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Eheberatung – rechtzeitige Hilfe oder der letzte Schritt vor Trennung?

Eheberatung – rechtzeitige Hilfe oder der letzte Schritt vor Trennung?

Ja, ich werde dich für immer lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet. Und dann sind wir verheiratet.

Jetzt sollte das …und sie lebten glücklich, bis ans Ende ihres Lebens anfangen kommen. Leider ist es aber nicht immer so.

Ab und zu kommt es doch zu einer Ehekrise. Man kann versuchen, allein an dieser zu arbeiten, aber manchmal findet man allein den Weg nach vorne einfach nicht.

In solch einer Situation kann eine Eheberatung gerade das sein, was wir brauchen.

Über welche Themen man mit dem Paartherapeuten sprechen kann, ob es irgendwelche Voraussetzungen für eine Eheberatung gibt und warum es anders als ein Gespräch mit Freunden ist, lernst du in diesem Artikel.

Über welche Themen kann man mit einem Paartherapeuten sprechen?

Jede Beziehung ist einzigartig und kann sich nicht mit einer anderen vergleichen. Genauso sind auch die Beziehungsprobleme, die in ihnen auftauchen, individuell und unterschiedlich.

Mit dem Therapeuten kannst du über alles, was für dich ein Problem sein könnte, sprechen. Über gewisse Ereignisse, über Gefühle, aber auch über Ängste, die du hast.

Einige Themen kommen aber häufiger vor als andere. Das sind die Themen, mit denen sich Eheberater am häufigsten beschäftigen.

1. Viel Streit

Streit kommt ja in jeder Beziehung vor. Es ist nichts Ungewöhnliches.

Wenn man aber immer mehr streitet und wenn es immer wieder dieselben Gründe ist, warum man streitet, kann es schon ein Problem sein.

Häufiger Streit ist ein Zeichen, dass es Kommunikationsprobleme in der Beziehung gibt. Entweder wissen die Partner nicht, wie sie einander ihren Standpunkt erklären sollten und könnten oder sie hören einander gar nicht zu und nehmen einander nicht wahr.

Streit zu vermeiden und alles in sich hineinzufressen, ist auch keine Lösung. Man muss einfach lernen, wie man besser kommunizieren kann, aber auch wie man konstruktiver streiten kann.

2. Keine Zeit füreinander

Am Anfang jeder Beziehung gibt man sich große Mühe, um Zeit zusammen zu verbringen. Date-Nights sind ein natürlicher Teil der Beziehung.

Im Laufe der Zeit und besonders wenn es zur Ehe kommt, vergisst man aber manchmal auf diese Rituale, die einander zusammenhalten. Man verliert sich im Alltag.

Arbeit, Kinder, Haushaltsverpflichtungen… Wer hat noch Zeit für ein Date mit jemanden, mit dem man ohnehin zusammenwohnt?

Und dann kommt es zur Entfremdung. Nach einer Weile sieht man diese Person, mit der man das Leben teilt und fragt sich Wer ist das? Das ist nicht mehr dieselbe Person, in die ich mich damals verliebt habe.

Und ja, es ist nicht dieselbe Person und wir sind nicht dieselbe Person, wir haben aber nicht gemerkt, wie wir uns verändert haben.

3. Selbstverständlichkeit

Manchmal ist das einzige Problem, dass man in der Beziehung hat, dass es gar keine Probleme gibt. Die Beziehung funktioniert, die Ehe funktioniert, alles sieht gut aus.

Tag für Tag geht vorüber und man glaubt, man hätte ein glückliches Leben. Aber einer von den Partnern fühlt sich nicht wohl.

Er fühlt sich nicht geschätzt. Er weiß nicht, wann er zum letzten Mal ein Ich liebe dich gehört hat. Er weiß nicht, wann sein Partner ihm zum letzten Mal seine Zuneigung durch ein Geschenk oder durch eine Überraschung gezeigt hat.

Auch wenn alles gut funktioniert, sollte man nicht die kleinen Rituale der Liebe vergessen. Keiner sollte sich selbstverständlich fühlen.

4. Fehlende Intimität

Am Anfang der Beziehung ist es häufig so, dass man nicht die Finger voneinander lassen kann. Keiner erwartet ja, dass es ein Leben lang so aussehen würde.

Aber wenn man ganz verschiedene körperliche Bedürfnisse hat, kann es ein Problem in der Beziehung sein. Wenn das Liebesleben leidet, kann man schwer eine glückliche Beziehung haben.

