Franziska war schon seit einer Stunde fertig mit der Arbeit. Aber sie saß immer noch im Büro.
Sie blätterte durch ein Magazin, ohne es richtig zu lesen. Was könnte ich noch machen, was könnte ich noch machen?
Vielleicht könnte ich einkaufen gehen. Nee, ich habe nicht mehr Platz, ich habe alles schon gekauft. Meine Eltern besuchen?
Schon letztes Mal waren die misstrauisch und haben mich gefragt, warum ich sie so oft besuche … Vielleicht kann ich allein einen Kaffee in Ruhe trinken.
Das eine war sicher: Sie wollte nicht nach Hause gehen. Nämlich Jan war zu Hause.
Sie kann nicht glauben, dass sie einmal so fröhlich war, als sie sich dazu entschieden haben, zusammenzuwohnen. Jetzt würde sie am liebsten die Zeit zurückdrehen und das vermeiden.
Es war früher doch so viel besser. Früher würde sie sich freuen, ihn zu sehen. Sie konnte ihre Date-Night kaum erwarten.
Sie dachte, zusammenzuwohnen wird wunderschön sein. Und am Anfang war es das auch.
Aber jetzt nicht mehr. Jetzt konnte sie ihn kaum ertragen. Alles, was er machte, nervte sie.
Immer wieder gab es Streit. Sogar als er einen Wochenendausflug vorgeschlagen hat, konnte sie sich nicht freuen. Sie hat ja gesagt, aber eigentlich wollte sie es nicht.
Ohne Arbeit bedeutet das, 24 Stunden bei ihm zu sein. Sie weiß nicht mal, worüber sie reden könnten diese ganze Zeit. Sie fand es viel besser, einander aus dem Weg zu gehen.
Was Franziska nicht wusste, ist, dass sie gerade durch ein Beziehungs-Burnout geht. Burnout ist ja etwas, was man bei der Arbeit erlebt, was hat das mit einer Beziehung zu tun?
Ja, wenn man von Burnout-Patienten hört, denkt man an Menschen, die bei ihrer Arbeit zu viel gegeben haben und einfach nicht weiterkönnen.
Aber auch ein emotionales Burnout ist möglich und entsteht, wenn einer immer 100 Prozent für seine Beziehung gibt, aber nicht das Gefühl hat, dass er dasselbe vom Partner zurückbekommt.
Heute lernst du:
• An welchen Alarmsignalen erkennt man Beziehungs-Burnout?
• Beziehungs-Burnout oder Depression?
• Bedeutet Beziehungs-Burnout das Beziehungsaus?
• Wie kann man Beziehungs-Burnout vermeiden?
An welchen Alarmsignalen erkennt man Beziehungs-Burnout?
Es ist sehr wichtig, die Anzeichen des Beziehungs-Burnouts rechtzeitig zu erkennen. Nicht nur für deine Beziehung ist es wichtig, sondern auch für deine Gesundheit.
1. Stress und Gereiztheit
Eine spannende Beziehung zu haben, in der es nie langweilig ist, kann für eine Weile interessant sein. Sogar die Diskussionen und Auseinandersetzungen können für einige Zeit interessant sein.
Falls es aber dazu kommt, dass aus Diskussionen und Auseinandersetzungen immer öfter Streit wird, ist es nicht mehr so interessant.
Wenn man oft Dauerstress in der Beziehung hat und sich nie richtig entspannen kann, wirkt es sich schlecht auf einen aus.
Durch diesen Stress entsteht dann auch eine gewisse Gereiztheit. Alles, was der Partner macht, ist falsch. Manchmal hat man das Gefühl, dass man extra nach etwas sucht, um einen Streit anzufangen.
Hast du das schon mal erlebt? Du fühlst all diese starken Emotionen in dir und möchtest sie einfach loswerden, sodass du nur auf eine Kleinigkeit wartest, wenn dein Partner einen Fehler macht und dann fängt der Streit an.
Du weißt selbst, dass du übertreibst und dass deine Gefühle eigentlich nichts mit dieser Situation zu tun haben, aber du gibst nicht auf.
Aus deiner Liebe wird eine Hassliebe.
2. Keine Konzentration und Aufmerksamkeit
Es kommt häufig dazu, dass du dich einfach in deinen Gedanken verlierst. Auf einmal merkst du, dass dein Partner auf eine Antwort von dir wartet, aber du hast keine Ahnung, worüber er gesprochen hat.
Du hast manchmal das Gefühl, als ob du dein Leben von außen beobachtest.
Wenn es wieder mal zu einem Problem kommt, stellst du dir selbst die Frage, wie es dazu gekommen ist, wie du dich in diese Situation gebracht hast und konzentrierst dich nicht darauf, wie sich die Situation weiterentwickelt.
