Du und dein Partner steckt vielleicht Mitten in einem Rosenkrieg. Vielleicht habt ihr aber auch gar keinen Kontakt mehr. Eine ist jedoch sicher, du findest keine Ruhe.
Hassgefühle und Verwirrung breiten sich in deinem Gedanken und in deinem Körper aus und du weißt einfach nicht mehr, wie du damit umgehen sollst.
Keine Sorge, ich bin hier, um dich aus diesem dunklen Loch zu holen und das Ganze endlich hinter dir zu lassen. Es bringt nichts, deine Gefühle einfach nur zu ignorieren und zu begraben.
Du musst etwas noch wichtigeres tun. Du musst mit dem Ganzen abschließen.
Heute möchte ich mit dir über das Thema Hassgefühle nach einer Trennung reden, denn leider weiß ich aus erster Hand, wie einen solche Gefühle fast schon verschlingen können.
Leider verläuft nicht jede Trennung harmonisch. Oft bleiben viele Wunden offen, unschöne Dinge wurden gesagt oder man hat es nicht geschafft, sich alles von der Seele zu reden.
Nach einer Trennung fühlen wir verschiedene Dinge. Bei manchen ist es der Liebeskummer und Herzschmerz bei anderen ist es Erleichterung. Doch auch Gefühle wie Verwirrung, Enttäuschung und sogar Hass kommen in Menschen viel öfter hoch, als wir es vielleicht glauben mögen.
Doch was wir uns damit selbst eigentlich antun, sehen wir leider nur allzu selten.
Die Last der Hassgefühle nach der Trennung
Wenn eine Liebesbeziehung in die Brüche geht, dann sind verletze Gefühle und Trauer häufige Begleiter. Gab es dazu in der Beziehung noch Probleme wie Fremdgehen, digitale Untreue oder irgendeine Art von Missbrauch, dann entfachen sich nach einer Trennung eine Welle von Gefühlen und Emotionen in uns.
Hass ist eine Emotion, die, auch wenn sie vielleicht nicht wirklich schmeichelnd ist, immer ein Teil von uns sein wir. Genauso wie es auch jede positive Emotion ist.
Hass kommt dann auf, wenn wir verärgert sind, ungerecht behandelt oder auf irgendeine eine Art missbraucht wurden.
All das kann auch am Ende einer schlechten Beziehung oder infolge einer Trennung geschehen.
Insgesamt unterscheiden wir 7 Phasen der Trennung. Diese durchleben wir alle, wenn wir eine einst glückliche und intakte Beziehung verlassen.
Die Paartherapeutin Vera Matt zählt folgende auf:
- Schockzustand
- Trennung nicht wahrhaben wollen
- Wut
- Um die Beziehung kämpfen
- Depression und Trauer
- Loslassen vom Partner
- Neuorientierung (1)
Uns interessiert besonders die dritte Phase, die sich mit Wut und Hass befasst.
In Filmen sehen wir oft den betrogenen Partner mit einem Schlüssel am Auto des Ex-Partners kratzen, die Kleidung aus dem Fenster schmeißen oder ein Getränk ins Gesicht werfen. Manche gehen sogar so weit und spielen mit Reputation, Verstand und Gefühlen des Ex-Partners wie beispielsweise Carrie Underwood in Before he cheats oder in der Liebeskomödie Trennung mit Hindernissen.
Bei Filmen wollen wir es aber nicht belassen, denn auch wir Normalos neigen dazu in unsere Wut dem Partner gegenüber einzutauchen und uns von diesem Gefühl führen lassen.
Das Wirrwarr, dass wir durchleben, lässt uns verrückte Dinge machen und ein Gefühlschaos in uns entfachen. (2)
Doch warum kommt es überhaupt dazu? Warum erleben wir Hassgefühle nach der Trennung?
Gründe für Hassgefühle nach der Trennung
Aus der unendlichen Liebe und all den großen Gefühlen kommt nun Wut, Ärger und Hass in dir hoch. Es ist nicht immer einfach, mit solch einer Wende umzugehen, doch oft stellen wir uns die Frage, warum können wir nicht einfach weitermachen?
