Heut sind die meisten von uns auf sozialen Medien aktiv. Wir lesen, liken, klicken, stöbern und schauen uns um. Doch was, wenn das Scrollen am späten Abend nicht mehr so harmlos ist und das Online-Flirten und Umschauen eine neue Dimension bekommt?
Damit befasse ich mich in diesem Artikel.
Es benötigt nur eine E-Mail-Adresse, deinen Namen oder Nicknamen, ein Foto und ein paar Daten über dich und deine Vorlieben, Interessen und schon bist du in der virtuellen Welt der sozialen Profile und Medien angekommen.
Heute sind wir weit weg von der Szene aus Sex and the City entfernt, in der sich Carrie unter dem Tisch versteckt, damit sie Aiden von seiner Mail aus nicht sehen kann. Nein, wir sind heute auf einem ganz anderen Niveau.
Betreten wir das Internet, öffnet sich vor uns eine ganz neue Welt.
Ein Meer vom Profilen, Menschen, Fotos, Witzen, Anmachen und noch viel mehr öffnet sich vor unseren Augen. Doch die Frage ist, was wir daraus machen und wo die Schmerzgrenze zwischen ein paar Likes auf Fotos von fremden Frauen und Online-Fremdgehen bzw. der digitalen Untreue ist?
Obwohl wir uns dessen vielleicht nicht immer bewusst sind, wirken sich die Dinge, die wir und unser Partner online machen, auch auf unsere ganze Beziehung aus. (1)
Eifersucht, Unsicherheit und Vertrauensverlust spielen dabei eine ganz große Rolle.
Digitale Untreue spielt in unseren Leben eine immer größere Rolle und deshalb ist es auch wichtig, dass wir über sie sprechen.
Das Phänomen der digitalen Untreue
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Untreue und Fremdgehen nicht nur ausschließlich etwas Körperliches sind. In der virtuellen Welt sind die Möglichkeiten neue Menschen kennenzulernen nicht nur strikt auf Dating-Apps begrenzt, sondern eröffnen sich auch auf den verschiedensten sozialen Medien.
Ein brenzliger Kommentar, ein “Gefällt mir” und eine positive Antwort, schwups ist man schon im Spiel des Online-Flirtens. Das Problem hierbei ist jedoch, wenn man in der realen Welt schon in einer Beziehung bzw. Partnerschaft ist. Gilt dies dann als nicht körperliches Fremdgehen und wann ist genug auch wirklich genug?
Wie kann man wissen, wo Online-Untreue beginnt?
Vielleicht hast du dir selbst schon mal diese Frage gestellt. Ich jedenfalls, treffe oft Frauen, die in der heutigen viralen und hektischen Zeit nicht mehr wissen, was eigentlich normal ist und was nicht? Darunter verstehe ich in diesem Fall das Verhalten des Partners in sozialen Medien.
Sollte ich tolerieren, wenn er Fotos von Frauen kommentiert? Ist es normal, dass es mich stört, wenn er Feueremojis auf Fotos hinterlässt? Wie viele “Gefällt mir” sollte ich tolerieren?
Diese Frage stellte ich auch unsren Leserinnen auf unserer Ihr Weg Facebook-Seite, die ca. 300.000 Follower hat, von denen 97.3 % Frauen sind.
Und glaube mir, diese Fragen sind nur ein Bruchteil von dem, was unsere Leserinnen zu diesem Thema bedrückt. Genau deswegen möchte ich dir hier zeigen, wann es zu viel des Guten ist und worauf du achten solltest.
• Er versteckt sein Smartphone vor dir
Das ist das erste und damit wichtigste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Das Smartphone ist wie an seiner Hand geklebt, er trägt es überall mit sich herum und möchte dir auf keinen Fall einen kleinen Einblick ermöglichen.
Was hat er zu verstecken?
Klar, jeder von uns hat das Recht auf die eigene Privatsphäre und das ist auch gut so. Doch wenn du das Gefühl hast, dass auf seinem Smartphone mehr ist, als da sein sollte und er es geschickt vor dir versteckt, dann solltest du vielleicht deinem Bauchgefühl vertrauen.