3. Hilflosigkeit
Nach all diesem Stress, nach all dem, was du für eure Beziehung gemacht hast, siehst du keinen Weg nach vorne. Du bist einfach bereit aufzugeben.
Du möchtest nicht mal mehr streiten. Alles ist dir völlig egal und du bist gleichgültig.
Was auch immer dein Partner macht oder nicht macht, ist seine Sache. Du hast damit nichts zu tun.
Du fühlst, dass deine Gefühle kälter werden. Vielleicht bist du noch nicht bereit, die Beziehung zu beenden, aber du möchtest auch nicht weiterkämpfen.
Du ziehst dich einfach lieber zurück und lässt es einfach passieren. Die Beziehung sieht mehr aus, als ob ihr zwei Mitbewohner seid, die nicht mal befreundet sind und nicht wie ein Liebespaar.
4. Angst vor der Zukunft
Einmal dachtest du, dieser Mann wäre die Liebe deines Lebens. Du wolltest für immer bei ihm bleiben. Gemeinsame Pläne für die Zukunft zu schmieden, war das Schönste, das du dir vorstellen konntest.
Jetzt ist es aber nicht mehr so. Jetzt fragst du dich, ob das wirklich alles ist, was du von dem Leben und von der Liebe erwarten kannst.
Du glaubst nicht, dass das genug ist, um eine gemeinsame Zukunft zu haben. Du weißt nicht, wie lange du das noch aushalten kannst und möchtest.
Auch wenn dein Partner einen Vorschlag hat, was ihr gemeinsam machen könntet, auch wenn es etwas ist, was dir früher Freude machte, hast du einfach keine Lust.
Gemeinsame Zeit und gemeinsam etwas zu unternehmen, hört sich auf einmal wie Qual an.
5. Kein Interesse am Liebesleben
Ein Kuss, eine Umarmung konnte früher alle Beziehungsprobleme lösen. Jetzt hast du nicht mal den Wunsch, Zärtlichkeiten auszutauschen und in der Nähe deines Partners zu sein.
Die starken Emotionen und die Spannung zwischen euch würden früher häufig dazu führen, dass ihr im Bett landet. Sogar Streit führte früher dazu.
Jetzt kannst du dich nicht mehr erinnern, wann ihr zum letzten Mal Liebe gemacht habt. Aber du hast sowieso kein Interesse.
Du machst dir nicht mal Sorgen deswegen und fragst dich nicht, ob das ein Alarmsignal ist. Du fühlst dich einfach so, als ob du keine körperlichen Bedürfnisse hast. Nicht mal Selbstbefriedigung interessiert dich.
6. Schlafmangel und Müdigkeit
All dieser Stress, all diese Fragen, die einem durch den Kopf gehen, führen am Ende dazu, dass man es noch schwerer findet, sich zu entspannen. Man kann nicht mal schlafen.
Ohne genug Schlaf laufen die Energiereserven schnell leer und man fühlt sich dauernd müde.
Da man müde ist, hat man keine Lust, irgendetwas mit dem Partner zu unternehmen und dadurch entfernt man sich immer mehr, was wieder zu Fragen und Stress führt. Ein richtiger Teufelskreis.
7. Gewichtszunahme
Dank der aktuellen Hirnforschung wissen wir heute, dass ein erhöhter Stresslevel mit Gewichtszunahme verbunden ist. Das Stresshormon Cortisol hat Schuld daran.
Wie oft warst du in einer stressigen Situation und dachtest, wenn du etwas zu knabbern bei dir hättest, würde es dir besser gehen. Also ich schon mehrmals 😀
Und natürlich möchten wir in diesem Moment kein Obst oder Gemüse, wir möchten etwas Süßes oder etwas Fettiges, was am Ende eine schmerzhafte Konsequenz auf unsere Figur hat.
Beziehungs-Burnout oder Depression?
Sehr viele der Symptome eines Burnouts sind ähnlich wie die Symptome bei Depression. Wie kann man dann das eine von dem anderen unterscheiden?
Der größte Unterschied ist, dass bei Depression die Hilflosigkeit, mangelndes Interesse und Antriebslosigkeit sich auf allen Ebenen des Lebens zeigen, wobei es bei einem Burnout mehr um die Gefühle zu dem Partner und der Beziehung geht.
Bei einem Beziehungs-Burnout ist häufig eine kleine Auszeit genug, um zumindest einen Teil der Symptome loszuwerden. Bei Depression kann man nicht so einen schnellen Erfolg erwarten.
Gerade weil sie auf den ersten Blick so ähnlich sind, ist es wichtig bei diesen Symptomen auch die Meinung eines Experten einzuholen.
Eine Psychotherapeutin mit Erfahrung wird bestimmt keine falsche Diagnose stellen, was bei einer Selbstdiagnose vorkommen kann.
