Fernbeziehungen tragen oft die Bezeichnung der zum Scheitern verurteilten Beziehungen.
Für manche Menschen ist es unvorstellbar, dass sie nicht physisch neben ihrem Partner anwesend sind, und das Geräusch von Kofferrädern, Flughäfen, Bahnhöfen, Abschiedsumarmungen und Tränen sind für viele eine große Belastung.
Was denn sonst.
Neben den finanziellen Kosten und der körperlichen Entfernung voneinander muss man auch warten, Tage zählen, Reisen und Aktivitäten planen und all das mit seinen Alltagsverpflichtungen in Einklang bringen.
Und ehe man sich überhaupt trifft, ist es schon wieder Zeit, sich zu trennen und in die eigene Wohnung zurückkehren. In die Wohnung, die dann zur Einzelzelle mit kalten Wänden wird, die keinen Komfort bietet.
Man muss nach diesen wenigen wundervollen Momenten, die man mit seinem Herzmenschen verbracht hat, in den Alltag zurückkehren, und alles, was man eigentlich will, ist, dass man neben seinem Partner ist. Die ganze Zeit.
Man möchte miteinander aufwachen und miteinander einschlafen. Den ersten Kaffee am Morgen gemeinsam trinken. Gemeinsam das Mittagessen kochen. Einfach füreinander da sein, wenn etwas Gutes oder etwas Schlechtes passiert. Sich umarmen und küssen, wann immer man will, und nicht nur, wenn das Wochenende kommt …
In solch einer Beziehungsform zu sein, ist äußerst schwierig.
Ich habe so oft von Menschen gehört, die es geschafft haben, eine Fernbeziehung aufrechtzuerhalten und jetzt zusammen sind, dass sie so etwas niemandem wünschen würden, weil es sowohl körperlich als auch psychisch furchtbar belastend ist.
Am traurigsten ist jedoch die Tatsache, dass es Situationen gibt, in denen eine Fernbeziehung solch eine psychische Belastung ist, dass selbst die stärksten Gefühle für eine Person manchmal nicht ausreichen, um sie am Leben zu erhalten. Und so kommt es zur Trennung trotz Liebe.
Wann wird eine Fernbeziehung zu einer psychischen Belastung?
Eine Beziehung auf Distanz ist etwas, worauf sich beide Partner einigen. Ob von Anfang an oder aufgrund bestimmter Umstände, wenn sie getrennt voneinander sein müssen.
Sie sind sich von Anfang an bewusst, dass sie vor einer großen Herausforderung für sie und ihre Liebe stehen und dass eine Fernbeziehung ein großer Liebestest ist, den sie bestehen müssen.
Diese Belastung, die den Partnern auferlegt wird, spiegelt sich in ihrem täglichen Leben wider und in vielen Momenten wird die Beziehung zu einer psychischen Belastung.
Sosehr man sich auch liebt und an der Beziehung arbeiten will, einige Probleme und Herausforderungen gewinnen leider den Kampf.
Neben der physischen Distanz selbst sind dies einige der häufigsten Probleme, mit denen Paare in Wochenendbeziehungen konfrontiert sind und Gründe, warum Fernbeziehungen scheitern können.
1. Auseinandersetzungen
Streitigkeiten sind einige der häufigsten Beziehungsprobleme, da es selbstverständlich ist, von Zeit zu Zeit Meinungsverschiedenheiten und kleinere Konflikte zu haben.
Wenn man sich jedoch in einer Fernbeziehung befindet, wird jeder kleine Konflikt plötzlich zu einem großen Streit, gerade wegen der mangelnden physischen Nähe. In normalen Beziehungen wird man einen Streit einfach lösen, indem man unter vier Augen spricht.
Man wird alle Meinungsverschiedenheiten schnell lösen und sich versöhnen. Bei der Fernkommunikation handelt es sich jedoch hauptsächlich um Online-Plattformen.
Aufgrund der Distanz ist man irgendwie angespannt und ein falsches Wort reicht aus, um alles zum Eskalieren zu bringen. Wenn dazu noch Alltagsstress und unterschiedliche Befindlichkeiten kommen, wird es unerträglich.
2. Missverständnisse in der Kommunikation
Wie oft ist es dir passiert, dass dir jemand eine Nachricht schreibt, die ein bisschen unhöflich und unanständig klingt und tatsächlich war es überhaupt nicht so gemeint. Aber du hast dir in deinen
Gedanken vorgestellt, dass diese Person derzeit schlecht gelaunt oder wütend ist.
