Wenn man die Worte Hass und Liebe betrachtet, dann weiß jeder von uns, dass sie Gegenteile darstellen. Keiner von uns würde diese zwei Begriffe für die Gefühlsbeschreibung ein und derselben Person verwenden.
Denn wenn man jemanden liebt, kann man ihn nicht hassen, oder? Das haben uns unsere Eltern, Geschwister, Lehrer schon von klein auf gelehrt. Aber im Laufe des Lebens hört man immer öfter den Begriff Hassliebe.
Kann es wirklich passieren, dass man jemanden gleichzeitig lieben und hassen kann? Wenn wir jetzt ein Wörterbuch nehmen würden und den Begriff Hassliebe nachschlagen würden, bekämen wir eine simple Erklärung.
Kann man denn zwei solch unterschiedliche Gefühle wie Liebe-Hass mithilfe von ein paar Sätzen erläutern? Gefühle an sich sind schwer zu beschreiben und deswegen fällt es den meisten Menschen schwer, ihre tiefsten Gefühle in Worte zu fassen.
Genau aus dem Grund bemühen sich Menschen, ihre Gefühle durch konkrete Taten zu bestätigen. Nur die wenigsten von uns würden es schaffen, Liebe auf den ersten Blick zu erklären, denn das Gefühlschaos ist zu intensiv.
Jeder kann die Prozesse, die sich im Körper abspielen beschreiben, wie zum Beispiel Herzrasen, Schwindelanfälle, Zittern, manchmal Scham oder man bekommt kein Wort heraus.
Aber wenn man sich intensiver mit dem Thema Hassliebe beschäftigt, merkt man schnell, dass die Welt voll von einer Art Hassliebe ist.
Das Liebes-/Hassobjekt muss nicht immer der Beziehungspartner sein, manchmal bezieht sich die Hassliebe auf die Familie oder den Freundeskreis.
Aber damit man das verstehen kann, wie sich zwei völlig unterschiedliche Gefühlszustände miteinander vermischen können, müssen wir dem Ganzen auf den Grund gehen.
Wie entsteht Hassliebe?
Ältere und erfahrenere Menschen haben immer wieder gesagt, dass der Grad zwischen Liebe und Hass recht schmal ist.
Aber stimmt es wirklich, dass man einfach so von Liebe zu Hass wechseln kann und es dann einfach so wieder rückgängig machen kann?
Viele Menschen lassen sich von ihren Gefühlen leiten, aber nur die wenigsten wissen, dass man die Gefühle nicht nur in Liebe und Hass einteilen kann.
Manchmal verspüren wir Enttäuschung und verbinden das automatisch mit Hass, denn Hass kann man leichter einordnen, weil es ein Gefühl ist, welches wir nicht mögen.
Auf ähnliche Weise kommt es zur Verwechslung mit Liebe und anderen positiven Gefühlen, wenn man glücklich ist, verbindet man das automatisch mit Liebe.
Genau aus diesen Gründen kommt es zum Gefühlschaos und wir können unsere Gefühle nicht genau einschätzen.
Aber dennoch schwebt die Frage im Raum, was eine Hassliebe auslöst und ob man damit wirklich leben und eine normale Beziehung führen kann?
Wie am Anfang schon gesagt wurde, kann man Hassliebe nicht nur gegenüber dem Beziehungspartner verspüren, dennoch ist Achtsamkeit geboten, wenn man über diese Gefühlsverstrickung spricht.
Manche Personen kommen mit der Hassliebe nur schwer klar und solche Gefühlsausbrüche können ihr Privatleben vollkommen durcheinander bringen.
Hassliebe oder wie sie die jüngere Generation nennt Love-Hate-Beziehung kann man nicht einfach mit einem Arztbesuch oder Pillen aus der Welt schaffen.
Diese Gefühle sind in unserem Inneren tief verankert und man benötigt viel Geduld, damit man mit dem Gefühlschaos zurechtkommen und eine konkrete Lösung finden kann.
Wenn man selbst nicht weiterweiß, bieten uns Therapeuten weitere Informationen, die uns durch das Gefühlschaos behilflich sein können.
Was löst die Hassliebe aus?
Wie für jeden Gefühlsausbruch gibt es auch für die Hassliebe konkrete Beispiele, wie sie entstehen kann. All diese Storys, die wir dir jetzt präsentieren, passieren vielen Personen im alltäglichen Leben.
Mit manchen hast du dich bestimmt auch schon mal auseinandergesetzt.
