Ihr seid beide auf 180, seid nur noch voneinander genervt und kocht vor Wut und schon kommen sie wie von selbst aus dem Munde geflossen. Und machen das Ganze nur noch schlimmer. Sie verletzen und beleidigen euch beide.
Worüber ich spreche? Ist doch klar!
Es sind verletzende Worte, die wir im Streit nutzen.
Sie entstehen und explodieren im Raum innerhalb weniger Sekunden, doch die Wunden, die sie verursachen, tragen manche von uns ein Leben lang mit sich.
Jedem ist es sicherlich schon mal passiert, dass er etwas gesagt hat, worauf er nicht wirklich stolz ist. Im Eifer des Gefechts geschieht es tatsächlich auch den ruhigsten unter uns, etwas wirklich Fieses zu sagen bzw. von uns zu geben.
Wir alle sind also irgendwo schuldig, schon mal nicht wirklich die nettesten in einem Streit gewesen zu sein und, ganz wichtig, ich rede hier nicht von der verbalen Gewalt.
Das Gleiche gilt aber auch für den Partner. Auch wenn er der beste Partner ist, den wir uns vorstellen könne, verwandeln sich manche unserer Partner in einen regelrechten Kampfhahn, der auch gerne mal unter die Gürtellinie zielt.
Die Ursachen für einen Streit sind einer Umfrage aus dem Jahr 2020 zufolge unterschiedlich und reichen von der Unordentlichkeit des Partners, Untreue bis hin zu den Schwiegereltern und Familie. Die Häufigkeit hängt ganz vom Verhältnis, den Persönlichkeiten und der Beziehungsdynamik ab.
Was solche Worte aber mit einer Beziehung anstellen und worauf du besonders achten solltest, möchte ich dir jetzt erzählen.
Das verursachen verletzende Worte im Streit
In vielen Beziehungen fallen ab und zu Worte, die in einem Beziehungswörterbuch eigentlich nichts verloren haben. Besonders achtsam sollten wir sein, wenn wir im Streit damit anfangen, mit allen Mitteln zu kämpfen und alles aus dem Ruder zu laufen droht.
Es gibt nämlich in jedem Verhältnis eine bestimmte Grenze, die niemals überschritten werden sollte. Beleidigungen, Demütigungen oder Beschimpfungen sind daher kein Teil einer gesunden Kommunikation, die man in einer Partnerschaft pflegen sollte.
Ist es jedoch tatsächlich so, dass dein Partner und du wiederholt in genau diese Schiene rutscht, müsst ihr wissen, welchen Schaden ihr dabei in eurer Beziehung anrichtet.
Es ist also wichtig, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Tut ihr das nicht, könntet ihr schon bald folgende Konsequenzen erleben.
1. Der Respekt geht verloren
…Ich sagte meinem Freund, dass er eh nichts weiß und ich ihn wie einem kleinen Baby alles nachtragen muss. Seine Mutter hat ihm nichts beigebracht und seine Manieren seien zum Kotzen. Die ganze Familie, wüsste nicht, wie man sich zu verhalten hat. Es tat mir später Leid, doch die Dinge waren nie wieder wie zuvor….
Nicht nur, dass das wenig Sinn macht, es ist auch schwer jemanden zu respektieren, mit dem bei jeder Streitigkeit schwere Worte fallen. Das gilt natürlich auch in einer Partnerschaft.
Greift auch ihr bei jedem Streit zu Beleidigungen und Erniedrigungen, dann fühlt sich der Partner nicht nur respektlos behandelt, sondern verliert auch den Respekt.
Das geschieht auch durch Dinge wie Negging, oder mit Hilfe lustiger Beleidigungen.
So verlierst du den Respekt für deinen Partner, weil er sich dir respektlos gegenüber verhält. Gleichzeitig aber ist sein Verhalten auch ein Spiegelbild des mangelnden Respekts für dich.
Und respektloses Verhalten sollte man niemals dulden. Auch dann nicht, wenn es von einer Person kommt, die man liebt.
2. Es werden emotionale Wunden hinterlassen
… Vor 4 Jahren sagte mein damaliger Partner in einem Streit, dass ich eine schmutzige Schlampe bin, die keine Liebe verdient. Er sagte, ich werde niemals jemanden finden, der mich außer ihm dulden würde…
Dies sind die Worte einer Leserin, die über die emotionalen Wunden schrieb, die bis heute noch anhalten und Schmerz auslösen.