Warum verlieren wir weiterhin Energie, Kraft und überhaupt unsere Zeit und Gedanken an einen Menschen, der solch einen Zorn in uns auslöst? Weil wir uns von unseren Gefühlen steuern lassen und nicht unserem Verstand.
Wie es jedoch überhaupt dazu kommt, zeige ich dir jetzt.
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Du bist verletzt
Hassgefühle kommen nach einer Trennung besonders dann in uns auf, wenn wir komplett überrumpelt und unvorbereitet auf sie waren.
Das erste Beispiel, das mir hierzu einfällt, ist ein Seitensprung bzw. eine Affäre. Noch zuvor war alles ok und plötzlich findest du etwas heraus, dass deine komplette Welt zusammenbrechen lässt.
Weil unser Herz in 1000 Stücke gebrochen ist, sind wir verletzt, verunsichert und letztendlich einfach nur wütend.
Es ist schwer zu verstehen, dass jemand, den wir so sehr lieben und so etwas antun kann?
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Du wurdest missbraucht
Die Situation, in der Frauen in einer missbräuchlichen Situation bleiben, ist komplex und niemals ein Grund Vorurteile zu entwickeln und Frauen deswegen zu verurteilen.(3)
Befreit man sich jedoch von einem toxischen Partner, einem Narzissten oder aus einer manipulativen Beziehung, ist es vollkommen verständlich mit Wut und Hass zu reagieren.
Der Gedanke, wie viel Zeit und Emotionen du an diese Person verschwendest hast und was du dafür bekommen hast, kann nichts anders auslösen außer genau diesen Gefühlen. Daneben kommt es aber auch zu einem Gefühl der Befreiung und Sicherheit.
Das Hassgefühl, dass du in diesen Momenten für deinen Ex-Partner verspürst, ist eine natürliche Reaktion, auf all das, was er dir angetan hat.
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Du fühlst dich ungerecht behandelt/missverstanden
Warum gehen Beziehungen in die Brüche?
Einer Statistik nach, geben die meisten Deutschen an, wegen Unzufriedenheit, fehlenden Gefühlen und einem Auseinanderleben ihre Beziehung zu beenden. Dicht gefolgt von den Angaben, dass es viele Streitereien gab und ein Partner sich missverstanden oder benachteiligt gefühlt hat.(4)
Zieht man diese Antworten in Betracht, kann man zu dem Entschluss kommen, dass wir uns allzu oft nicht wirklich genügend Zeit für einander nehmen, uns zuhören, Verständnis haben und Kompromisse eingehen wollen.
Hatten wir während der Beziehung und damit auch sicherlich bei der Trennung das Gefühl, dass unsere Gefühle ignoriert, unsere Sichtweise der Dinge nicht respektiert oder gar völlig missverstanden wurden, dann kann das natürlich ärgerlich sein.
Endete eure Beziehung zusätzlich in einem enormen Streit und mit vielen unschönen Szenen, dann sind Hass und Wut meist die ersten Gefühle, die wir danach verspüren.
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Du hast Angst vor dem, was kommt
Viele Menschen denken nicht wirklich viel darüber nach, wie es wäre nach langer Zeit wieder Single zu sein, bis zu dem Moment in dem sie plötzlich mit dieser Situation konfrontiert werden.
Kann es sein, dass eure Trennung in dir Gefühle wie die Angst davor alleine zu sein aufkommen lässt? Die Schuld auf den Ex zu schieben, dass man sich überhaupt in solch einer Situation befindet, ist daher oft die einfachste Variante.
Ein Blick in die ungewisse Zukunft reicht, um dich in ein ungewohntes Gefühlschaos zu versetzen. Darunter ist dann auch Groll und Hassgefühle für den Ex-Freund.
Dienen genau diese Gefühle vielleicht wie ein Versteck für all die Unsicherheit, Hilfslosigkeit, Scham und Hoffnungslosigkeit, die diese Trennung in dir verursacht hat?