Hierbei muss man auch daran denken, dass im besonderen Frauen in ihrem Leben durch verschiedene hormonelle Veränderungen gehen, wie zum Beispiel Schwangerschaft, Geburt, aber auch die Wechseljahre.

Wir erleben große Veränderungen an unserem Körper, welche zu Problemen mit der Intimität und Libido führen können.

5. Affären und Treue

Für viele Menschen ist ein Seitensprung das Ende einer Ehe. Sie können einfach nicht darüber hinwegsehen. Es ist ein zu großer Vertrauensbruch.

Andere sind bereit, eine Affäre zu verzeihen. Was auch immer man entscheidet, eine Paartherapie wie auch eine Einzeltherapie kann dabei sehr hilfreich sein.

Treue bedeutet aber auch nicht, dass es nur kein Fremdgehen in der Beziehung gibt.

Loyalität in der Beziehung bedeutet viel mehr und man kann sie auch auf verschiedene Weisen zerstören, wie zum Beispiel, wenn man über die Beziehungsprobleme mit anderen Menschen redet, ohne dass der Partner das weiß oder wenn man die Entscheidungen des Partners nicht unterstützt.

6. Trennung und Scheidung

Ja, leider gelingt nicht jede Beziehung und jede Ehe. Manchmal sind die Probleme zu groß und keine Therapie kann helfen.

Auch wenn man entscheidet, dass die Trennung oder Scheidung die einzige Lösung ist, ist es immer noch eine gute Idee, mit dem Berater weiterzumachen. Dann spricht man von einer Trennungsberatung.

Es hilft, die Trennung oder Scheidung ruhig und respektvoll durchzugehen. Besonders wichtig ist es, wenn auch Kinder im Spiel sind.

Man kann lernen, wie man den Kindern die Scheidung erklären sollte und wie man es ihnen leichter machen sollte. Man kann auch die Kinder in die Beratung miteinbeziehen, dann redet man von einer Familienberatung oder einer Familienaufstellung.

7. Kinder

Ja, leider sind Kinder nicht immer nur ein Beweis der Liebe, sondern können noch mehr Druck für eine Beziehung oder Ehe bedeuten.

Von der Entscheidung, ob man Kinder oder eine kinderlose Partnerschaft möchte, über Probleme während der Schwangerschaft, Baby-Blues oder sogar Depression nach Geburt, bis zur möglichen Trennung mit Kindern – bei alledem kann ein Paartherapeut hilfreich sein.

Die Beziehung zwischen den Eltern als Liebespaar und die Kinder-Eltern-Beziehungen haben einen sehr großen Einfluss auf all die zukünftigen Beziehungen der Kinder.

Gerade deshalb muss man aufpassen, wie man mit jedem Problem in einer Familie umgeht.

Die Art, wie wir die Probleme lösen, ist ausschlaggebend für die zukünftigen Verhaltensmuster unserer Kinder.

8. Themen bei gleichgeschlechtlichen Partnern

Eine besondere Art von Paarbeziehung ist die Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Diese Paarbeziehungen haben auch natürlich ihre einzigartigen Themen.

Solche Themen können Diskriminierungserfahrungen sein, die einen Einfluss auf die Beziehung haben. Auch das Coming-out ist ein häufiges Thema bei solchen Beziehungen.

Es ist möglich, dass die Partner verschiedene Entscheidungen treffen, ob sie ihre Intimität bekannt machen möchten.

Das Problem ist aber, dass das Coming-out eines Partners auch den anderen Partner betrifft, was zu großen Beziehungsproblemen bringen kann.

Was sind die Voraussetzungen für eine Eheberatung?

Eigentlich gibt es keine Voraussetzungen für eine Eheberatung, jeder kann es versuchen. Aber damit eine Paartherapie sinnvoll und erfolgreich ist, sind folgende Bedingungen wichtig.

1. Beide Partner haben immer noch Gefühle füreinander

Ja, eines der wichtigsten Sachen ist, dass die Partner immer noch Gefühle füreinander haben. Am besten ist es, wenn diese Gefühle Liebe, Vertrauen und Respekt sind.

Am besten wäre es, wenn das Pärchen rechtzeitig einsieht, dass es Beziehungsprobleme hat und professionelle Hilfe sucht, um besser mit ihren Problemen umgehen zu lernen, da es so leichter ist, diese zu lösen.

