Liebesbeziehungen sind manchmal nicht leicht. Wir versuchen, mit einem anderen Menschen eine gemeinsame Sprache zu finden und mit ihm zusammenzuleben, obwohl wir vielleicht total konträr sind.
Wenn man dabei noch eine psychische Krankheit hat und mit seiner eigenen inneren Leere kämpft, ist es noch schwerer, eine romantische Beziehung aufrechtzuerhalten. Was manche aber dabei vergessen, ist, dass auch der Partner des Menschen, der unter einer instabilen Persönlichkeitsstörung leidet, mit großen Herausforderungen kämpft.
Solch eine Bindungsstörung, dessen Ursachen man schon in der frühen Kindheit finden kann, ist auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung oder BPS. Zu Symptomen des BPS gehören: Idealisierung, impulsives Verhalten, Stimmungsschwankungen, selbstverletzendes Verhalten (SVV), Angst vorm Verlassenwerden und sogar auch Essstörungen oder Drogenmissbrauch.
Alle diese Symptome zusammen sind nicht gerade die Formel für eine glückliche Beziehung. Und so kommt es auch dazu, dass so manche Liebesbeziehungen der Borderline-Patienten unglücklich enden.
Ihre Ex-Partner stellen sich dann verschiedene Fragen: Musste es wirklich so sein? Hat er/sie mich überhaupt geliebt? Denkt er/sie an mich?
Und gerade mit dieser letzten Frage werde ich mich in diesem Artikel beschäftigen – Denken Borderliner an ihre/n Ex?
Um diese Frage beantworten zu können, muss ich aber erst einige andere Fragen beantworten und das sind:
• Wie sieht eine typische Borderline-Beziehung aus?
• Kommt ein Borderliner nach der Trennung zurück?
• Was passiert, wenn man einen Borderliner ignoriert?
Als Schlussergebnis dieser Antworten, werden wir auch die Antwort auf die Frage, ob Borderliner ihre/n Ex vermissen, bekommen.
Lass uns also anfangen.
Wie sieht eine typische Borderline-Beziehung aus?
Für eine Person mit Borderline-Syndrom ist es möglich, eine glückliche und gesunde Beziehung zu haben. In meisten Fällen sind das aber Personen, denen BPS diagnostiziert wurde, die das akzeptieren und die eine Therapie (in meisten Fällen ist es die Dialektisch-Behaviorale Therapie) wie auch eine Paartherapie mit der geliebten Person, die sich bemüht, ein idealer Partner für ihn zu sein, besuchen.
Wenn aber der Borderliner nicht akzeptiert, dass er eine Therapie braucht oder dass er unter BPS leidet, sehen alle seine Partnerschaften ähnlich aus. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind für Borderliner ziemlich schwer und eine romantische Beziehung ist da keine Ausnahme.
Meistens sind diese Beziehungen von sehr kurzer Dauer, gewöhnlich 6-9 Monate. Einige Borderline-Beziehungen sind aber auch extrem kurz, zum Beispiel nur wenige Wochen.
Hier ist ein kleiner Überblick, wie sich für gewöhnlich solch eine Beziehung entwickelt und wie sie sich von einer „normalen“ Beziehung unterscheidet.
1. Die „große Liebe“
Der Anfang einer Beziehung ist bestimmt der schönste Teil. Das Herz schlägt ein bisschen schneller bei dem bloßen Gedanken an die geliebte Person, die ganze Welt scheint schöner und besser als normalerweise zu sein, man ist immer fröhlich und möchte diese Freude auch mit anderen Menschen teilen.
Wenn man unsterblich verliebt ist, möchte man jeden Moment mit dem Partner verbringen. Man möchte alles mit ihm teilen.
Und obwohl man sich das schwer vorstellen kann, sind diese „Gefühle“ bei Borderlinern noch stärker. Dieses Stadium der Beziehung ist von Idealisierung durch den Borderliner geprägt. Das nennt man in einigen Fällen auch Brunhilde Komplex.
Er glaubt, die perfekte Person gefunden zu haben. Nach kurzer Zeit redet der Borderline-Partner über die große Liebe, die er nie zuvor erlebt hat, über das Gefühl der Zugehörigkeit, über Seelenverwandtschaft.
Auch hier zeigt sich seine Impulsivität, sodass es üblich ist, dass er schnell über die gemeinsame Zukunft, Verlobung oder sogar Heirat redet. Dem Partner des Borderliners imponiert zu hören, dass dieser so starke Gefühle für ihn hat wie für keinen anderen Menschen zuvor und er lässt sich in die Gefühlswelt des Borderliners hineinziehen.
Für eine Weile glauben beide die wahre Liebe gefunden zu haben, obwohl es sich zeigen wird, dass das eigentlich nur Love Bombing ist. Aber das Wichtigste für den Borderliner ist, dass er seine innere Leere füllen kann.
2. Die Blase zerplatzt
Nach der ersten Verliebtheitsphase kommen auch die ersten Enttäuschungen. Die rosarote Brille wird abgelegt und wir sehen ein, dass auch unser Partner ein Mensch mit Ecken und Kanten ist.
Es melden sich die ersten Beziehungsprobleme, es kommt zum ersten Streit… Einige Probleme löst man schnell, einige lässt man unter den Tisch fallen und so manche werden größer so wie sich die Beziehung weiterentwickelt.
Und wieder sind auch diese Gefühle der Enttäuschung bei dem Borderliner stärker als bei einer anderen Person. Das hat er seinem Schwarz-weiß-Denken zu verdanken.
Für ihn ist der Partner entweder perfekt oder er ist ständig mit ihm unzufrieden. In dieser Phase regieren die Stimmungsschwankungen des Borderliners die Beziehung.