Doch was kann man eigentlich tun, wenn wir uns vom Hass nach der Trennung befreien wollen? Wie können wir uns am besten von dieser negativen Emotion befreien und positiv und erleichtert in die Zukunft blicken?
Der Weg der Befreiung von Hassgefühlen nach einer Trennung
Hass und Wut sind nicht nur ungesund für uns, sondern hindern uns auch daran gute und vor allem richtige Entscheidungen zu treffen. (5)
Solange du an deinem Hass für deinen Ex-Freund festhältst, wirst du nicht weitermachen, heilen und dein Leben in vollen Zügen genießen können. Durch Hass steigt nicht nur unser Blutdruck und lässt unser Herz rasen, sondern saugt Energie aus unseren Körper und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Hass ist nicht etwas, was du lange in deinem Herzen tragen möchtest, glaube mir.
Genau deshalb möchte ich dir heute Wege zeigen, wie du dich von Hassgefühlen nach einer Trennung befreien kannst.
1. Thematisiere deine Gefühle
Dr. S. Jacobson schrieb in einem interessanten Artikel für Harley Therapy, dass es von großer Wichtigkeit ist, die Hassgefühle, die in einem lodern, auch klar und direkt anzusprechen. Und da gebe ich ihr auch wirklich vollkommen Recht.
Es kann die beste Freundin sein, ein Familienmitglied oder ein Therapeut. Es ist aber wichtig, dass du deine Gefühle nicht unterdrückst und sie klar und deutlich ausdrückst.
Dabei ist es wichtig, dass die Person ein guter Zuhörer ist und sich nicht davor scheut, mit dir auch Klartext zu reden.
Bei geliebten Personen ist es nämlich häufig das Problem, dass sie uns nicht weiter beunruhigen wollen oder es ihnen unangenehm ist, zu sagen, dass wir übertreiben.
Man sollte sich in solchen Fällen nicht davor scheuen, eine weitere, objektivere Meinung zu suchen. Dies kann beispielsweise ein Experte sein, der uns zuhört, eine neue Perspektive gibt und natürlich auch die nötigen Werkzeuge mit auf den Weg gibt, um mit unseren Hassgefühlen abzuschließen.
Entscheidest du dich für diesen Schritt, dann kannst auf unserer Hilfe-und-Beratungs-Seite viele wichtige Kontakte, Mails, Adressen und Telefonnummern finden, die sich als ideale Anlaufstelle entpuppen werden.
2. Konzentriere dich auf dich
Wenn wir auf eine Person wütend sind oder Hassgefühle für sie empfinden, dann verschwenden wir sehr viele Gedanken und Energie an die falsche Person.
Warum hat dein Ex, da du ihn jetzt los bist, weiterhin solch eine Macht über dich?
Das wichtigste ist dich in dieser schweren Phase nach der Trennung, auch auf dich selbst zu konzentrieren und zu lernen wieder alleine zu sein. (Außer du warst fleißig am Cushioning)
Lerne wieder, wer du bist – ohne deinen Partner. Entwickle neue Interessen. Finde heraus, was dich erfüllt, wo du dich angekommen fühlst und was du tun kannst, um dich gut in deiner Haut und in deinen Gedanken zu fühlen.
Vielleicht ist es für dich an der Zeit einen Urlaub alleine zu machen, zu meditieren oder dich in einer neuen Sportart zu testen. Nimm dir Zeit für dich, erfinde dich neu und kehre wieder zu dir zurück!
3. Lasse deine Wut raus
Manchmal ist der beste Weg, sich von Wut zu trennen, sie physisch zu befreien. Was genau für dich das Passende sein, wirst du selbst wissen.
Für manche ist es Sport zu treiben wie Boxen oder Joggen, für andere sind es Atemübungen, Yoga oder Pilates. Für die wiederum andere kann es auch viel einfacher sein: Einen sicheren Ort wählen, und einfach mal die Lunge aus dem Leib schreien, Kissen zusammenschlagen oder irgendetwas gegen die Wand werfen.
Gehörst du zu dieser Art von Mensch, dann ist vielleicht sogar ein Anger/Rage/Crash-room oder auch Wutraum genau das, was dich von deinen negativen Gefühlen befreien wird.