Leider ist es immer nicht so und die Paare kommen mit verschiedenen Problemen zu einem Eheberater.

Doch auch wenn das Problem das Fremdgehen eines Partners ist und der andere Partner verletzt ist, ist es immer noch möglich, an der Beziehung zu arbeiten.

Wut und sogar Hass sind auch keine Hindernisse für eine Paartherapie. Das sind immer noch sehr starke Gefühle, die einander verbinden. Wut und Hass sind nicht das Gegenstück zu Liebe.

Gleichgültigkeit ist es. Erst, wenn zwei Partner wirklich nichts mehr füreinander fühlen, gibt’s keine Hilfe mehr.

Sogar wenn sich das Paar schon entschieden hat, sich zu scheiden, ist es nicht umsonst, eine Eheberatung zu besuchen.

Wenn man trotz der Scheidung immer noch Respekt füreinander hat, kann ein Berater hilfreich sein und diesen Prozess leichter machen.

2. Beide Partner möchten an der Paarberatung teilnehmen

Eine Beziehung ist zwischen zwei Personen und nicht zwischen einem Partner und einem Therapeuten.

Ja, eine Einzeltherapie ist möglich, wenn einer von den Partnern auch selbst mit seinen Problemen kämpfen möchte, aber für die Beziehungsprobleme müssen beide Partner bereit sein, an der Therapie teilzunehmen.

Wenn einer von den Partnern kein Interesse an einer Beratung zeigt und es nicht mal versuchen möchte, kann man ihn nicht dazu zwingen.

Man kann aber versuchen, ihm zu erklären, wie wichtig man das findet. Man kann ihm einfach sagen, dass man allein keinen Weg weiter sieht und dass es Zeit für professionelle Hilfe ist.

3. Keine Schuldzuweisungen

Wenn es zu den ersten Problemen in der Beziehung kommt, ist es viel leichter, die Fehler des Partners zu sehen als seine eigenen.

Es liegt in der Natur des Menschen, dem anderen die Schuld für die Probleme zu geben und sich selbst als den zu sehen, der fair ist.

Bei einer Eheberatung funktioniert das aber nicht. Wer eine erfolgreiche Eheberatung haben möchte, muss sich dessen bewusst sein, dass so wie beide Partner in der Beziehung sind, auch beide verantwortlich für diese Beziehung sind.

Eheberatung bedeutet nicht Was kann er oder sie besser machen? Beratung ist Was kann ich und was können wir zusammen besser machen?

Wer glaubt, dass der Eheberater einem zustimmen wird und zusammen mit einem die Fehler des Partners aufzählen wird, hat in einer Paarberatung nichts verloren. Ein Paartherapeut ist ein neutraler Beobachter und Moderator. Er steht auf keiner Seite.

4. Beide Partner sind zufrieden mit dem Paartherapeuten

Ein Paartherapeut ist einfach ein Mensch, wie jeder andere. Wir können uns ja nicht mit jedem Menschen gut verstehen.

Einige gefallen uns auf den ersten Blick. Sie hinterlassen einen guten Eindruck auf uns und mit anderen kommen wir nie auf einen grünen Zweig.

Genauso ist es auch mit einem Eheberater. Nicht jeder Therapeut wird jedem gefallen.

Auch wenn er einem Partner gefällt, hilft das nicht. Gerade in dieser Situation kann sich der andere Partner umzingelt fühlen, weil er das Gefühl hat, dass der Eheberater nur den einen Partner versteht.

Es muss eine gewisse Verbindung zwischen den Partnern und dem Berater bestehen, sogar eine Art Chemie. Es ist nicht leicht, über eine Ehekrise mit jemand Unbekanntem zu sprechen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich wohlfühlt.

Verschiedene Eheberater haben auch verschiedene Techniken, die sie benutzen, um die Beziehungsprobleme zu besprechen. Und wieder mal wird nicht jedem jede Technik gefallen.

Man kann einfach ein Erstgespräch verabreden und wenn man sich nicht wohlfühlt, kann man es mit einem anderen Therapeuten versuchen. Eheberatung ohne Vertrauen zu dem Berater macht keinen Sinn.

5. Verständnis dafür, dass Eheberatung keine Magie ist

Man muss sich dessen bewusst sein, dass der Berater keine Fee mit ihrem Zauberstab ist.