• Er kommentiert und liked Bilder einer bestimmten Frau
Hast du in letzter Zeit bemerkt, dass dein Partner die Bilder einer bestimmten Frau immer wieder liked, kommentiert und sich mit ihr ins Gespräch verwickelt, dann könnte es sich hier um mehr als nur flüchtiges Interesse handeln.
Das ganze solltest du noch genauer betrachten, falls diese Frau dir unbekannt ist. Fühlst du dich davon verunsichert und das Vertrauen zu deinem Partner sinkt, solltest ihn unbedingt damit konfrontieren.
• Er hat immer noch ein aktives Profil auf Dating-Apps
Auch wenn er sich vielleicht die Mühe gemacht hat, dir das erhaltene Dating-Profil schönzureden, gibt es keinen Grund, dass dieses weiterhin aktiv ist.
Meiner Meinung nach sollten wir uns hier nichts vormachen. Es gibt wirklich keinen plausiblen Grund, warum dein Partner weiterhin auf Dating-Apps aktiv sein sollte. Seid ihr zwei in einer festen Beziehung, dann gibt es keinen Grund sich weiterhin umzuschauen.
Um auf die am Anfang gestellten Fragen zurückzukommen. All die Aktivitäten deines Partners in sozialen Medien, die am Vertrauen zwischen euch knabbern, dir ein mulmiges Gefühl geben oder dich verunsichern, sind zu viel. Sie sind auch Grund genug, um das Verhalten deines Partners offen anzusprechen und ihn darauf hinzuweisen, dass es dich verletzt.
Online Untreue ist genauso schmerzhaft, wie Offline Untreue
Glaube mir, dass du mit diesem Problem bestimmt nicht die einzige bist. Sogar Psychologen befassen sich immer mehr mit diesem Phänomen. Ihre Forschungen ergaben nämlich, dass Online-Untreue genauso großen Schaden und emotionalen Schmerz auslöst wie Untreue in der Realität. (2)
Das Problem des Online-Fremdgehens besteht oft darin, dass unter den Partnern feste Grenzen fehlen oder nicht gleich wahrgenommen werden. Was aber dafür spricht, dass es sich tatsächlich um Online-Fremdgehen handelt, findest du im folgenden Abschnitt.
Das wahre Gesicht der Online Untreue
Obwohl wir gelegentlich unser Verhalten oder das des Partners schönreden wollen, gibt es auch klare Anzeichen dafür, dass es sich um mehr als nur Scrollen und Liken handelt und eure Beziehung aufgrund Online-Fremdgehens gefährdet ist.
Partner, die wirklich Interesse zu einer anderen Person auf sozialen Medien entwickelt haben, wollen ihr Verhalten mit allen Mitteln rechtfertigen und das eigene schlechte Gewissen beruhigen.
Da gelingt ihnen aber nicht immer, denn es gibt bestimmte Anhaltspunkte, die klar sagen, dass es sich hier um Untreue handelt.
• Das Vertrauen zwischen euch schwindet
Eine ganz wichtige Folge von unangebrachtem Verhalten auf sozialen Medien seitens des Partners ist, dass das Vertrauen zwischen euch beiden angeknabbert ist. Du bist dir nicht mehr sicher, ob seine Liebe weiterhin so stark für dich ist und warum er es nötig hat, mit anderen Frauen zu schreiben.
Ist das Vertrauen in einer Beziehung verloren, dann muss man sehr viel Arbeit investieren, um es wieder aufzubauen.
Dort, wo es Liebe gibt, muss es auch Vertrauen geben, denn das eine kann ohne das andere nicht sein und ergib auch keinen Sinn.
• Die Absichten sind entscheidend
Auch dann, wenn nichts Körperliches geschehen ist, sind es weiterhin die Absichten, die der Partner mit seinen heißen Kommentaren, Flirten und sexualisierten Nachrichten für die andere Person hatte.
Wie weit würde er mit diesen Nachrichten gehen und, vor allem, was wäre der nächste Schritt gewesen? Die sozialen Medien haben ihre Grenzen in dem Moment, in dem wir das Handy weglegen oder das Tablet ausmachen. Die Folgen hören da aber nicht auf.