Du fragst dich: Was habe ich falsches gesagt? Erst nachdem du mit dieser Person sprichst, merkst du, dass es überhaupt nicht so gemeint war, aber du hast es falsch verstanden, weil du die
Person, ihre Mimik nicht siehst und nicht weißt, wie diese Nachricht eigentlich klingen sollte.
Stell dir dann vor, wie oft dies in einer Fernbeziehung passieren kann.
Missverständnisse in der Kommunikation sind eine häufige Sache, denn natürlich kommuniziert man durch Nachrichten und Anrufe, doch Einsamkeit und Mangel an Nähe machen das ihre.
Eine andere Sache an der Kommunikation, die ein Problem sein kann, ist die Häufigkeit der Kommunikation. Ein Partner möchte mehr kommunizieren, während der andere manchmal keine Zeit dafür hat, und hier entsteht Konflikt anstatt der erstrebten Harmonie.
3. Getrennte Leben
Wenn man in einer Fernbeziehung ist, fühlt man sich oft, als wäre man tatsächlich noch Single.
Der Partner ist in einigen für uns wichtigen Momenten nicht da, er ist nicht da, wenn wir glückliche oder traurige Nachrichten mit ihm teilen wollen, er ist nicht da, um uns zu ermutigen, er ist nicht da, um Momente unseres Lebens mit ihm zu teilen.
Eine Sache ist, wenn man alles zusammen durchläuft und die andere, wenn man nur miteinander darüber reden kann.
Darüber hinaus hat man das Gefühl, dass einem die Intimität fehlt, nicht nur die physische, sondern auch die emotionale Verbindung, weil man das Gefühl hat, seinen Partner nicht gut zu kennen.
Man fragt sich: Wo ist er jetzt, denkt er überhaupt an mich?
Man hat nicht die Möglichkeit, einige Momente mit ihm zu verbringen, seine Freunde zu treffen, zu sehen, was er im Laufe der Woche so macht usw. Dann fragt man sich, ob diese Beziehung überhaupt Sinn macht und wohin sie führt, und dann wird die Fernbeziehung zu einer psychischen Belastung.
4. Eifersucht und Misstrauen
Eifersucht und Misstrauen können in jeder Beziehung auftreten, in einer Fernbeziehung können sie jedoch etwas ausgeprägter sein.
Distanz und Mangel an Nähe treffen uns so sehr, dass wir Paranoien entwickeln können, wenn wir eine Weile nichts von unserem Partner hören. In diesem Fall wird die Partnerschaft entsprechend belastend für einen.
Selbst wenn man es nicht will, entstehen aufgrund dieser Last Fragen und Zweifel, geht er mir fremd, führt er eine andere parallele Beziehung zu unserer usw., was wiederum zu Konflikten, Streitigkeiten und in den meisten Fällen zur Trennung führt.
5. Die Reise
Natürlich kann man es kaum erwarten, seine geliebte Person wiederzusehen und sich ihm in die Arme zu werfen, aber wenn man darüber nachdenkt, wie viel man im Voraus planen muss, wird es schnell anstrengend.
Besonders, wenn die Distanz sehr groß ist. Geldinvestitionen, Fahrtplanungen, An- und Abreise, Hotelbuchungen etc. etc.
In vielen Situationen muss man einige Dinge aus seinem Leben etwas zur Seite schieben und viel opfern, um seinen Partner zu sehen. Wir sind bereit, alles für die Liebe zu opfern, aber es kommt einfach ein Moment, an dem man sich fragt, ob es das alles wert ist.
6. Unterschiedliche Ziele
Wenn die Partner unterschiedliche Ziele und Vorstellungen von der Zukunft haben, ist diese Beziehung zum Scheitern verurteilt. Und das nicht nur die Beziehung auf Distanz.
Zum Beispiel möchte keiner der Partner seinen Wohnort, seinen Job und sein Leben verlassen und zum anderen in eine gemeinsame Wohnung einziehen.
Sie pflegen die Beziehung, weil sie sich lieben und weil sie Spaß haben, aber ihnen fehlen langfristige gemeinsame Ziele und die prinzipielle Beziehungszufriedenheit bleibt aus. Dann wird die Beziehung zu einer psychischen Belastung und muss früher oder später enden.
Zusätzlich zu diesen Problemen, mit denen Paare in einer Fernbeziehung konfrontiert sind, gibt es viele psychische Auswirkungen, die sich bei einem Partner entwickeln können.
Denn weit weg von der Person zu sein, die du liebst, ist viel mehr als nur zu vermissen und sich danach zu sehnen, sich wiederzusehen. Diese physische Distanz hat einen großen Einfluss auf die Psyche, sodass folgende Symptome auftreten können.
