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Borderline Angehörige – Was tun, wenn der Alltag zu viel ist

Borderline Angehörige – Was tun, wenn der Alltag zu viel ist

Erfolgreich in seiner Karriere und auf der persönlichen Ebene zu sein, ist das, was sich die meisten Menschen wünschen.

Sie geben sich Mühe, kämpfen jeden Tag für ihre Ziele und gehen nach vorne Schritt für Schritt.

Manchmal erlebt man Verluste und manchmal erlebt man Enttäuschungen. Man fühlt sich dann vielleicht so, als ob nichts Sinn macht, als ob es sich nicht lohnt, weiterzumachen.

Der Stress ist zu groß, die Herausforderungen zu schwer und es gibt keine Belohnung. Man zweifelt an sich selbst und an seinem eigenen Wert und Fähigkeiten.

Die meisten Menschen finden aber dann eine innere Stärke, weiterzumachen. Noch härter, noch fleißiger und noch leidenschaftlicher.

Einige aber nicht. Für einige Menschen ist jeder Rückschlag wie das Ende der Welt.

Einigen Menschen ist der Stress des Alltags zu viel und sie können nicht all ihre Gefühle unter Kontrolle halten und sie einordnen. Ihr ganzes Leben ist ein großes Gefühlschaos und häufig haben sie auch keine Lust mehr zu leben.

Sie fühlen sich wie ein Ballon, der bis aufs Äußerste aufgeblasen ist. Nur noch ein bisschen Druck und er zerplatzt in tausend Stücke.

Das sind Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) oder Borderline Syndrom.

Und natürlich lässt der Druck nicht ab und wenn wir dann an unserer Grenze sind, kommt es zur Explosion. All die Emotionen kommen auf einmal heraus.

In einem Moment kommt der Stress, die Selbstzweifel, die Trauer, die Sinnlosigkeit heraus. Und dann auch die Tränen. 

Da solche Personen nicht wissen, wie sie diese Gefühle kontrollieren sollen, kommt es bei ihnen zu Stimmungsschwankungen und zu Wutausbrüchen.

Hast du jemanden, der dir viel bedeutet und an BPS leidet? Bist du dir nicht sicher, wie du ihm helfen kannst?

Wie man diese Störung von einfach starken Emotionen unterscheidet und wie man Menschen mit BPS helfen kann, lernst du in diesem Artikel.

Was sind die Ursachen für BPS und wie wird es diagnostiziert? 

Jeder Mensch ist einzigartig und dasselbe gilt auch für Borderline-Patienten. Gerade deshalb ist es manchmal schwer, die Diagnose Borderline festzustellen. 

Die diagnostischen Kriterien einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind sehr ähnlich, wie diejenigen für weitere psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depression.

Deshalb wurde ein Diagnoseschlüssel erschafft, der andere psychische Erkrankungen ausschließt.

Ursachen für die Borderline Störung kann man in der Genetik finden. Störungen in den Hirnregionen, die für die Gefühlskontrolle zuständig sind, sind vermutlich für dieses Syndrom verantwortlich.

Das bedeutet, Borderliner haben Probleme ihre Angst und ihre Aggression zu kontrollieren.

Die genetische Voraussetzung ist häufig nicht der einzige Grund für die Störung. Bei den meisten Borderline Betroffenen, kann man den Auslöser für das Syndrom schon in der Kindheit finden, obwohl sich die Störung meistens bei Erwachsenen zeigt.

Durch ein Gespräch mit Experten wurde erkannt, dass die meisten Patienten traumatische Erlebnisse in der Kindheit hatten.

Die meisten Patienten wurden von wichtigen Bezugspersonen vernachlässigt und eine große Anzahl erlebte sogar Missbrauch in der Kindheit.

Borderline Angehörige – Wie kann ich das Borderline-Syndrom erkennen?

Nicht jeder Betroffene muss all die Symptome haben, die auf eine Borderline-Störung hindeuten.

Es kommt auch häufig vor, dass bei verschiedenen Borderline-Patienten verschiedene Symptome stärker ausgeprägt sind.

1. Sinnlosigkeit

Wir alle fühlen uns von Zeit zu Zeit niedergeschlagen. Wir fragen uns, ob überhaupt etwas, was wir tun, Sinn macht.

Wir gehen durch den Tag, warten auf die Nacht, um uns auszuruhen und am nächsten Tag alles wieder von vorne.