Zunächst sind es nur irgendwelche Worte, die in einem heftigen Streit im Raum standen. Doch kurze Zeit später wurden sie zum Trennungsgrund und die Ursache für großen Schmerz.
Für vieles, was wir in einem Streit sagen, können wir uns entschuldigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Worte aus der Erinnerung gelöscht wären oder ignoriert werden können. Auch dann nicht, wenn man den Fehler eingesteht.
Oft tragen wir, auch Jahre später, schlimme Worte in unserer Erinnerung. Sie sind da, weil sie uns Schmerz und Leid verursacht haben.
Um diese zu verzeihen, muss man all seine Kraft zusammennehmen. Für viele reicht es aber auch dann nicht.
3. Eine Distanz entsteht
…nachdem mein Partner mich und meine ganze Familie mehrmals im Streit beleidigt hat und wirklich schlimme Dinge gesagt hat, war ich sehr enttäuscht. Ich wollte einfach meine Ruhe haben und nichts mehr von ihm hören. Obwohl er sich mehrmals entschuldigte, ich brauchte einfach meine Zeit und Abstand von ihm…
Wissenschaftler bestätigen, dass, wenn wir mit einer negativen Situation konfrontiert werden, eine Selbstdistanzierung oft eine natürliche Reaktion ist, um mit damit umzugehen. (1)
Kommt es in einer Beziehung immer wieder zu Streitigkeiten und Aussetzern, dann baut sich jedoch mit der Zeit zwischen den Partnern eine Distanz und Misstrauen auf, das zu großen Problemen führen kann.
Ist man vom Partner enttäuscht und fühlt sich neben ihm nur noch wie ein Häufchen Elend, dann will man meistens nur noch eins – weg von ihm.
Wohin solche Gedanken führen, wissen wir beide, oder?
4. Es wird brenzlig
… Mein damaliger Freund und ich haben uns ständig in den Haaren und waren eigentlich nur noch genervt voneinander. Man konnte die Spannung zwischen uns richtig spüren. Es wunderte mich also nicht, als es zu einer Eskalation kam und wir beide fast handgreiflich geworden sind. Zum Glück beendeten wir das Ganze rechtzeitig…
Es beginnt mit toxischen Worten und endet leider allzu häufig mit Handgreiflichkeiten und Gewalt. Verbale wie auch körperliche Gewalt sind jedoch Dinge, die immer das Ende einer Beziehung symbolisieren.
Und das meine ich ernst. Dazu muss man klipp und klar sagen, dass jegliche Formen von Gewalt nichts mit der Liebe und einer glücklichen Partnerschaft zu tun haben.
Es ist also wichtig, dass ihr beide rechtzeitig Red Flags in eurer Beziehung erkennt und sofort damit aufhört, euch gegenseitig kleinzumachen, zu beschimpfen oder zu beleidigen. Als zwei erwachsene Menschen, seid ihr in der Lage euch zu kontrollieren und solche Exzesse aus eurer Beziehung herauszuhalten.
5. Ihr fühlt euch nicht geliebt
…Mein Mann und ich haben uns in einer Phase so viel gestritten, dass ich richtige Hassgefühle für ihn entwickelt habe. Wir beide fühlten uns eigentlich nur noch fehl am Platz und ungeliebt. So sollte eine Ehe niemals aussehen…
Studien sagen, je mehr Liebe im Spiel ist, desto größer können auch dich späteren Hassgefühle sein. Genau diese kommen in einer Beziehung in uns dann auf, wenn wir uns vom Partner missachtet, ausgetrickst und verletzt fühlen. (2)
Kurz gesagt, wir fühlen uns nicht geliebt und wertgeschätzt. Natürlich wird das eine ganze Lawine von Gefühlen in uns verursachen.
Damit entlieben wir uns auch immer mehr vom Partner und vergrößern die Distanz zwischen uns immer mehr.
6. Ihr streitet häufiger und heftiger
…Auch wenn ich ab und zu nichts sagte und Konflikte vermeiden wollte, stritten uns mein Partner und ich mit der Zeit immer mehr. Jede Kleinigkeit wurde zum Problem und Dinge, die wir unter den Teppich gekehrt hatten, standen plötzlich im Raum. Keine einfache Zeit! Wir hatten uns an einem gewissen Punkt einfach nichts mehr Nettes zu sagen. Es war alles viel zu viel…
Oft melden sich Paare bei mir, die in einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Beziehung das Gefühl hatten, dass sie die Box der Pandora geöffnet haben und nun nicht mehr schließen konnten.