An einem guten Tag glaubt er immer noch, den Partner zu lieben, aber an einem schlechten Tag hasst er ihn. Es kann sogar dazu kommen, dass er ihn absichtlich beleidigt oder verletzt, indem er fremdgeht.
Er testet so seinen Partner. Entweder möchte er sehen, ob der Partner ihn verlassen wird oder er möchte ihn dazu bringen, um ihn zu kämpfen – In beiden Fällen ist ihm also die Aufmerksamkeit, die er von dem Partner bekommt, wichtiger als die Gefühle des Partners.
3. „Ich liebe dich nicht mehr“
Und wie es so ist, gehen einige Beziehungen in die Brüche. Mal sind die Unterschiede zu groß, mal sind die Gefühle nicht stark genug und manchmal ist der Partner einfach nicht das, was man sich wünscht.
Und obwohl Borderline-Betroffene meistens eine große Angst vorm Verlassenwerden haben, sind häufig gerade sie diejenigen, die die Beziehung beenden. Teilweise machen sie es gerade aus dieser Angst, so übernehmen sie nämlich die Kontrolle (oder sie glauben das zumindest) und der Partner kann sie nicht verletzen.
Oder sie machen es in einem ihrer Wutausbrüche, ohne es richtig durchgedacht zu haben. Das, was aber charakteristisch ist, dass dabei auch der Borderliner Hass für den Partner zeigt.
Er kennt nur Extreme – Wenn er nicht von ganzem Herzen liebt, dann hasst er und distanziert sich.
Der Ex-Partner ist natürlich in diesem Teil der Beziehung total durcheinander. Er kann einfach nicht verstehen, wo diese große Liebe, die sie am Anfang gefühlt haben, verschwunden ist.
4. Alles auf Anfang
Und wie es so mit Trennungen ist, folgt darauf meistens der Trennungsschmerz. Manchmal sieht man sogar ein, dass das Beziehungsaus ein Fehler war und möchte aus den verschiedensten Gründen, den Ex-Partner oder die Ex-Partnerin zurückerobern.
Ähnlich ist es auch bei Borderlinern. Jetzt, wo sie allein sind, meldet sich wieder diese innere Leere und der Leidensdruck ist einfach zu stark.
Sie denken dann an die Zeit der Verliebtheit und glauben, so könnten sie diese Leere wieder besiegen. Die „Liebe“ ist stärker als die Leere.
Um den Ex-Partner zurückzugewinnen, sind ihnen alle Mittel recht. Die Meisten werden dem Ex-Partner sagen, dass sie ohne ihn nicht leben können und möchten (und teilweise glauben sie das auch) und einige werden auch so weit gehen, dass sie mit Selbstverletzungen oder Selbstmord drohen.
Kaum jemand kann kalt bleiben, wenn er das hört und wenn man sich dann an die schöne Zeit am Anfang erinnert, scheint es logisch zu sein, der Beziehung eine zweite Chance zu geben. Und so fängt der Teufelskreis der On-Off-Beziehung an.
Kommt ein Borderliner nach Trennung zurück?
Ja, in meisten Fällen meldet sich der Borderliner nach einer Trennung wieder beim Ex-Partner. Da die meisten seiner Entscheidungen impulsiv sind, kommt es häufig dazu, dass er diese bereut.
Der zweite Grund, warum ein Borderliner oft zurückkommt, ist, dass sie, wenn sie allein sind, eine tiefe Sinnlosigkeit verspüren. Sie suchen also in der Liebe bzw. in Beziehungen den Sinn des Lebens.
Doch diese Tatsache eröffnet eine andere Frage: Warum die Ex-Partner des Borderliners wieder in solch eine destruktive Beziehung zurückkehren?
Borderliner suchen sich nämlich häufig Partner aus, die ein geringes Selbstwertgefühl haben. Diese Partner werden dann von dem Borderliner abhängig und deshalb erlauben sie solch ein Benehmen.
Was passiert, wenn man Borderliner ignoriert?
Der Borderliner wird aufgeben. Aber vorher wird er alles in seiner Macht Stehende tun, um die Aufmerksamkeit des Ex-Partners zu gewinnen.
In den meisten Fällen meldet sich der Borderline-Betroffene sehr schnell nach der Trennung bei seinem oder seiner Ex. Ein einfaches „Ich vermisse dich“ oder zufälliges Treffen sind nur der Beginn.
Wenn diese nicht die gewünschte Reaktion hervorrufen, geht der Borderliner einen Schritt weiter. Er beteuert, nie zuvor einen Menschen so geliebt zu haben und dass die Trennung ein Fehler gewesen ist.
Wenn das auch nicht klappt, versuchen einige auch mit Selbstmord oder zumindest Selbstverletzungen zu drohen, indem sie behaupten, dass sie kein Leben ohne den Ex-Partner möchten. Also, die einzige Art, mit einem Borderliner richtig Schluss zu machen, ist ein totaler Kontaktabbruch.
Denken Borderliner an Ex?
Also, da in den meisten Fällen Borderliner zu ihren Ex-Partnern zurückkehren, kann man mit Sicherheit sagen, dass sie an ihre Ex-Partner denken. Ob der Grund dafür aber richtiger Trennungsschmerz und wahre Liebe ist, darüber lässt sich streiten.
Die Chancen sind viel höher, dass es sich in diesem Fall um reine Co-Abhängigkeit handelt. Der Borderline-Betroffene findet in der Beziehung einen Ausweg aus seiner Sinnlosigkeit und sein Partner bekommt das Love Bombing, welches seinem zerstörten Selbstbild imponiert.