1. Vertrauensmissbrauch
Einer der Hauptgründe, warum Hassliebe entsteht, ist der Vertrauensmissbrauch. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie man jemandes Vertrauen missbrauchen kann.
In Liebesbeziehungen verbindet man den Vertrauensmissbrauch in den meisten Fällen mit dem Fremdgehen.
Wenn dich dein jahrelanger Partner betrügt oder nach einer gewissen Zeit erfährst du es selbst oder er beichtet es dir, weil er mit der Lüge nicht länger leben kann, verlierst du das Vertrauen.
In dem Moment fühlst du dich verletzt, innerlich zerbrochen, manchmal sogar leer. Dieses Gefühlschaos verbindest du automatisch mit Hass, weil es deine negativen Gefühle stimuliert.
Du fragst dich immer wieder, warum dein Partner so etwas gemacht hat, wie konnte er dich denn so verletzen, ohne an die Folgen zu denken?
Langsam fängst du an, alles zu hinterfragen. Das Vertrauen zu deinem Partner ist gleich null und du kannst ihm nicht mal mehr in die Augen blicken.
Dennoch willst du nicht alles hinschmeißen, du möchtest ihm noch eine Chance geben, damit er alles wiedergutmachen kann.
Das wird ein steiniger Weg für euch beide. Für ihn, weil er dein Vertrauen wiedergewinnen muss und für dich, weil du ihm wieder vertrauen musst und nicht an ihm zweifeln darfst.
In solchen Situationen kommt es zu der allbekannten Hassliebe, du liebst ihn, weil du in ihn verliebt bist und dir eine Zukunft mit ihm vorstellen kannst oder konntest, aber momentan hasst du ihn auch, weil er dich so hintergangen hat.
Obwohl du dir viel Mühe gibst, alles hinter dir zu lassen und nur an eure Zukunft zu denken, wechseln sich die Bilder des Fremdgehens vor deinen Augen ab. Mal wieder kommst du ins Schwanken, liebe ich ihn oder hasse ich ihn?
Du kannst dich nicht entscheiden.
Damit man das Vertrauen zu einer Person verliert, muss es sich nicht immer um Fremdgehen handeln, es können auch harmlose Lügen sein, die mit der Zeit das Fass zum Überlaufen bringen.
Du wirst dich dann fragen, wenn man mir solche harmlosen Sachen vorlügt, was passiert dann mit den wichtigen Sachen? Zweifel kommen auf und du fühlst dich hinters Licht geführt. Mal wieder kommt es zum Wechselbad der Gefühle.
Auf diese Weise entwickelt sich häufig Hassliebe zwischen Freunden, wenn man dieselbe Person mehrmals hintergeht oder man ihr immer wieder etwas verschweigt.
Wenn wir Liebesgefühle für jemanden entwickeln, ist es normal, dass wir uns von der Person schneller hintergangen fühlen, als von jemandem, den wir nicht lieben.
Deswegen ist es immer besser, über die Folgen einer Tat nachzudenken, denn manchmal kann es zu spät sein.
2. Emotionale Verletzungen
Wenn wir jemanden lieben, fällt es uns doppelt so schwer, wenn uns diese Person verletzt.
Hierbei handelt es sich um emotionale Verletzungen, denn solche seelischen Verletzungen können immer tiefere Narben auf der Seele hinterlassen, als die körperlichen Verletzungen es auf der Haut können.
Emotionale Narben entstehen, wenn uns eine Person, ganz egal, ob es sich dabei um unseren Partner, unsere Eltern, Geschwister oder Freunde handelt, mit Worten verletzt.
Manchmal kommt es vor, dass man im Streit etwas sagt, was man nicht wirklich meint.
In dem Moment denkt man über die ausgesprochenen Worte nicht nach und man denkt nicht an die Folgen, die die Worte haben können. Das ausgesprochene Wort, welches sehr verletzend sein kann, kann man nicht mehr zurücknehmen.
Wenn uns eine Person, die wir lieben, schlimm beschimpft oder wenn der eigene Partner sagt “Ich wäre besser dran, wenn ich dich nie getroffen hätte” oder die eigenen Geschwister “Wenn du nur nie geboren wärst” kann Hassliebe entstehen.
Hierbei handelt es sich nicht wirklich um Hass im wahrsten Sinne des Wortes, aber solche Aussagen können zutiefst verletzend sein und hinterlassen schwere seelische Verletzungen.
Wir fragen uns dann immer wieder, ob es die Person wirklich ernst gemein hat oder war es nur eine Aussage im Affekt.