All die Dinge, die ich aufgezählt habe, haben jedoch eine Sache gemeinsam – du wirst dich danach verdammt gut fühlen!
4. Sei ehrlich zu dir selbst
Um auch wirklich ehrlich zu uns selbst zu sein, müssen wir vor allem achtsam sein. Sei ehrlich zu dir und nimm dir die Zeit, die du brauchst, um dir selbst wichtige Fragen zu stellen.
Warum genau bin ich so wütend?
Sind diese Hassgefühle nur eine Maske?
Gibt es Dinge, die meine Hassgefühle füttern?
Diese Fragen und noch viele weitere werden dir ermöglichen, ein ehrliches Gespräch mit dir selbst zu führen.
Nutze diesen Moment, um zur Ursache deiner Wut und Unzufriedenheit zu kommen und für dich persönlich den richtigen Weg zu finden, mit all diesen Gefühlen umzugehen und letztendlich mit ihnen abzuschließen.
5. Verlasse das Schwarz-Weiß-Denken
Deine Schwarz-Weiß-Denkweise oder auch Alles-oder-Nichts genannt führt dazu, dass wir mit unseren Gedanken in Extreme gehen, die mit der Realität der Situation nicht unbedingt vieles gemeinsam haben.
Ist auch dir solch eine Denkweise eigen, dann muss ich dir sagen, dass die Hassgefühle, die du in dir trägst, auch daraus resultieren können.
Meine englischsprachigen Kollegen sprechen an dieser Stelle vom balanced thinking, übersetzt balanciertes Nachdenken.
Versuche ein Gleichgewicht zu finden und die Situation, in der du dich derzeit befindest so gut wie möglich objektiv zu sehen.
Ich sage nicht, dass du die Schuld und Fehler in dir suchen solltest, sondern die Situation einfach mit etwas Abstand und einem kühlen Kopf betrachten solltest.
Fazit
Hassgefühle nach der Trennung für den Ex-Freund zu verspüren ist gar nicht so ungewöhnlich und selten wie es viele von uns vielleicht denken.
Die Ursachen, warum diese Gefühle plötzlich in uns brodeln, sind unterschiedlich.
Manchmal sind wir einfach nur enttäuscht und verletzt, halten einen Groll gegen den missbräuchlichen Partner, durchlebten eine wirklich schlimme Trennung oder fürchten uns einfach vor all dem, was uns nun in der Zukunft erwartet.
Wenn wir ganz ehrlich sind, wissen wir jedoch alle, dass Hass, Wut, Zorn und Groll in uns selbst einen größeren Schaden anrichtet, als wir vielleicht auch öffentlich zugeben wollen.
Deshalb ist es um so sich wichtiger, sich rechtzeitig von toxischen und hasserfüllten Gedanken zu befreien.
Dabei solltest du daran arbeiten, deiner Wut Luft zu machen, um nicht sprichwörtlich von ihr zu platzen. Fokussiere dich auf dich, deine Gefühle und darauf, wie du lernen kannst, deine Denkweise und damit auch deine ganze Einstellung zu lenken und zu verändern.
All das, wird sich positiv auf dich, deine psychische und physische Gesundheit auswirken und dir endlich dabei helfen, mit der ganzen Geschichte, und vor allem der Trennung, abzuschließen.
Einen finalen Abschluss hat doch auch wirklich jeder nach einer Trennung verdient.
5 Quellen
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1. Paartherapeut-in (Vera Matt): Die 7 Phasen der Trennung
2. Yeşim, K. F. B. und Aydin, C.: The Scale for Emotional Reactions Following the Breakup, Science Direct
3. Brandon Dare, B., Guadagno, R. E. und Muscanell, N.: Commitment: The Key to Women Staying in Abusive Relationships, Research Gate
4. Statista (2019): Was waren die Gründe für die Trennung?
5. Litvak, P. M., Lerner, J. S., Tiedens, L. Z. und Shonk, K.: Fuel in the Fire: How Anger Impacts Judgment and Decision-Making, Scholar Harvard