Niemand möchte, dass Menschen, die uns etwas bedeuten, traurig sind. Noch weniger, wenn wir wissen, dass die Person ihre Gefühle doppelt so stark empfindet wie andere, wie es bei Borderlinern der Fall ist.
Eines der oft auftretenden Merkmale des Borderline Syndroms ist die verstärkte Emotionalität der Betroffenen – egal, ob es sich um Freude oder Trauer handelt. Wenn du dich damit vertraut machen möchtest, worum es sich handelt, wenn der Borderliner weint, dann bist du hier richtig.
Im Folgendem sprechen wir vorwiegend über verschiedene Situationen, welche die Tränen der Borderliner auslösen können und wie man das als Angehöriger verstehen kann und sollte.
Es ist wichtig, gut über die Störung informiert zu sein und die Symptome zu verstehen, um besser darauf reagieren zu können.
Sind Borderliner sensibel?
Man kann natürlich sagen, dass Borderliner sensibel sind. Menschen, die von der Boderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind, erleben fast täglich eine Achterbahn von verschiedenen Gefühlen. Sie selbst können sie nicht kontrollieren.
Sie empfinden das Leben anders. Verschiedene Ereignisse werden stärker gespürt als bei anderen Menschen. Auch gewöhnliche und tägliche Herausforderungen führen oft schnell zu Überforderungen. Ihr Kraftaufwand ist bereits für alltägliche Situationen oder empfundene Emotionen sehr hoch.
Diese emotional instabile Persönlichkeitsstörung ist noch keine vollständig aufgeklärte psychische Erkrankung, doch in den letzten Jahren wurden große Fortschritte gemacht. Sicher ist aber, dass Weinen ein häufiges Symptom ist, das bei Betroffenen auftritt.
Empfindlich sind wir alle manchmal, manche sind es mehr, manche weniger. So ist es auch mit Borderlinern.
Können Borderliner weinen?
Natürlich können Borderliner weinen. Man kann sie aber mit Blick auf das Weinen in zwei Typen aufteilen.
Die weinenden und die nicht weinenden BPS-Patienten. Letztere zeigen ihre innerliche Unruhe durch mehr Impulsivität. Die ICD-10 klassifiziert diese Patienten als Impulsiven Typus. Diese Betroffenen zeigen deutlich mehr Aggression und Wutausbrüche als weinende BPS-Patienten.
BPS-Patienten empfinden ihre Emotionen sehr intensiv. Sie haben Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen zu erhalten. Es kommt oft zu Trennungen oder Zurückweisungen – so erwartet man in solchen Fällen auch eine Menge Tränen.
Stimmungsschwankungen gehören zu den Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Doch das Weinen muss nicht bei allen auftauchen.
Zunächst gibt es verschiedene Funktionen des Weinens. Wir verbinden Tränen mit den Emotionen der Trauer, Wut, Verzweiflung oder auch mit Freude, meistens assoziieren wir sie jedoch mit Trauer. Doch nicht alle Menschen drücken ihre negative Emotionen durch Weinen aus.
Wie kann es sein, dass manche von BPS betroffenen Patienten ihre Emotionen nicht durch Weinen ausdrücken?
Unterschiedliche Faktoren üben einen Einfluss auf das Zeigen von Emotionen aus. Es gibt kulturell bedingte Unterschiede sowie Unterscheidungen durch Alter und auch Geschlecht. All das beeinflusst das Weinverhalten von psychisch gesunden Menschen und natürlich auch von Borderline-Betroffenen.
In Japan ist es zum Beispiel tabu, Emotionen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Hingegen ist es in unserer Kultur ganz normal, unseren Tränen und Emotionen ortsunabhängig freien Lauf zu lassen.
Das Alter kann eine Wirkung auf das Weinverhalten der Borderline-Patienten haben. Es gibt bei Patienten Unterschiede aufgrund ihrer Entwicklungsjahre und Erwachsenenjahre.
Laut Forschungsergebnissen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sind sogar 6 % der Jugendlichen in Deutschland von der Borderline-Störung betroffen.
Nicht nur das Alter hat einen großen Einfluss auf das Verhalten der Borderline-Patienten. Auch das Geschlecht spielt eine große Rolle. Frauen werden als emotiver als Männer bezeichnet: Sie weinen öfter und intensiver als Männer.
Was kann das intensive Weinen bei BPS-Patienten auslösen?
Traumatische Erfahrungen können dazu beitragen, dass Menschen eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung wie die BPS oder auch eine andauernde Persönlichkeitsänderung wie die posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.