Es ist bewiesen, dass all das, was online geschieht, uns auch in der Realität heimsucht und einen großen Effekt auf unsere romantischen Beziehungen hat. (3)
• Das Gefühl, etwas falsch zu machen
Ich liebe meine Partnerin und tute doch nichts Schlimmes!
Das sind doch nur Worte!
Das bisschen Schreiben hat doch nichts zu bedeuten!
Worte, die sich aus dem Mund eines Mannes vielleicht harmlos anhören, dennoch ein schlechtes Gewissen oder gar Schuldgefühle verbergen. Natürlich ist in solchen Situationen zu erwarten, dass es zu einer emotionalen Entfremdung kommen kann.
Tief im Herzen, wissen sie, dass das, was sie tun, der Partnerin Schmerz zufügen und sie zutiefst verletzen kann.
Manche von ihnen können sich aber einfach nicht helfen. Warum ist das so?
Wie es zum Online-Fremdgehen kommt
Es ist falsch anzunehmen, dass der Partner es jedes Mal nur darauf abgesehen hat, eine Frau zu finden, mit der er etwas mehr anfangen und eine Affäre haben kann.
Ok, Online-Dating-Apps versprechen nicht wirklich viel anderes, aber soziale Medien sind nicht unbedingt in diesem Spektrum.
Der Grund, warum Männer Kontakt zu anderen Frauen suchen, liegt oftmals eher darin, einen Kick oder Adrenalinschub zu erleben, einen harmlosen Flirt-Test zu machen und zu sehen, ob man immer noch bei anderen Frauen eine Chance hätte.
Die Gründe dafür liegen darin, dass sie mit ihrem eigenen Selbstwertgefühl verunsichert sind und eine Bestätigung außerhalb der eigenen kleinen Welt und der Partnerin brauchen.
Die positive Reaktion einer anderen Frau zeigt ihnen, dass es immer noch in sich haben und auch eventuelle andere Frauen beeindrucken könnten.
Die negativen Gefühle, die solche Taten verursachen (wie Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen), werden Studien nach, in eine angenehmere Geschichte und Erklärung verpackt, um sich nicht mit ihnen auseinandersetzen und konfrontieren zu müssen. (3)
Anonymität lässt Grenzen verschwinden
Die andere Ursache, warum Männer mit dem Online-Flirten gerne locker umgehen, ist, dass diese Welt ihnen Schnelligkeit, Anonymität und Sicherheit bietet. Was wiederum dem unsicheren Mann eine Komfortzone bietet, in der er sich regelrecht ausbreiten möchte.
Auf sozialen Medien sind wir innerhalb weniger Klicks inmitten von Gleichgesinnten, Menschen mit gemeinsamen Hobbys, Humor, Interessen, Glauben oder sogar Fetischen.
Alles ist da, du musst es nur wollen.
Ein Kommentar kann wieder zurückgenommen werden, ein Gespräch abrupt und problemlos einfach ausgeschaltet oder blockiert werden. Die digitale Welt bietet all das, was in der Realität nur schwer möglich ist. Psychologen untersuchen mit großen Eifer, was es ist, dass diese Art des Flirtens so besonders attraktiv macht und von dem in der realen Welt unterscheidet. (4)
Wenn du dir sicher bist, dass dir dein Partner digital untreu ist, dann fragst du dich bestimmt auch, was nun der richtige Schritt ist?
Die Online-Untreue steht zwischen euch: Was kannst du tun?
Sind wir in unserer Beziehung an einem Punkt angekommen, an dem wir mit Schmerz, Liebeskummer und verletzten Gefühlen zu kämpfen haben, ist es an der Zeit die richtigen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen.
