Die biologische Uhr tickt und der perfekte Partner ist nicht mal in Sicht – willkommen Torschlusspanik!
Single in den Dreißigern, die Suche nach dem perfekten Mann, der Wunsch nach Kindern und Familie, mitleidige Blicke von Verwandten und Freunden, Einsamkeit und schließlich Panik.
Ich weiß genau, wie du dich fühlst, weil ich dasselbe erlebt habe und gerade deswegen reden wir heute darüber.
Obwohl sich heute immer mehr Frauen für eine späte Mutterschaft entscheiden, gibt es aufgrund der veralteten Allgemeinmeinung, dass wir uns in den 30er-Jahren als Eltern verwirklichen müssen, immer noch einige Befürchtungen, dies zu verpassen.
Es kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen und wird oft mit der Midlife-Crisis gleichgesetzt, ist jedoch etwas vielschichtiger.
Was Torschlusspanik ist, warum wir sie erleben und wie wir damit umgehen, verrate ich dir genau in diesem Artikel!
Das Phänomen der Torschlusspanik
Der Duden Definition nach, ist Torschlusspanik eine “Angst, etwas Entscheidendes zu versäumen”.
Die Bedeutung stammt aus dem Mittelalter, weil damals die Städte von großen Mauern umgeben waren, um vor Feinden geschützt zu sein.
Mit dem Anbruch der Dunkelheit schlossen sich die Stadttore – der sogenannte Torschluss.
Und jeder, der nicht pünktlich ankommen würde, musste die Nacht vor den Stadtmauern verbringen, was sicherlich nicht angenehm war, weil es kalt war und Diebe, Räuber und Tiere lauern konnten.
Es ist verständlich, warum genau dieser Begriff zum Synonym für Menschen geworden ist, die in bestimmten Lebensjahren noch nicht in den Hafen der Ehe eingelaufen sind.
Die Angst, vor geschlossenen Toren stehenzubleiben, ähnelt der Angst, vor den Toren des Lebens zu stehen und zuzusehen, wie jeder ein sicheres Zuhause hat, während man allein ist.
Genau so fühlte ich mich, als meine Panik wuchs und die Wände meines Zimmers mich erstickten.
Ich hatte zu dieser Zeit keinen Freund, ich konzentrierte mich auf das Lernen, meine persönliche Entwicklung und meine Karriere. Mir ging es wirklich gut, bis ich anfing, darüber nachzudenken, wie die Zeit verging und Partnerschaft, Familie und Kinder nirgendwo in Sicht waren.
Und dann entstand sie: die Torschlusspanik.
Nun, die Torschlusspanik wird meistens als Begriff für Frauen verwendet, die befürchten, aus Altersgründen keinen passenden Partner für sich zu finden oder ihren Kinderwunsch nicht erfüllen zu können.
Laut demografischen Daten aus dem Jahr 2018 hatte fast die Hälfte der Frauen im Alter von 30 bis 34 Jahren keine Kinder.
Auch wenn sich viele von ihnen bewusst für das Single-Leben entscheiden, sind trotzdem viele von ihnen von der Torschlusspanik betroffen. Warum genau, findest du gleich heraus!
Warum entsteht Torschlusspanik bei Frauen?
Torschlusspanik tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf, und hier sind die häufigsten Gründe:
1. Biologische Uhr
Der Hauptgrund für solch eine Panik bei Frauen in ihren Dreißigern ist die sogenannte biologische Uhr.
Obwohl die Fruchtbarkeit in den Dreißigern nicht aufhört, nehmen die Chancen, später schwanger zu werden, ab und eine Schwangerschaft wird risikoreicher. (1)
Rachel McConnell, MD, Assistenzprofessorin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Columbia University, erklärt: “Es ist nicht so, dass die Fruchtbarkeit nach dem Alter von 30 Jahren eine Klippe hinuntergeht, aber die Chance, tatsächlich schwanger zu werden, sinkt nach dem Alter von 35 Jahren.“
Der Begriff “biologische Uhr” wurde erstmals vom Autor Richard Cohen in seinem Artikel “Biologische Uhr tickt für Karrierefrauen” verwendet.
Darin behauptet er, dass alle Frauen Kinder wollen und dass es immer das Gefühl einer tickenden Uhr gibt, wegen des die meisten Frauen schnell entscheiden müssen: Es ist entweder ihre Karriere oder ein Baby.
Die Autorin des Buches Labour of Love: The Invention of Dating, Moira Weigel, behauptet, sein Artikel sei der Beweis dafür, dass Sexismus und Wissenschaft Frauen dazu drängen, so schnell wie möglich Kinder zu bekommen.
Oder besser gesagt, den ganzen Druck erzeugen.
Dies führt zum nächsten Grund, nämlich den gesellschaftlich auferlegten Normen und Erwartungen.
2. Gesellschaftliche Erwartungen
So oft habe ich mitleidige Blicke von meinen Tanten, Verwandten und meiner Familie bekommen…
So oft haben sie mich direkt gefragt, worauf ich warte, und haben subtil auf meinen Bauch geschaut.