Tag für Tag, Woche für Woche. Wir fühlen uns, als ob wir in einem Teufelskreis sind, aus dem es keinen Ausweg gibt.

Für die meisten von uns sind diese Gefühle aber nur vorübergehende. Ja, manchmal kommen sie zurück, aber meistens haben wir unsere Ziele vor Augen, wir wissen, wofür wir kämpfen.

Eine Person mit BPS findet es schwer, den Sinn des Lebens zu sehen. Sie versuchen durch Abkürzungen den Sinn zu finden, was oft mit einer noch größeren Enttäuschung endet.

2. Impulsivität

Beim Versuch, den Sinn und die innere Ruhe zu finden, reagieren Borderliner oft impulsiv. Sie sind bereit, irgendetwas auszuprobieren, dass ihnen zumindest für eine Zeit lang Ruhe bringt und sie befriedigt.

Deshalb kommt es oft vor, dass diese Menschen Probleme mit Alkoholismus haben oder Drogen nehmen. Sie haben auch häufig Essstörungen und wissen nicht, wie sie mit ihrem Geld umgehen sollten.

Für den Borderline-Patienten ist das Vergnügen jetzt und hier viel wichtiger als die Folgen, die später kommen.

Er denkt nicht mal darüber nach, dass sein Verhalten Konsequenzen haben könnte und wie selbstzerstörend sein Benehmen ist.

3. Große Angst

Borderliner leben in der ständigen Angst vorm Alleinsein. Wir alle wissen, dass wenn wir allein sind, all unsere Probleme größer aussehen und all die wichtigen Fragen, die wir nicht beantworten können, zurückkommen.

Deshalb mögen wir es, mit anderen Menschen beisammen zu sein, die unser Schutznetz sind und unsere Gedanken ablenken. Umgeben von lieben Menschen, fühlt sich jeder besser.

Da aber die Sinnlosigkeit bei den Borderlinern noch stärker als eine übliche ist, ist es für sie auch schwerer, allein zu sein. Sie brauchen die Nähe der anderen Menschen als eine Art Ablenkung von der eigenen Selbstwertlosigkeit.

4. Gefühlsschwankungen

Jedes Gefühl ist bei den Borderline Patienten stark ausgeprägt. Wenn sie sich freuen, dann sind sie euphorisch.

Es ist wunderbar, da in ihrer Nähe zu sein. Sie haben solch eine Lebenslust, dass man glaubt, diese Personen wissen nicht, was Trauer bedeutet.

Aber nur eine Kleinigkeit ist genug, um den Spieß umzudrehen. Etwas ist schiefgegangen und wo jemand anderer sagen würde, dass es nicht so schlimm ist, dass alles Weitere immer noch gut ist, erlebt ein Borderliner einen totalen Zusammenbruch.

Für ihn ist alles verloren, seine perfekte Blase ist zerplatzt und aus der Euphorie entsteht eine Traurigkeit, die an Depression grenzt. In einem Moment ändert sich seine Gemütslage von einem Ende der Gefühlspalette bis zum anderen – so sieht das Leben einer Person mit Borderline Störung aus.

Wutausbrüche kommen bei diesen Personen auch häufig vor.

5. Selbstverletzendes Verhalten

Wenn die Sinnlosigkeit und die Selbstwertlosigkeit zu groß werden, kommt es auch häufig dazu, dass eine Person mit BPS Suizidgedanken hat.

Da sie ihren eigenen Wert nicht erkennen, glauben sie auch nicht, dass es sich lohnt, weiterzuleben. Sehr viele versuchen einen Suizid, als einen letzten Hilfeschrei.

Einige gehen nicht so weit, aber sie versuchen den Stress und die Angst, die sie alltäglich fühlen, durch Selbstverletzungen, wie ritzen, zu bewältigen.

6. Probleme mit Beziehungen

All diese Symptome haben nicht nur einen Einfluss auf den Betroffenen selbst, sondern auch auf all seine zwischenmenschlichen Beziehungen.

Das Familienleben, Freundschaften und besonders Partnerschaften sind für diese Personen große Herausforderungen.

Für ihre Mitmenschen ist es auch nicht leicht, da sie nie mit Sicherheit wissen, wie der Betroffene reagieren wird und was alles ein Auslöser für seine Gefühlsschwankungen sein kann.

Obwohl Borderliner immer auf der Suche nach der Nähe der anderen Menschen sind, sind ihre Beziehungen oft kurzfristig.