Dort, wo das Vertrauen verloren gegangen ist, geht es um so viel mehr als nur das Gefühl unfair behandelt und hintergangen zu werden. Vertrauensprobleme in einer Beziehung ziehen Forschungen nach nicht selten Angstzustände, Co-Abhängigkeit und Eifersucht mit sich. (5)
Falls du und dein Partner gerade mit genau diesem Problem zu kämpfen habt, dann solltet ihr so schnell wie möglich ein offenes Gespräch führen. In diesem Gespräch sollten die folgenden, wichtigen Themen unbedingt besprochen werden:
- Seine Untreue ansprechen
- Seine Beweggründe hinterfragen
- Eure gemeinsame Zukunft besprechen
- Feste Grenzen setzen
Es ist von enormer Bedeutung, dass ihr sein Verhalten thematisiert und es nicht unter den Teppich kehrt. Wenn ihr es nicht ansprecht, wirst du dich nicht besser fühlen, sondern weiterhin unzufrieden und unglücklich sein.
Sage ihm, dass du sein Verhalten in sozialen Medien bemerkt hast und dich fragst, was es damit auf sich hat. Zeige ihm, dass du damit auf keinen Fall einverstanden bist und dies sehr wichtig für dich ist.
Frage ihn nach seinen Absichten und warum er überhaupt das Bedürfnis hatte, Aufmerksamkeit bei anderen Frauen zu suchen?
Das Wichtige ist, dass du dir selbst im Klaren bist, was du fühlst und ob er dich mit seinem Verhalten zu sehr verletzt hat, um mit ihm zusammenzubleiben. Eine Trennung nach dem Fremdgehen ist für viele oft die einzig richtige Entscheidung, dennoch ist dies nicht die Regel und nur du weißt, was für dich die beste Lösung ist.
Falls er wahre Reue zeigt und einsieht, dass sein Verhalten falsch war und ihr euch beiden eine zweite Chance geben wollt, dann müsst ihr unbedingt feste Grenzen aufstellen. Was für ihn nur harmloses Stöbern war, versetzte dich in ein Gefühlschaos.
Dinge, die er nicht als schlimm wahrnimmt, verletzen dein Herz. Warum? Weil ihr nicht offen darüber geredet habt, wo eure Schmerz- und Beziehungsgrenzen sind. Grenzen dienen nicht nur dazu, uns selbst zu schützen, sondern auch anderen zu zeigen (so auch dem Partner), wie weit sie gehen können und wie weit nicht.
Fazit
In einer Beziehung angekommen, verlassen wir uns darauf, dass der Partner liebevoll, treu, loyal und vertrauenswürdig ist. Doch was wir leider oft nicht sehen, ist nicht der ein Lippenstift auf deinem Hemd, ein Zettel mit einer Telefonnummer in seiner Hosentasche oder eine Rechnung für Schmuck.
Nein, es ist leider etwas viel kleineres, unantastbares und passt in ein Smartphone von gerade mal ein paar Zentimetern. Es sind heimliche Nachrichten, Fotos, Gespräche, Gifs und Videos, die in Codes verschlüsselt durch das Weltall reisen und Löcher in unseren Herzen verursachen.
Digitale Untreue ist so viel mehr als nur harmlose Worte oder anzügliche Fotos, die zwischen deinem Partner und einer anderen Person wandern. Obwohl es keine Küsse, Berührungen und Geschlechtsverkehr in der realen Welt gab, gab es die Untreue und den Vertrauensbruch. Es gab verletze Gefühle und eine emotionale Untreue.
Und genau diese tut genauso weh wie jeder potenzielle Kuss oder etwas mehr.
Liebe Grüße und pass auf dich auf!
Deine Sofia
5 Quellen:
1. Christensen, S. P.: Social Media Use and Its Impact on Relationships and Emotions, Brigham Young University
2. Mao, A. und Raguram, A.: Online infidelity: The new challenge to marriages, National Library of Medicine
3. Alexopoulos, C.: Justify my love: Cognitive dissonance reduction among perpetrators of online and offline infidelity, Sage Journals
4. Whitty, M. T.: Cyber-Flirting: An Examination of Men's and Women's Flirting Behaviour Both Offline and on the Internet, Research Gate
5. Rodriguez, L. M., DiBello, A. M., Øverup, C. S. und Neighbors, C.: The Price of Distrust: Trust, Anxious Attachment, Jealousy, and Partner Abuse, National Library of Medicine
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Tuesday 9th of November 2021
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