Bedeutet Beziehungs-Burnout das Beziehungsaus?
Nein, das muss nicht unbedingt sein. Es kann einfach mal eine Beziehungskrise sein, die man überwinden und sogar vermeiden kann.
In jeder Beziehung kommt ja manchmal die Frage Gehen oder bleiben? auf. Nur du allein kannst diese Frage antworten.
Mithilfe von persönlichem Test kannst du diese wichtige Entscheidung treffen. Hier sind einige Fragen, die du dir stellen solltest:
• Liebe ich immer noch meinen Partner?
• Bin ich ihm immer noch loyal?
• Fühle ich mich geliebt und geschätzt?
• Gab es einen Vertrauensbruch zwischen uns?
• Möchte mein Partner für die Beziehung kämpfen?
Wenn du die Antwort auf diese Fragen findest, wird es dir leichter fallen, eine Entscheidung zu treffen.
Wenn du dich dazu entscheidest, in der Beziehung zu bleiben, kann ich dir leider kein 100-prozentiges Erfolgsrezept anbieten, dass für jede Beziehung passt, aber du kannst weiterlesen und lernen, wie du allein bzw. mit deinem Partner an der Beziehung arbeiten kannst, um wieder eine glückliche Beziehung zu haben.
Wie kann man Beziehungs-Burnout vermeiden?
Es ist möglich, ein Burnout zu vermeiden. Wenn es auch schon dazu gekommen ist, kann man ihn überwinden und wieder eine glückliche Beziehung führen.
Mit diesen Tipps lernst du, wie man Beziehungs-Burnout bekämpft.
1. Offenheit und Ehrlichkeit
Am Anfang einer Beziehung glauben wir, dass unser Partner perfekt ist. Wir sind so verliebt, dass wir keine schlimmen Seiten bei ihm finden.
Im Laufe der Zeit sehen wir ein, dass er doch einige Seiten hat, die uns nicht wirklich gefallen. Besonders wenn wir uns fürs Zusammenwohnen entscheiden, lernen wir sehr schnell sehr viel über unseren Partner.
Die erste Verliebtheit hat aber immer noch einen großen Einfluss auf uns und wir entscheiden uns, diese Sachen zu ignorieren und nicht anzusprechen. Bis es eines Tages einfach zu viel wird.
Alle Kleinigkeiten sind zusammengekommen und jetzt ist es ein großes Problem. Da wir aber nie über diese Sachen gesprochen haben, hat der Partner gar keine Ahnung davon, wie sehr uns das stört.
Gerade deshalb sind Offenheit und Ehrlichkeit in einer Beziehung sehr wichtig. Sehr viele Beziehungsprobleme kann man eigentlich vermeiden, indem man rechtzeitig mit dem Partner darüber redet.
Keiner kann die Gedanken des anderen lesen. Wenn du etwas brauchst, wenn dir etwas nicht gefällt, musst du es auch sagen.
2. Erwartungen anpassen
Wahrscheinlich hast du bestimmte Erwartungen, wie eine glückliche Beziehung und eine erfolgreiche Partnerschaft aussehen sollten. Du hast vielleicht auch Erwartungen, wie sich dein Partner benehmen oder sogar entwickeln sollte.
Und dann läuft nicht alles nach DEINEM Plan. Gerade da liegt dein Fehler. Deinen Plan hast du allein gemacht.
Wenn du die Kleinigkeiten oder sogar die größeren Sachen, die dir in der Beziehung nicht gefallen, nicht ansprichst, sondern glaubst, sie werden sich von allein lösen, machst du einen riesigen Fehler.
Deine Erwartungen sind dann nicht real und du wirst wahrscheinlich enttäuscht werden.
Du musst dir bewusst sein, dass auch wenn du deinem Partner sagst, was dich stört und was dir in der Beziehung nicht gefällt, du nicht erwarten kannst, dass er sich völlig ändert.
Zu versuchen, den Partner zu ändern oder sogar zu „verbessern“ ist nicht die Lösung.
Deshalb solltest du auch deine Erwartungen ein wenig anpassen und kompromissbereit sein.
3. Selbstliebe nicht vernachlässigen
Wenn uns die Beziehung viel Zeit und Energie nimmt, vergessen wir manchmal uns selbst. Ja, in der Beziehung sind wir ein „wir“, aber das „ich“ sollte man auch nicht vernachlässigen.
Jemand, der sich selbst nicht liebt, kann auch nicht einen anderen Menschen lieben. Liebe beginnt mit Selbstliebe.
Nimm dir Zeit für Selbstfürsorge. Erlaube dem Stress nicht mehr, deiner Gesundheit zu schädigen.