In dem Fall entsteht die Hassliebe mehr aus Enttäuschung, weil wir so etwas nicht von einer Person, die wir lieben, erwartet hätten. Am liebsten würden wir sie aus Hass verletzen, aber aus Liebe können wir es nicht tun.
Manchmal kann das eine richtige Zerreißprobe der Gefühle sein.
3. Verschiedene Ziele
Dieser Punkt bezieht sich vor allem auf Liebespaare, die eine langjährige Beziehung führen. Oftmals kommt es zum Streit, weil die Partner nicht dieselben Ziele haben.
Nicht selten passiert es auch, dass die Frau oder der Mann das Thema Ehe nicht mal ansprechen darf, denn er oder sie weiß, dass es im Streit enden wird.
Man hat völlig verschiedene Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft oder noch besser gesagt, man wird vom Partner hingehalten.
Aus so einem Verhalten entwickelt sich Frust und das Selbstbewusstsein schwindet dahin. Man hat Angst, alles einfach hinzuschmeißen, aber man will auch konkrete Antworten, die man leider nicht bekommt.
Und so kommt es zur Entwicklung von Hassliebe. Man liebt die Person und man wünscht sich nur eine gemeinsame Zukunft, dennoch hasst man sie, weil man spürt, dass man absichtlich hingehalten wird.
Solche Beziehungen zählen zu den toxischen Beziehungen, die man so schnell wie möglich beenden sollte. Jahrelang steht man auf demselben Fleck und man kommt keinen Schritt voran.
Diese Ungewissheit kann zerstörerisch sein, aber man sitzt zwischen zwei Stühlen, Liebe und Hass.
Man glaubt daran, dass die Liebe alle Hürden meistern kann, aber dennoch zieht uns der Hass runter, vor allem weil wir wissen, dass wir nie zu unserem Ziel gelangen werden.
Wir wollen einer Person aufzwingen, dass sie dasselbe spürt wie wir und das ist leider nicht möglich.
Den Wunsch des Zusammenlebens kann man nicht erzwingen, das muss jeder für sich erkennen und spüren. Erst dann handelt es sich um wahre Liebe.
4. Eifersucht
Eifersucht ist das größte Problem zwischen Geschwistern oder sogar Freunden. In einer Liebesbeziehung kann es auch vorkommen, aber eher seltener.
Das Gefühl der Eifersucht entwickelt sich in einer Beziehung erst dann, wenn der eigene Partner all seine Ziele erreicht und du noch immer auf derselben Stelle rumtappst.
Zwischen Geschwistern kann es alles Mögliche sein. In den meisten Fällen fühlt man sich wegen der jüngsten Schwester oder Bruder vernachlässigt.
Früher war die Aufmerksamkeit nur auf dich gerichtet und jetzt, da das Baby auf die Welt gekommen ist, bist du auf Platz zwei gelandet.
Du musst dich ums Baby kümmern, alles machen, damit es sich wohlfühlt und dadurch entwickelt sich eine Art Hassliebe.
Später wird es nicht besser, vor allem, wenn deine Geschwister erfolgreicher, schöner oder beliebter sind. Der Neid kommt einfach zum Vorschein und du kannst ihn nicht unterdrücken.
Wenn man so eine Art der Eifersucht als Kleinkind verspürt, muss man sich keine Sorgen machen. Das Problem entsteht erst dann, wenn man es auch als erwachsene Person auf die gleiche Weise erlebt.
In so einem Fall kann die Hassliebe in richtigen Hass zwischen Geschwister überwachsen.
In so einem Fall helfen keine Familiengespräche, man benötigt professionelle Hilfe, damit man mit seinen Selbstzweifeln umgehen und zu einer selbstbewussten Person werden kann.
Hassliebe zwischen Geschwistern kann große Ausmaße annehmen, denen man gleich entgegensteuern muss.
Was kann man gegen Hassliebe tun?
Es gibt ein paar Tipps, die dir mit dem Problem Hassliebe behilflich sein werden. Das Wichtigste ist zunächst, dass du selbst erkennst, dass du unter Hassliebe leidest und dass sie langsam Überhand über dein Leben gewinnt.
Du darfst dich von deinen Gefühlen nicht kontrollieren lassen, du bist Herrscher deiner Gefühle und daran musst du immer denken.
1. Den Grund erkennen
Damit du dich mit deiner Hassliebe konfrontieren kannst, musst du den Auslöser finden. Den Grund, weswegen du dich so hin- und hergerissen fühlst.