Fernbeziehung: 6 Symptome der psychischen Belastung
1. Stress
Die Aufrechterhaltung einer Beziehung auf Distanz ist sehr stressig und herausfordernd.
Die Tatsache, dass der Partner nicht da ist, wenn wir ihn am dringendsten brauchen, ist sehr frustrierend und man leidet schnell wegen der Entfernung.
Der gesamte Stress, den eine Person empfindet, wird auf die andere und damit auf die gesamte Beziehung übertragen. So entsteht ein Teufelskreis, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.
2. Einsamkeit
Es ist natürlich, sich einsam zu fühlen, wenn der Partner nicht da ist. Aber nach einer Weile fühlt man sich nicht nur physisch, sondern auch emotional von seinem Partner entfernt und beginnt, die gesamte Beziehung infrage zu stellen.
Wenn eine längere Zeit vergeht, in der wir unseren Lieblingsmenschen nicht sehen, fragen wir uns, ob wir einander wirklich nahe stehen oder ob es uns nur so erscheint.
Dieses Gefühl entsteht aufgrund der Tatsache, dass wir unsere Liebe nicht so ausdrücken und zeigen können, wie wir es gerne möchten.
3. Negativität
Obwohl wir es nicht wollen, geraten wir unbewusst in einen Strudel negativer Gedanken.
Manchmal, wenn der Partner schlecht gelaunt ist, wirkt es sich sofort auf uns aus und es erscheint eine schwarze Wolke der Negativität über unserem Kopf, die auf keinen Fall weiterziehen will.
Negative Gedanken beeinflussen unsere täglichen Aktivitäten, aber auch unseren ganzen Körper. Wir können uns nicht auf das konzentrieren, was wir tun müssen.
Wir denken über mögliche negative Szenarien nach. Und dazu noch, wenn Eifersucht und Misstrauen involviert sind, dann wird die Situation ernst.
4. Eifersucht und Abhängigkeit
Wer von Natur aus eifersüchtig ist, wird in einer Fernbeziehung kaum funktionieren können. Die Entfernung von dem Lieblingsmenschen ruft irgendwie das Schlimmste in uns hervor, sodass es einfach ist, das kleine grüne Monster in uns zu wecken.
Alle Unsicherheiten treten an die Oberfläche und man wird besessen, eifersüchtig, will seinen Partner kontrollieren, wissen, wo er ist usw.
Eifersucht und Abhängigkeit vom Partner spiegeln sich wiederum in unserem Körper wider, weil solch ein Verhalten viel Stress verursacht.
5. Depression
Depressionen sind in einer Fernbeziehung keine Seltenheit. Man fühlt sich so, als ob man einen Teil von sich selbst vermisst, wenn der Partner weg ist.
Man erinnert sich nur an die gemeinsame Zeit und verbringt den ganzen Tag im Bett, weil man sich nach seinem Partner sehnt.
Dieser Zustand kommt und geht wieder vorbei, aber man fühlt sich genauso wie bei Depressionen nach einer Trennung, weil man seinen Partner vermisst.
6. Ängste
Man kann eine ganze Reihe von Ängsten in einer Fernbeziehung entwickeln. Es besteht vor allem die Angst, etwas zu verpassen. Man fragt sich, ob es wert ist, eine Fernbeziehung zu pflegen und sich so viel Mühe zu geben, denn vielleicht gibt es etwas Besseres.
Andererseits kann es zu einer Angst vor Verlust kommen, die wiederum mit Eifersucht, Abhängigkeit und Misstrauen verbunden ist.
Hat eine Fernbeziehung eine Zukunft?
Trotz alledem ist die tatsächliche Zahl von Menschen in Deutschland, die erfolgreiche Fernbeziehungen führen, immer noch groß.
Dank moderner Technologie und einer mobilen Gesellschaft ist es heute sicherlich viel einfacher, eine Beziehung auf Distanz aufrechtzuerhalten, als es das früher war.
Und auf die Frage, ob eine Fernbeziehung eine Zukunft haben kann, lautet die Antwort Ja. Natürlich hat sie das, aber unter bestimmten Voraussetzungen: viel Liebe, Willen und Opferbereitschaft.
Die zentrale Erfüllungs- und Erfolgsfaktoren für eine gelingende Fernbeziehung sind:
1. Liebe und Opferbereitschaft
Mit viel Liebe und Opferbereitschaft sind die Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten der Fernbeziehung sehr groß. Wenn du in einer erfolgreichen Fernbeziehung sein willst, musst du bereit sein, etwas zu opfern, aber auch wissen, dass dein Partner dazu bereit ist.