Viele der BPS-Patienten haben eine traumatische Erfahrung durchlebt, oft handelt es sich um sexuellen Missbrauch. Manche Folgen wie Hilflosigkeit und Probleme in zwischenmenschlichen Kontakten treten häufig erst Jahre später auf.
Meistens haben Betroffene danach eine große Angst vor Bindung. Man weiß aber, dass nicht alle Menschen, die traumatisiert wurden, gleich reagieren. So ist es auch mit Personen, die von der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind.
Es kann zudem zu Begleiterkrankungen kommen. Viele leiden zusätzlich noch an Depressionen und Essstörungen, wobei Essstörungen häufiger bei Patientinnen als bei Patienten vorkommen.
Diese psychische Störung ist ein Auslöser verschiedener Verunsicherungen in allen Gebieten des Lebens der Betroffenen, egal ob es sich um ihre Freundschaften, ihr Liebes- und Familienleben oder ihre Arbeit handelt.
Was bedeutet es aber, wenn Borderliner ihre Emotionen durch Weinen zeigen? Gibt es in diesem Fall einen Grund zur Sorge?
Was bedeutet es, wenn Borderliner weinen?
Entweder hat ihr Alltag sie überfordert, sie haben Schwierigkeiten, Mitmenschen ihre Bedürfnisse zu zeigen, sie sind verlassen worden oder sie machen mit jemandem Schluss… Wie bei allen Menschen gibt es verschiedene Ursachen, die das Weinen bei Borderlinern auslösen können.
Andererseits gibt es auch Situationen, die nichts mit BPS oder ihrem emotiven Zustand zu tun haben müssen. Ein Beispiel wäre eine Trennung, da diese auch von psychisch gesunden Menschen viel abverlangen würde.
Wenn ihnen alles zu viel wird, reagieren sie mit Weinen. Sie sind emotive Personen. Es ist nicht leicht, alles intensiver und emotionaler zu empfinden. Deshalb ist es auch gut, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Intensives und immer öfter auftretendes Weinen kann ein Zeichen dafür sein, dass der Betroffene medizinische Hilfe gebrauchen könnte.
Obwohl die Medizin in den letzten Jahren enorme Fortschritte bezüglich dieser Störung gemacht hat, suchen nur wenige Patienten professionelle Hilfe auf.
Wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll und welche Therapie für BPS geeignet ist, kann man sich über die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) informieren. Sie ist in Deutschland am meisten empfohlen und verbreitet.
Auch die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) hilft Patienten, ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Gedanken besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.
Der Schwerpunkt liegt nicht nur auf den eigenen Gedanken, sondern auch jenen der anderen Menschen. Die MBT hilft BPS-Betroffenen, ihre Mitmenschen zu verstehen, damit sie einen besseren Kontakt zu ihrer Umgebung aufbauen können.
Damit man weiß, wie man auf das Weinen eines Borderliners reagieren soll, ist es zunächst wichtig, Allgemeines über diese psychische Krankheit zu erfahren. Ein bedeutender Punkt ist, dass sie ihr impulsives Verhalten nicht selbst kontrollieren können.
So kommt es oft zu Streitereien. Die gibt es ja in jeder Beziehung – doch wie ist es mit den Borderlinern, die alles intensiver erleben?
Warum streiten Borderliner?
Ein oft auftretendes Symptom sind Stimmungsschwankungen, welche zu Missverständnissen und Streitigkeiten führen können.
Borderliner suchen ständig die Aufmerksamkeit ihres Partners und ihre Bestätigung. Wenn sie ihrer Meinung nach nicht genug davon bekommen, kann es zu plötzlichen Wutausbrüchen, emotionalen Schwankungen und Angstgefühlen bei ihnen kommen.
Deshalb muss man beachten, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht nur die erkrankte Person betrifft, sondern auch ihre Angehörigen, Familie, Kollegen am Arbeitsplatz, ihren Freundeskreis und Partner.
Es gibt in jeder Beziehung Streit – in manchen mehr und in manchen weniger. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass das keinen Einfluss auf die Beziehung hat. Man sollte im Sinn behalten, dass eine Beziehung mit einem Borderliner viel Geduld und Verständnis erfordert.
Wie verhält sich ein Borderliner nach der Trennung?
Auf jeden Fall ist die Reaktion entweder impulsiv und mit Wutausbrüchen begleitet oder der Borderliner zeigt überhaupt keine Emotion. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es leider meistens nichts.