Wenn du lernst, dich richtig um sich selbst zu kümmern, wirst du mehr Energie haben, dein Stresslevel wird niedriger sein und du wirst dich allgemein besser fühlen. Wenn du dich besser fühlst, dann wirst du dich auch mehr lieben.
Dein Selbstwertgefühl und dein körperliches Wohlbefinden sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. Man sagt nicht umsonst Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
Erinnere dich an dein früheres Ich und man wird es auch in deiner Beziehung sehen.
4. Lernt zusammen, richtige Kompromisse zu machen
Viele Menschen verstehen falsch, was es bedeutet, einen Kompromiss zu schließen. Nach einem Kompromiss sollten beide Seiten zufrieden sein, das ist die Idee dahinter.
In der Praxis sehen wir aber häufig, dass wenn sich zwei Partner nicht einigen können, sie beide ihre Wünsche aufgeben und dann fühlen sich beide als Verlierer. Das ist kein Kompromiss.
Versuch dir mal diese Situation vorzustellen: Du möchtest, dass ihr zwei Silvester mit deinen Freunden verbringt. Er möchte, dass ihr es mit seinen Freunden verbringt.
Da ihr euch nicht einigen könnt, entscheidet ihr, allein zu Hause zu bleiben. Das ist kein Kompromiss. So endet ihr beide unzufrieden und gebt einander die Schuld für diese Unzufriedenheit.
Ein Kompromiss wäre beide Freundeskreise zusammenzubringen, sogar selbst eine Feier für alle zu organisieren, sodass die Wünsche von euch beiden erfüllt werden.
5. Angewandte Kommunikation praktizieren
Kommunizieren bedeutet nicht nur miteinander reden. Auch beim Streit redet man, aber Kommunikation kann man es nicht wirklich nennen.
Es gibt verschiedene Arten, wie man miteinander kommunizieren kann. Um es leichter zu erklären, werde ich es anhand eines Beispiels zeigen.
Stell dir vor, du sitzt mit deinem Partner im Wagen. Ihr fahrt schon seit ein paar Stunden, aber noch ein langer Weg wartet auf euch.
Du sagst, dass du Hunger hast. Dein Partner hat drei Möglichkeiten, wie er reagieren kann:
Abgewandte Kommunikation: Warum hast du nicht mehr gegessen oder was mitgenommen?
Gleichgültige Kommunikation: Ja, wir fahren schon eine Weile.
Angewandte Kommunikation: Bei der nächsten Gelegenheit machen wir eine Pause und essen etwas.
Welche von diesen Antworten würdest du am liebsten hören? Die Dritte natürlich.
Angewandte Kommunikation bedeutet, nicht nur zuzuhören, sondern die Bedürfnisse zu erkennen und auf sie zu reagieren. Wenn ihr lernt, so zu kommunizieren, findet ihr leicht den Weg wieder zueinander und zu eurer gemeinsamen Liebe.
Um das richtige miteinander Kommunizieren zu lernen, könnt ihr gerne eine Kommunikationstrainerin in Anspruch nehmen, die euch mehrere Techniken beibringen wird, wie ihr erfolgreich miteinander kommunizieren könnt.
6. Paartherapie nicht vermeiden
Viele Menschen glauben, dass eine Paartherapie oder eine Eheberatung einfach ein letzter hoffnungsloser Schritt vor der Trennung ist. Doch das ist es eigentlich gar nicht.
Je früher man einsieht, dass man Beziehungsprobleme hat, die man selber nicht lösen kann und einen Beziehungsratgeber aufsucht, desto größer sind die Chancen, wieder eine glückliche Beziehung zu haben.
Besonders wichtig ist es, dass der Beziehungsratgeber sowohl bei der Suche nach den Ursachen der Beziehungskrise als auch bei der Lösung helfen kann.
Also, wenn es allein nicht weitergeht, aber die Liebe noch da ist, ist es Zeit, den Experten um Rat zu fragen.
Fazit
Eine Beziehung verlangt viel Arbeit und Mühe. Eine glückliche Beziehung noch mehr.
Manchmal kann das alles einfach zu viel sein und wir haben nicht die Kraft, weiterzumachen. Emotional und körperlich sind wir am Ende unserer Energiereserven.
Wir erleben dann ein Beziehungs-Burnout. Stress, Gereiztheit aber auch Antriebslosigkeit und Müdigkeit koexistieren irgendwie alle auf einmal in unserem Leben.
Es mag aussehen, als ob man keinen Weg nach vorne findet, aber mit mithilfe einiger Tipps, kann das nur eine kurzfristige Phase in deinem Leben und in deiner Beziehung sein.
Wir Beantworten Die Frage: Was Ist Wichtig In Einer Beziehung?
Tuesday 6th of October 2020
[…] egal was du machst, wenn du der einzige bist, der an dieser Beziehung arbeitet, wird es zu einem Beziehungs-Burnout […]