wichtig.
5. Erlaube ihm nicht, dich zu erpressen
• Falls du mich liebst, wirst du nicht zu dieser Party gehen, sondern bei mir bleiben.
• Wenn du dich nicht bei mir meldest, könnte ich mich verletzen.
• Du bist der Grund, warum ich trinke. Ich mache es nur, weil ich einsam bin.
• Wenn du mich verlassen würdest, würde ich mich umbringen.
Wenn du eine von diesen oder ähnlichen emotionalen Erpressungen von deinem Borderline-Partner noch nicht gehört hast, hast du Glück.
Manchmal sind Borderliner manipulativ und bereit, auf irgendeine Art und Weise, die Nähe des Partners zu erzwingen.
Es ist ja richtig, dass wenn uns jemand wichtig ist, wir es auch durch Taten und nicht bloß durch Worte beweisen, aber diese Liebesbeweise sollten gewollt sein und nicht die Folge einer Erpressung sein.
Falls dein Partner das versucht, solltest du es ihm nicht erlauben und stattdessen mit ihm die wahren Gründe seines Benehmens suchen.
Ich bin doch kein idealer Partner für Borderliner
Es ist auch möglich, dass du in deinem Versuch, ein perfekter Partner für Borderliner zu sein, einsiehst, dass du das nicht bist.
Es ist okay, aufzugeben und die Beziehung zu beenden und zwar besonders in zwei spezifischen Fällen.
Der erste Fall ist, wenn dein Borderline-Partner keine professionelle Hilfe annehmen möchte. Du kannst ihm nicht helfen, wenn er nicht gerettet werden möchte.
Für ihn kann es vielleicht so aussehen, als ob es ihm ziemlich gut geht und dass er keine Hilfe braucht.
Doch die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Krankheit und man sollte sie auf jeden Fall ernst nehmen.
Der zweite Grund, wann es okay ist aufzugeben, ist, falls du einsiehst, dass diese Beziehung einfach viel zu viel für dich ist. Eine der schwersten Sachen auf der Welt ist, jemanden loszulassen, den man liebt.
Aber falls du wegen deiner Liebe dich selbst vernachlässigt, wenn es so weit geht, dass du nicht mehr funktionieren kannst, dann ist es besser, Schluss zu machen.
Ein weiterer Grund kann auch sein, dass dein Borderliner fremdgegangen ist.
Was immer dein Grund ist, erkläre es deinem Partner ehrlich, um seine Ängste vorm Verlassenwerden nicht noch mehr zu vertiefen.
Es ist eine gute Idee, jemand anderen darin einzuweihen, besonders falls dein Partner schon mal Suizidgedanken hatte oder sich in der Vergangenheit verletzt hatte.
Diese Person kann dann eine Weile auf ihn aufpassen, bis er die Trennung überwindet.
Zum Schluss kann ich dir nur noch sagen, dass du dir selbst nicht die Schuld geben solltest, weil du kein idealer Partner für Borderliner warst. Es ist keine leichte Aufgabe.
Das Wichtigste ist, dass du es versucht hast. Keine Liebe sollte aber dein eigenes Leben ruinieren.
Viel schlimmer würde es für euch beide sein, in einer Beziehung zu bleiben, in welcher du unglücklich bist. Das ist auch kein Happy End…