Wie sich ein Borderliner nach der Trennung verhält, hängt natürlich auch davon ab, wer die Trennung initiiert hat.
Borderliner haben große Angst vor dem Verlassenwerden. Deshalb machen viele lieber selbst Schluss und geben ihrem Partner nicht die Gelegenheit dazu. Sie verlassen ihren Partner, obwohl sie seine Liebe und Zuneigung brauchen und wertschätzen.
Wenn ein Borderliner verlassen worden ist, sind mehrere Situationen vorhersehbar. Es ist zu erwarten, dass manche Betroffenen sich sehr schnell einen neuen Partner suchen werden.
Wenn sie aus einer Beziehung in die nächste hüpfen, ist das also nichts Neues. Sie sind immer auf der Suche nach einer Stabilität, die sie meistens nur im Kontext einer Beziehung verstehen.
Andere haben hingegen eine schwierigere Zeit, weil oft eine gewisse Idealisierung des Partners im Spiel gewesen war und sie dachten, sie hätten die Liebe ihres Lebens gefunden.
Nach dem Schlussmachen passiert eine große Veränderung – egal, ob der Borderliner der „Schlussmacher” war oder nicht.
Diese Veränderungen und der Verlust an sich können in ihnen negative Emotionen auslösen, die, wenn sie nicht rechtzeitig Hilfe aufsuchen, am Ende auch fatal sein können.
Man sollte als Freund und Familienmitglied also nicht nur auf negative Emotionen nach einer Trennung Acht geben, sondern auch auf extreme Stimmungsschwankungen, die leider zu selbstverletzendem Verhalten führen können.
Suizidversuche sind gleichermaßen nicht ausgeschlossen. Deshalb ist es wichtig, die negativen Symptome zu bemerken und rechtzeitig professionelle Hilfe für den Betroffenen zu suchen.
Wenn der Borderliner sich trennt
Diejenigen, die bereits diagnostiziert wurden, wissen, was Borderline-Symptome mit sich bringen und dass die Beziehung für ihren Partner energieaufwendig sein kann. Weil sie sich dessen bewusst sind, können sie mit der entsprechenden Therapie bessere Verhältnisse aufbauen.
Es gibt aber auch andere, die sich ihrer Borderline-Störung nicht bewusst sind. Sie sind von ihren Emotionen geleitet und lassen sich automatisch von ihnen beeinflussen.
Andererseits können manche Betroffenen nie zufrieden mit ihren Partnern sein. Sie sind daher ständig auf der Suche nach einem idealen Partner.
Die Impulsivität, die diese psychische Störung kennzeichnet, ist einer der Auslöser, warum die Borderliner oft ohne Vorwarnung und ohne viel Nachdenken ihre Beziehung beenden. Danach kann das Verhalten bei ihnen ein Gefühlschaos auslösen, obwohl sie selbst der Schlussmacher waren.
Obwohl sie selbst Schluss machen, ändern sie oft ihre Meinung, da sie sehr impulsiv reagieren. So kommt es oft zu ON/OFF-Beziehung.
Der Partner fühlt sich deswegen in der Borderline-Beziehung verwirrt und ist sich nicht sicher, was er denken soll.
Warum kommt es bei Borderlinern zu einer derartigen Veränderung der Meinung?
Hat ein Borderliner Schuldgefühle?
Borderliner können wie alle Menschen Schuldgefühle empfinden, insbesondere wenn sie ihre Beziehung ohne Vorwarnung beenden.
Impulsivität – da liegt der Hase im Pfeffer. Personen mit BPS sind sehr emotional und reagieren impulsiv. Ihre Emotionen leiten sie durch den Tag hinweg, egal ob es sich um ihre Arbeit oder ihr Privatleben handelt.
Natürlich passieren die meisten Konflikte privat. So zeigt sich das Übel der Impulsivität vor allem, wenn es sich um ihr Privatleben handelt.
Das heißt aber nicht, dass sie es so gewollt haben. Ganz im Gegenteil: Auch wenn sie jemandem ihr Herz schenken und ihr Bestes versuchen, spielen ihre Impulse und Emotionen manchmal einfach nicht mit.
Wie empfinden es Borderliner von der anderen Seite des Beziehungsabbruches? Wie erleben sie es, wenn sie verlassen werden?