Die Streitigkeiten stapelten sich regelrecht aufeinander und ließen ihnen kaum noch Luft zum atmen. Dazu kommen Auseinandersetzung oder passiv-aggressives Verhalten, dass das Ganze nur noch schlimmer macht.
Genau das passiert dann, wenn wir nicht richtig streiten. Das Ziel eines Streits, wenn es schon dazu kommt, ist es eine Lösung des Problems zu finden, etwas Dampf abzulassen und wieder runterzukommen.
Auch wenn es nicht unbedingt eine positive Emotion ist, Wut und genervt sein sind ein Teil jeder Partnerschaft. (3)
7. Mehr Groll kommt auf
…Für mich genügte nur ein Satz, um meinen damaligen Freund zu verlassen. Mit nur einem Satz verletzte er mich so sehr, zeigte sein wahres Gesicht und enttäuschte mich zugleich. Er sagte, dass ein größter Albtraum ist, dass eine dumme Schlampe wie ich die Mutter seiner Kinder sein könnte. Ein Satz… aber dieser eine Satz sagte so viel mehr, als all die Hunderten von Liebeserklärungen…
Wie viel kann man ertragen, bevor man es dem Partner so richtig übel nimmt. Reicht ein Wort, Geste aus oder muss es unbedingt mehr sein?
An einem Punkt angekommen hat man nur noch Groll und Unmut in sich, den man nicht mehr so geschickt verstecken kann. Ein Rezept für eine erfolgreiche und glückliche Beziehung sieht auf jeden Fall anders aus.
Besonders dann kommen diese zum Vorschein, wenn uns der Partner absichtlich runterzieht, unsere Unsicherheiten und Macken anspricht. Indem er das tut, möchte er sich aufwerten und die Oberhand behalten.
8. Es wird giftig
…Ab einem gewissen Punkt wollte ich es meinem toxischen Partner einfach nur noch heimzahlen. Seine Gaslighting-Versuche, Manipulationen und Ausbeutung gingen nicht unbemerkt an mir vorbei. Es war genug…
Woran kann man einen toxischen Partner erkennen? Ab dem Punkt, in dem du merkst, dass du dich in einer Beziehung befindest, in der Liebe und Zuneigung keine Relevanz mehr haben. Es ist nicht mehr der Ort, an den du dich wendest, wenn du Zuspruch, Trost und Bekräftigung brauchst.
Es ist nun ein Ort der schlimmen Worte und traurigen Gefühle. Toxizität in einer Partnerschaft hat verschiedene Gesichter.
Mal sind es die emotionale Ausbeutung, Gaslighting, Demütigungen und Beschimpfungen, ein anderes Mal ist es die digitale Untreue, Stonewalling oder eine Affäre.
9. Der Liebesturm wackelt
…Wie lange können ich und unsere Beziehung das aushalten? Und hat es überhaupt noch einen Sinn? Diese Fragen stellte ich mir so oft. Wenn ich jetzt daran zurückdenken, waren sie mein Hauptgedanke jeden Abend vor dem Schlafengehen und jeden morgen beim Aufwachen…
Schafft ihr zwei es nicht, euch rechtzeitig zu kontrollieren und den explosiven Streitereien ein Ende zu setzen, dann werdet ihr euch schon bald in Schwierigkeiten befinden.
Das ist nicht das Endziel einer Beziehung. Das Endziel sollte sein, dass ihr zusammen eure Liebe genießt und aus ihr Positives schöpft.
Das sind die Folgen, die man erleben kann, wenn man verletzende Worte in einem Streit mit dem Partner nutzt. Habt ihr euch jedoch dazu entschlossen, euch zu ändern und an eurer Beziehung gemeinsam zu arbeiten, dann werde ich euch jetzt wichtige Tipps dazu geben.
Tipps, um verletzende Worte aus eurer Beziehung zu verbannen
Natürlich wünscht sich jeder von uns eine intakte Beziehung. In dieser werden Probleme mit einem ruhigen Ton besprochen, man streitet sich nie und wird auch nie laut. Entspricht das aber auch wirklich der Realität?
Wohl kaum!
Was kann man also tun, wenn man in der Beziehung teilweise den Kompass verloren hat und sich in Streitigkeiten nun immer mehr auf verletzende Worte verlässt?
Tipp 1: Seit fest entschlossen, an euch zu arbeiten!
Sätze wie:
Es tut mir leid, kommt nicht mehr vor!
Ich mache es nie wieder!