Dies bedeutet, dass ihr beide die Umstände akzeptiert, einige Dinge zu opfern, zu reisen, Geld auszugeben usw.
Das Wichtigste neben der Liebe ist jedoch viel, viel Verständnis füreinander zu haben, denn wenn ihr euch genug liebt und wirklich miteinander zusammen sein wollt, kann euch nichts voneinander fernhalten.
2. Vertrauen
Ohne Vertrauen steht jede Beziehung auf wackeligen Füßen und vor allem eine, in der Kilometer eine große Rolle spielen.
Ihr müsst viel Vertrauen einander gegenüber haben, damit eure Beziehung erfolgreich sein kann, denn jede Anstrengung ist vergebens, wenn ihr die Treue des anderen infrage stellt.
Darüber hinaus hat dies negative Auswirkungen auf dich und deine psychische Gesundheit. Denk also daran, dass das Vertrauen aufbauen die Nummer 1 ist und mit Vertrauen kommt definitiv eine zunehmende Stabilität der Beziehung.
3. Geduld
Geduld ist das, was eure Beziehung am Leben erhält. Ich weiß, es ist nicht einfach, geduldig zu sein und zu warten, aber man hat einfach keine andere Wahl.
Zu deinem eigenen Wohl, zum Wohl deines Partners und zum Wohl der Partnerschaft.
In der Zeit zwischen dem Wiedersehen ist es wichtig, deine Gedanken abzulenken und dich auf dein tägliches Leben zu konzentrieren. Arbeiten, Freunde treffen, Hobbys pflegen.
Fülle deine Zeit und habe Geduld, bis du deinen Schatz wiedersehen kannst.
4. Die richtige Planung
Planung ist die halbe Arbeit und ihr spart euch viele Nerven und Energie, wenn ihr eure Treffen rechtzeitig plant.
Natürlich kann es immer zu einer unvorhergesehenen Situation kommen, aber wenn ihr im Voraus vereinbart, ob es sich um eine Wochenendbeziehung handelt oder ob ihr euch seltener sehen werdet, wisst ihr sofort, woran ihr seid und ob ihr eure Verpflichtungen in Einklang bringen könnt.
5. Kommunikation
Glücklicherweise können wir heute einfacher als je zuvor mit jemandem in Kontakt treten. WhatsApp, Skype, Facebook, Instagram – so viele Apps, über die wir kostenlos miteinander sprechen und uns sehen können.
Natürlich kann die Kamera den physischen Kontakt nicht ersetzen, aber es ist viel einfacher, eine Fernbeziehung mit regelmäßiger Kommunikation und Online-Gesprächen aufrechtzuerhalten. Daher solltet ihr eure Kommunikation pflegen.
6. Die gleichen Ansichten über die Zukunft
Und das Wichtigste, worüber ihr sprechen müsst, sind definitiv eure Zukunftspläne. Früher oder später werdet ihr eure Beziehung auf die nächste Ebene bringen müssen. In einer gemeinsamen Wohnung leben, heiraten oder dergleichen.
Redet darüber und plant gemeinsam. Es gibt euch Geduld, aber schafft auch ein Bild davon, warum ihr zusammen seid und warum ihr zusammen sein wollt und was das Ziel ist, das ihr gemeinsam erreichen wollt.
Finde hier noch mehr Tipps für eine Fernbeziehung, um die Distanz zu besiegen.
Fernbeziehung ist eine psychische Belastung geworden: Was nun?
Wenn du deine Belastungsgrenzen wirklich erreicht hast, ziehst du sicherlich eine Trennung in Betracht.
Falls ihr zu viel streitet und kein Vertrauen einander gegenüber habt, solltest du dir bewusst sein, dass sich dies wahrscheinlich nicht ändern würde, selbst wenn ihr in einer Beziehung seid, in der ihr ständig zusammen seid.
Sprich mit deinem Partner und frag nach, wie er sich fühlt. Wenn ihr beide der Meinung seid, dass eure Beziehung ihren Höhepunkt erreicht hat und ihr keine gemeinsame Zukunft seht, dann weißt du, dass es Zeit ist, weiterzugehen.
Auf der anderen Seite, wenn ihr euch immer noch liebt und möchtet, dass die Beziehung erfolgreich ist, weil ihr ein gemeinsames Ziel habt, dann sei geduldig und versuche, positiv zu denken.
Lass dich auf jeden Fall von deinem Bauchgefühl leiten. Wenn du schon lange Zeit das Gefühl hast, dass dies nicht das ist, was du willst und dich nicht glücklich macht, dann ist es vielleicht an der Zeit, dieses Kapitel deines Lebens zu schließen und dein Glück woanders zu suchen. ❤