Wenn ein Borderliner verlassen wird
Natürlich ist Verlassenwerden nicht leicht, egal ob man zusätzliche psychische Erkrankungen hat oder nicht. Dennoch gibt es einen Unterschied: Da Borderliner alles intensiver fühlen als Menschen ohne BPS, ist so ein Ereignis für sie oft noch schwieriger.
Wenn hochsensible Menschen verletzt sind, kann ein richtiges Chaos entstehen, ein Emotionsmix sprüht auf alle Seiten und man weiß nicht, wie man reagieren soll.
Meistens reagiert die Umgebung schlecht darauf und vermittelt das Gefühl, als handle es sich um irgendein unnötiges Drama. Das passiert oft, wenn bei den Betroffenen noch keine Diagnose festgestellt wurde und ihre Umgebung das irrational wirkende Verhalten nicht verstehen kann.
Doch Menschen, die von BPS betroffen sind, können ihr impulsives Verhalten nicht leicht kontrollieren – auch, obwohl sie es möchten.
Das führt sie oft zu Selbstzweifeln. Die Borderliner fühlen sich, als ob sie nicht gut genug für ihren Partner wären.
Mangelnde Impulskontrolle und intensive negative Emotionen führen zu einem Gefühl der inneren Leere, das leider auch in Drogenmissbrauch oder Suizidgedanken resultieren kann. Manche fangen auch an, wahllos ihre Sexualpartner zu wechseln.
Natürlich ist der Gedanke nicht leicht, dass man als Schlussmacher ein Auslöser verschiedener negativer Emotionen bei den Borderlinern sein kann, insbesondere wenn die Gefahr zu suizidalem Verhalten besteht.
Man macht aber nichts Gutes, wenn man aus Mitleid und Befürchtungen in der Borderline-Beziehung bleibt. Der Borderliner hat das auch nicht verdient.
Die Familie und der Freundeskreis sollten darüber informiert werden. Es ist wichtig, dass der Borderliner jemanden hat, der ihn in diesen Momenten beisteht, sich mehr Mühe als sonst macht und ihm wenn nötig hilft, professionelle Hilfe aufzusuchen.
Der Borderline-Betroffene wird alles versuchen, um seinen Partner umzustimmen, damit er nicht verlassen wird. Doch oft sind die Ursachen für die Trennung nicht nur BPS, sondern normale Beziehungsprobleme wie respektloses Verhalten, das sich keiner gefallen lassen sollte.
In dem Fall, dass Borderliner es nicht schaffen, ihren Partner zu manipulieren, sind danach verschiedene Reaktionen zu erwarten.
Wie reagieren Borderliner auf Zurückweisung?
Wie in ihren Emotionen sind Borderliner auch in ihren Reaktionen auf Zurückweisung extrem. Manche verhalten sich in diesem Fall so, als ob nichts passiert wäre. Andere hingegen haben Schwierigkeiten, das Geschehene zu akzeptieren.
Obwohl ein Betroffener womöglich angemessen auf die Zurückweisung reagiert hat, könnte er danach andere negative Emotionen und innere Anspannung empfinden. Borderliner haben große Angst vor dem Alleinsein und das kann sie dazu führen, sich schnell einen neuen Partner zu suchen.
Diejenigen, die auf Zurückweisung schlecht reagieren, erleben einen Welt-Zusammenbruch, wenn sie begreifen, dass die Trennung einen dauerhaften Kontaktabbruch bedeutet.
Fazit
Die Diagnose Borderline bringt viele Unsicherheiten und intensive Emotionen mit sich. Intensiv bedeutet nicht nur negativ-intensiv, sondern bezieht sich auch auf positive Gefühle. Na ja, manchmal entsteht auch ein regelrechtes Gefühlschaos.
Wenn man in seinem Umfeld eine Person hat, die von BPS betroffen ist, muss man darauf gefasst sein, dass sie sich ab und zu die Augen aus dem Kopf weint – wie es jede gesunde Person ja auch hin und wieder macht.
Negative Emotionen, die eine lange Zeit andauern, Selbstzweifel und unkontrollierbares impulsives Verhalten führen Betroffene oft zu Risikoverhalten und Selbstverletzungen.
Das alles kann vermieden werden, wenn man rechtzeitig die Symptome erkennt und professionelle Hilfe sucht. Denn mit einer guten Unterstützung, viel Geduld und richtiger Hilfe kann man das Schlimmste leicht verhindern.
Man sollte im Sinn bewahren, dass Tränen die Wangen auch zärtlich berühren können und dass sie uns manchmal helfen, unsere Emotionen auszuschütten, um Platz für Positives zu machen.