Das erste Problem kann schon ein Grund für sie sein, die Beziehung aufzugeben und weiterzusuchen, egal ob es eine Freundschaft oder Partnerschaft ist.

Ist für Borderliner eine Partnerschaft überhaupt möglich?

Kaum eine Beziehung ist leicht, aber für einen Borderline erkrankten Menschen sind Beziehungen noch schwieriger. Wie es so oft ist, ist der Anfang der Partnerschaft meistens wunderschön.

In einer Borderline Beziehung vielleicht noch schöner, weil die Betroffenen ihren Partner noch mehr als üblich idealisieren.

In jeder Beziehung glauben sie am Anfang, sie haben den perfekten Partner gefunden, dass es die wahre, aufrichtige Liebe ist und dass das ihre Zwillingsseele ist. Sie sind von ihrem Partner begeistert.

Sie glauben, dass ihr Partner keinen Fehler machen kann. Und gerade da liegt das Problem.

Natürlich ist kein Mensch perfekt und wenn der Partner den kleinsten Fehler macht, zerbricht das Bild, das der Borderliner sich ausgemalt hat und aus der übergroßen Liebe wird eine übergroße Enttäuschung, mit der sie dann nicht umgehen können.

Das alles führt dazu, dass die Beziehungen der Borderliner oft sehr kurzfristig sind. Sie verlieben sich sehr schnell und sehr stark, aber so schnell entlieben sie sich auch.

Sie beenden die Beziehung und wenn sie einsehen, dass der Partner nicht perfekt ist oder ihr Partner kann ihre Stimmungsschwankungen nicht mehr aushalten und beendet selbst die Beziehung.

Und doch ist eine Partnerschaft möglich, aber unter bestimmten Umständen.

Wenn sich der Borderliner bewusst ist, dass er eine Störung hat und bereit ist, an sich selbst zu arbeiten und einen Partner hat, der ihn unterstützen möchte, der mit ihm zusammen arbeiten möchte, dann ist nichts unmöglich.

Borderline Angehörige – Was kann ich für meinen Partner mit BPS machen?

Angehörige von Menschen mit BPS finden es schwer, ihre Liebsten in ihrer täglichen Qual zu beobachten. Sie fragen sich oft, gibt es etwas, was sie machen können, um ihnen zu helfen?

Wenn du auch jemanden hast, der unter einer Borderline-Erkrankung leidet, findest du hier, was du für ihn machen kannst. 

1. Lerne über das Thema Borderline

Eine der wichtigsten Sachen, die Angehörige von Menschen mit BPS tun sollten, ist, über dieses Syndrom zu lernen.

Du kennst ja deinen Partner, aber wenn du über die Erkrankung lernst, ist es leichter zu unterscheiden, was zu den Symptomen gehört und was einfach seine Persönlichkeit ist.

Vielleicht hat auch dein Partner nur einige Symptome und andere entwickeln sich später als ein Zeichen, dass es ihm schlimmer geht. Wenn du aber weißt, was du alles erwarten kannst, bist du für jedes Szenario bereit. 

2. Sei empathisch

Du hast dich wahrscheinlich schon mal im Leben ganz übel gefühlt. Du warst völlig niedergeschlagen. Erinnerst du dich, wie es war?

Dein Partner fühlt sich so auf einer täglichen Basis. Versuche, Empathie zu zeigen und ihn zu verstehen.

Rede häufig mit ihm, frag ihn, wie es ihm geht und ob und wie du ihm helfen kannst. Zwinge ihn aber nicht, über seine Emotionen zu sprechen, wenn du das Gefühl hast, dass es ihm zu viel wird.

Warte lieber auf einen besseren Moment, wenn er allein das Gespräch sucht.

3. Nimm es nicht persönlich

Es ist nicht immer leicht, die Stimmungsschwankungen und Wutausbrüche des Partners auszuhalten. Es ist schwer, sie nicht persönlich zu nehmen.

Aber du musst dir bewusst sein, dass dein Partner es nicht mit Absicht macht. Um mit einem Borderliner umgehen zu können, musst du ein dickes Fell haben.

Du musst dir vor Augen halten, dass es eine Krankheit ist und er selbst, schwer damit zu schaffen hat und sich selbst auch nicht wohlfühlt. Er möchte selbst auch lieber fröhlich und glücklich sein.

4. Zeig ihm, dass du für ihn da bist

Da die Personen mit BPS eine große Angst vorm Alleinsein haben, ist es sehr wichtig, dass du deinem Partner sagst und auch zeigst, dass du für ihn da bist.