Ganz egal was der Grund ist, du musst dem Problem in die Augen blicken. Auch wenn es sich um eine Kleinigkeit handelt, die negative Gefühle bei dir auslöst, musst du das aus der Welt schaffen.
Du darfst nicht nachgeben, nur weil der Auslöser zum Beispiel jemand aus deiner Familie ist, vor allem nicht dann. Wenn es sich um eine Person handelt, mit der du jeden Tag zu tun hast, musst du diese seelische Qual so schnell wie möglich beenden.
Manchmal benötigt man auch eine Auszeit von allem. Nimm dir so viel Zeit, wie du benötigst.
Sammle deine Gedanken, manchmal hilft es, wenn man die Gedanken aufschreibt, damit man nichts vergisst und einem alles transparent vor den Augen steht.
Wenn du alles aufgeschrieben hast, musst du zum nächsten Schritt übergehen.
2. Konfrontation
Der Auslöser ist gefunden, es handelt sich um eine Person aus deinem Leben. Du wirst immer wieder verletzt. Wenn du das beenden willst, musst du das Gespräch suchen. Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder glücklichen Beziehung.
Wenn dich die Person auch so liebt, wie du sie, wird sie auch deine Ängste und Bedenken verstehen. Rede offen über deinen Gefühlszustand und ihr müsst gemeinsam eine Lösung finden.
Es ist wichtig, dass die Lösung beiden Seiten passt, dass man mit offenen Karten spielt.
Das ist deine einzige Möglichkeit, dein Gefühlschaos zu stabilisieren und genau aus dem Grund solltest du kein Blatt vor den Mund nehmen. Ein offenes Gespräch hat noch niemandem geschadet.
Wenn es kein gutes Ende nimmt und dein Partner abblockt, dann weißt du wenigstens, dass ihr nicht auf der gleichen Wellenlänge, was die Emotionen angeht, wart. Also kannst du es als eine Lektion betrachten, eine Episode aus deinem Leben.
3. Professionelle Hilfe
Wenn du beide Schritte befolgt hast und du dennoch deine Emotionen nicht in den Griff kriegen kannst, solltest du professionelle Hilfe suchen.
Ein Paartherapeut oder ein Psychologe kann dir dabei behilflich sein, deinem emotionalen Chaos auf den Grund zu gehen.
Manchmal benötigt man eine dritte Person, die eine objektive Meinung hat und uns auf die Fehler der anderen, aber auch auf die eigenen, aufmerksam macht.
Nach den Sitzungen bekommst du konkrete Tipps, wie du mit deiner Hassliebe umgehen kannst.
Man kann auch Paartherapien machen, damit man auch konkret mit dem Auslöser der Hassliebe zusammenarbeiten und die ganze Gefühlsverwirrung leichter überwinden kann.
Es ist völlig normal, dass man sich an einen Experten wendet, wenn man selbst nicht weiterweiß. Dadurch eröffnen sich neue Blickwinkel, die du selbst nie entdeckt hättest.
Es ich nur wichtig, dass ihr ein gemeinsames Ziel habt, auf welches ihr hinarbeiten könnt. Das wird der erste Schritt zur Besserung sein, du musst die Veränderung nur annehmen.
Hassliebe ist ein Wirrwarr der Gefühle, aus welchem man sich nur schwer befreien kann. Beziehungen, die ständig unter Hassliebe leiden und immer wieder Opfer desgleichen werden, haben keine helle Zukunft.
Das zeugt nur davon, dass man kein Vertrauen zueinander hat und dass man sich nie voll und ganz auf den Partner verlassen kann. Man ist immer am Zweifeln, ob die Beziehung wirklich das ist, wonach man sich das ganze Leben gesehnt hat.
Wenn man einmal einen Samen des Zweifels eingepflanzt hat, muss man sich darauf vorbereiten, dass es für das ganze Leben Früchte tragen wird. In so einem Fall ist es am besten, solch eine Beiziehung zu beenden und sein Glück anderweitig zu suchen.
Du musst immer daran denken, dass Hassliebe nicht immer schwere Folgen haben muss. Manchmal ist es einfach ein Gefühlschaos, mit dem wir nur schwer umgehen können.
Es sind Gefühle der Enttäuschung und Unzufriedenheit, die uns denken lassen, dass es Hass ist.
Zum Glück verspüren wir noch immer Liebe, die uns etwas Hoffnung und genügend Kraft gibt weiterzumachen.