Das war nur das eine Mal!
hören sich vielleicht vielversprechend an, doch das da wirklich etwas auch dahintersteckt ist wenig wahrscheinlich.
Deshalb ist es wichtig, dass ihr zusammen den Entschluss fasst, dass es so nicht mehr weitergehen kann und ihr euch ändern wollt.
Arbeitet hart daran, euch während eines Streits zu kontrollieren. Sucht euch eine passende Methode aus, wie beispielsweise von 10 runterzählen oder ein paar Mal tief durchatmen.
Wenn ihr nicht sicher seid, wie und was genau ihr tun solltet, dann könnt ihr immer einen Berater oder professionellen Therapeuten aufsuchen. Auf unserer Hilfe- und Beratungsseite findet ihr dazu mehr.
Tipp 2: Deeskaliert die Situation!
Wenn ihr beide merkt, dass sich die Situation zwischen euch hochschaukelt, dann ist es immer clever eine Pause zu nehmen.
Tut das, was nötig ist, um euch beide vor einem Ausraster zu stoppen. Bei manchen ist es ein Pausen-Wort oder einfach mal sagen Stopp, das geht jetzt zu weit!
Auf diese Weise werdet ihr die Möglichkeit behalten, runterzukommen und einfach in einem ruhigen Moment das Problem wieder anzusprechen. Ich bin mir sicher, dass ein zweiter Anlauf, in dem sich die Gemüter beruhigt haben, viel positiver enden wird.
Tipp 3: Setzt feste Grenzen!
Oft kommt es zu Missverständnissen oder Streit, weil einfach wichtige Grenzen fehlen. Das, was ein Partner als harmlos empfindet, löst in dem anderen ein großes Gefühlschaos aus.
Daher ist es sehr wichtig auch innerhalb einer Beziehung über feste Grenzen zu sprechen und Dinge anzusprechen, die wichtige NO-Go´s für euch zwei sind.
So werdet ihr nicht wie auf Eierschalen um einander herumlaufen, aber auch sichergehen, dass der Partner weiß, wann er zu weit gegangen ist.
Gesunde und feste Grenzen sind der Schlüssel zu allen guten Beziehungen. Das gilt vor allem bei Liebesbeziehungen. (4)
Tipp 4: Führt eine offene Kommunikation!
Eine gute und offene Kommunikation ist das A und O in einer Beziehung. Auch dann, wenn verletzende Worte schon im Raum stehen oder sich der Streit zwischen euch gerade hochschaukelt und nichts Positives bringen wird.
Der Wendepunkt kann sehr einfach kommen:
Ich glaube, wir sollten jetzt aufhören!
Mir gefällt nicht, wie wir anfangen, miteinander zu sprechen!
Nehmt aus eurem Streit etwas Positives und versucht aus jeder kniffligen Situation das Beste herauszuholen und sie als eine wertvolle Lektion wahrzunehmen.
Mit einer vertrauten und offene Kommunikation kann es euch gelingen, verletzende Worte aus euren Konflikten zu verbannen. Und damit einen neuen Weg der Problemlösung einzuschlagen.
Meine abschließenden Worte
Ich erhoffe mir, euch mit diesem Artikel gezeigt zu haben, dass verletzende Worte nicht nur irgendwelche Worte sind, die wir im Streit sagen. Es ist wichtig zu wissen, dass sie große emotionale Wunden aufreißen und unsere ganze Beziehung auf die Probe stellen.
Meiner Meinung nach, haben sie wenig mit einer liebevollen und innigen Beziehung zu tun. Daher ist es wichtig, rechtzeitig zu handeln.
Streiten ist ok, solange man es respektvoll und mit Würde tut. Alles, was unter der Gürtellinie ist und den Partner kränkt, sollte so schnell wie möglich aus der Beziehung verbannt werden.
Respektiere dich selbst, um so etwas nicht zu dulden. Und respektiere deinen Partner genug, um ihn nicht zu beschimpfen und zu beleidigen, wenn die Nerven mit dir durchgehen.
4 Quellen:
- Kross, E. und Ayduk, O.: Chapter Two – Self-Distancing: Theory, Research, and Current Directions, Science Direct
- Jin, W., Xiang, Y., und Lei, M.: The Deeper the Love, the Deeper the Hate, Frontiers
- Ohioonline: Dealing With Anger in a Marriage, The Ohio State University
4. AlMahmoud, T., Hashim, J. M., Naeem, N., Almahmoud, R., Branicki, F. und Elzubeir, M.: Relationships and boundaries: Learning needs and preferences in clerkship medical environments, NIH