Man kann nicht hinkommen, einfach in einer Sitzung alles erzählen, was einem auf dem Herzen liegt und erwarten, dass der Berater jetzt gleich eine magische Lösung findet und dass die Ehekrise vorbei ist.

Auch wenn man eine glückliche Beziehung hat, muss man daran arbeiten und ganz besonders, wenn es Beziehungsprobleme gibt. Um eine Beziehungskrise zu bewältigen, braucht man Zeit und man muss sich bemühen.

Nichts passiert über Nacht. Aber man muss immer daran denken, dass alles aus einem Grund passiert.

Wie sieht eine Eheberatung aus und wie lange dauert sie?

Verschiedene Berater haben verschiedene Techniken, die sie benutzen.

Einige benutzen die Gesprächsführungsmethode, bei anderen lernt man verschiedene Techniken der Meditation, für einige ist Kommunikationstraining die beste Methode und einige benutzen auch Rollenspiele, um die Eheprobleme zu bewältigen.

Bei einem Erstgespräch erklärt ihr, warum ihr euch für eine Paarberatung entschieden habt und was eure Ziele sind.

Der Berater kann euch dann erklären, welche Techniken er benutzt und ihr könnt wählen, ob er bei ihm bleibt oder lieber einen anderen besucht.

Man muss sich im Klaren sein, dass keine Ehekrise in einer Sitzung gelöst werden kann. Je früher man sich Hilfe sucht, desto größer sind die Chancen, dass man es auch leichter und schneller löst. Aber mit 6 bis 12 Monate sollte man schon rechnen.

Ich denke schon über eine Trennung nach, ist es zu spät für eine Eheberatung?

Nein, es ist nicht zu spät. In jeder Beziehung kommt manchmal die Frage auf Gehen oder bleiben?

Sich Fragen zu stellen bedeutet auch nicht, dass man eine Entscheidung endgültig getroffen hat. Solange man sich Sorgen um die Beziehung macht, bedeutet es, dass man immer noch Gefühle hat und das alles noch möglich ist.

Sogar wenn es zur Trennung kommt, kann ein Eheberater hilfreich sein, der euch durch die Trennung begleitet.

Was ist der Unterschied zwischen Eheberatung und Einzeltherapie?

Eine Ehe besteht aus zwei Personen und beide sind verantwortlich für diese Ehe. Einer allein kann nicht an der Ehe arbeiten.

Einer allein kann die Ehekrise nicht lösen. Auch nicht mit der Hilfe eines Eheberaters.

Beide Partner müssen den Willen zeigen, an der Therapie teilnehmen zu wollen. Gerade da liegt der Unterschied.

Wenn einer von den Partnern eine Störung oder psychische Erkrankung hat, kann man eine Einzeltherapie und eine Eheberatung kombinieren.

Für einige Erkrankungen ist so etwas sogar wichtig. Zum Beispiel bei dem Borderline-Syndrom hat sich ein Trialog, ein Gespräch zwischen dem Betroffenen, dem Therapeuten und den Angehörigen als sehr erfolgreich bewiesen.

Warum ist Eheberatung besser als mit einem Bekannten zu sprechen?

Paarberater sind am häufigsten Psychologen, Sozialpädagogen oder Seelsorger. Sie sind mit der Psychologie der Menschen vertraut. Sie sind darin ausgebildet, mit starken Emotionen und sogar mit Störungen und Erkrankungen umzugehen.

Das bedeutet nicht, dass man neben der Eheberatung nicht auch die Unterstützung von Freunden oder Familienmitgliedern suchen sollte. Sie können auch eine große Hilfe sein, aber sie können sehr schwer neutral sein wie ein Paarberater.

Fazit

Wir bemühen uns so sehr, eine Beziehung einzugehen. Jeder Schritt, von dem ersten, wie man jemanden ansprechen kann, über das erste Date, bis zu der Entscheidung, ob man eine ernsthafte Beziehung möchte oder nicht, ist gut durchdacht.

Noch durchdachter sollte die Entscheidung sein, ob man jemanden heiraten möchte. Wir haben eine Verlobung, um uns für die Hochzeit vorzubereiten.

Nach all diesen Mühen sollte man wirklich bei einer Ehekrise gleich aufgeben? Nein, natürlich nicht.

Beziehungsprobleme kann man lösen. Wenn nicht allein, dann kann ein Therapeut und eine Eheberatung Abhilfe schaffen.

Man muss nur den Willen haben und offenbleiben und dann ist alles möglich.