Eine gute Idee wäre, ihm etwas zu schenken, was dir gehört, sodass er immer etwas bei sich hat, dass ihn daran erinnert, dass er nicht allein ist.

In Situationen, wenn du nicht persönlich da bist, kann dieses Geschenk dann ein Beweis deiner Liebe sein und ein Zeichen, dass du zurückkommst.

5. Ziehe Grenzen 

Auch wenn eine Person in der Beziehung ein Borderline-Patient ist, ist es immer noch eine Beziehung zwischen zwei Personen. Du musst Grenzen setzen, damit du deine eigenen Bedürfnisse nicht völlig ignorierst. 

Sag auch du deinem Partner, was du von ihm brauchst. Du musst nicht immer derjenige sein, der Unterstützung bietet und dein Partner derjenige, der die Unterstützung bekommt. 

Auch er kann dir bei gewissen Dingen helfen und so kann auch sein eigenes Selbstbewusstsein stärken, da er sich so gebraucht fühlt. 

6. Finde eine Selbsthilfegruppe

Dein Partner wird sich besser fühlen, wenn er lernt, dass auch andere Menschen mit denselben Dämonen kämpfen wie er. Du kannst versuchen, ihn zu verstehen, aber vollkommen verstehen wirst du ihn nicht.

Andere Menschen, die die Welt gleich wie er erleben, können gerade die Unterstützung sein, die er braucht. Von ihnen kann er auch lernen, wie sie mit ihren Symptomen umgehen. 

Deshalb ist eine Selbsthilfegruppe genau das Richtige für ihn. Dort kann er sich mit anderen austauschen, Rat bekommen und wieder neuen Mut schöpfen.

7. Such professionelle Hilfe 

Egal wie viele Bücher du liest und wie viel du über das Syndrom lernst, allein kannst du deinem Partner schwer helfen. Sehr wenige Borderliner schaffen es, ohne professionelle Hilfe ihr Leben zu ordnen.

Falls dein Partner es noch nicht in Erwägung gezogen hat, solltest du ihn dazu anregen, professionelle Hilfe zu suchen.

Durch Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) kann dein Partner lernen, wie er auf eine gesunde Weise mit dem Stress und der Spannung umgehen kann. 

8. Sei bereit für einen Trialog 

Neben einer DBT-Therapie zeigte sich auch der Trialog, eine Therapie, an der nicht nur der Betroffene mit dem Therapeuten über seine Gefühle spricht, sondern auch die Angehörige mitmachen, als eine gute Art, um mit dem Syndrom umzugehen.

Ein Therapeut kann euch beiden beibringen, besser und erfolgreicher zu kommunizieren, was der Schlüssel zu einer erfolgreichen Beziehung ist. 

9. Hab einen Notfallplan 

Es ist wichtig zu erkennen, was für dich zu viel ist. Auch wenn du deinen Partner liebst, kann es dazu kommen, dass seine Erkrankung dein Leben einfach zu sehr beeinflusst und du dich selbst verlierst.

In diesem Fall ist es vielleicht doch besser, sich von dem Partner zu trennen, um sich selbst zu schützen. Du musst kein schlechtes Gewissen haben.

Eine Trennung kann ein Auslöser für eine BPS sein und die Symptome verstärken. Wenn du dich dafür entscheidest, dich von deinem Partner zu trennen, sollte auch noch jemand damit vertraut sein, um auf ihn aufzupassen. 

Das ist besonders dann wichtig, wenn dein Partner schon versucht hat, sich zu verletzen oder du weißt, dass er Suizidgedanken hatte. 

10. Gib dir nicht die Schuld 

Falls du dich entscheidest, mit deinem Partner Schluss zu machen, wirst du dich vielleicht so fühlen, als ob du ihn betrogen hast. Als ob du aufgegeben hast.

Solche Gefühle sind normal nach einer Trennung, aber in diesem Fall könnten sie noch stärker sein, da du glaubst, dein Partner ist ohne dich hilflos. 

Wenn aber deine Beziehung mehr einer Beziehung zwischen einem Krankenpfleger und seinem Patienten ähnelte als einer Liebesbeziehung, solltest du dir keine Schuld geben.

Keine Liebe sollte der Grund sein, dein eigenes Leben aufgeben zu müssen. 

Borderline Beziehung Forum - Borderline beziehung erfahrung

Monday 27th of September 2021

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