Obwohl ich versucht habe, mir nichts anmerken zu lassen, fühlte ich irgendwie immer unter Druck gesetzt und eine Art von psychischer Folter.
Und ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin.
Laut einer vom The Telegraph zitierten Studie fühlen sich bis zu 60 % der Frauen zwischen 35 und 45 Jahren stigmatisiert, weil sie keine Kinder haben, und bis zu 40 % der Frauen sagen, dass sie dafür verurteilt werden, zu spät Kinder zu bekommen.
Gerade wegen dieses Drucks fühlen sich Frauen schlecht und verlieren sich in Torschlusspanik
3. Das Leben selbst
Die Torschlusspanik kann allein aufgrund des Wunsches, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, auftreten. Ich wollte schon immer Kinder haben.
Eine erfolgreiche Karriere, ein wundervoller Ehemann und süße Kinder – ein idealer Lebensentwurf und Verwirklichung aller Lebensziele.
Es gibt keinen idealen Moment, um eine Familie zu gründen und Kinder zu haben und es wird niemals so sein, dass alle Puzzleteile im Leben zusammengesetzt werden, sodass man endlich sagt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Eltern zu werden.
Leider nicht.
Manchmal konzentriert man sich zu sehr auf seine Karriere und merkt nicht, dass die besten Jahre seines Lebens im Streben nach Erfolg verbracht wurden.
Manchmal findet man eine ideale Person für sich, mit der man die gleichen Wünsche und Ziele teilt, aber die Beziehung fällt aus verschiedenen Gründen auseinander.
Es kann sein, dass sich die Wünsche und Ziele des Partners im Laufe der Jahre ändern, sodass derjenige, der sagte, er wolle Kinder, plötzlich dies nicht mehr will.
Das Leben geht jedoch seltsame Wege und keiner von uns kann den Moment bestimmen, in dem wir irgendetwas im Leben tun werden.
Wir können zwar einen Plan haben und uns daran halten, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass alles so ablaufen wird, wie wir es uns vorgestellt haben. Genau dieses Gefühl, keine Kontrolle über unser Leben zu haben, löst Panik aus.
4. Einsamkeit und schlechte Beziehungen
Einsamkeit und schlechte Beziehungen sind ein weiterer Grund, warum wir in Torschlusspanik verfallen können.
Die Forschung hat gezeigt, dass Einsamkeit uns dazu bringt, Dinge zu tun, die wir sonst nicht tun würden, z. B. in toxischen Beziehungen zu bleiben oder uns mit weniger zufriedenzugeben. (2)
Allerdings haben leider nicht alle von uns Glück in der Liebe.
Manche finden die Liebe ihres Lebens schon als Teenager, manche erst mit 50 und manche nie.
Und wenn wir im Laufe der Zeit nicht die richtige Person an unserer Seite haben, kann uns das in Panik versetzen.
Aber das Schlimmste, was man tun konnte, ist, sich verzweifelt in die Partnersuche zu stürzten und mit jemandem enden, den man überhaupt nicht liebt.
Man bleibt auch in toxischen Beziehungen, die schon lange Zeit keine Zukunft mehr haben, nur um nicht allein zu sein und eine Illusion eines erfüllten Familienlebens zu erzeugen, aber tief im Inneren bleibt man leider unglücklich und unerfüllt.
Nun, nachdem wir nun die Gründe für die Torschlusspanik behandelt haben, schauen wir mal, ob sie auch bei Männern auftritt.
Äußert sich die Torschlusspanik auch bei Männern?
Ja, Torschlusspanik kann auch bei Männern auftreten.
Männer sind in der Regel vom Stigma der Kinderlosigkeit ausgenommen, weil sie auch später im Leben Kinder bekommen können, aber die Forschung hat gezeigt, dass auch sie eine biologische Uhr haben. (3)
Vierzig Jahre Forschung über die Auswirkungen des höheren Väteralters auf die Nachkommenschaft haben gezeigt, dass Schwangerschaften mit Männern ab 45 Jahren ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen haben.
Neugeborene haben ein erhöhtes Risiko für schlechte Geburtsauswirkungen und ein erhöhtes Risiko für psychische Gesundheit, neurokognitive Störungen und Krebserkrankungen.
Auch wenn sie nicht wie Frauen unter sozialem Druck stehen, können auch Männer von dieser Panik betroffen sein.
Aber was ist die richtige Strategie, um mit Torschlusspanik umzugehen? Kann sie überwunden werden, ohne Hals über Kopf in die eheliche Gemeinschaft oder eine toxische Partnerschaft zu eilen?
Im Folgenden findest du Tipps, wie du mit dieser Angst am besten umgehen kannst.
Wie kann man mit Torschlusspanik richtig umgehen?
Ich habe ein paar Tipps für dich, die mir geholfen haben, die Panik in den Griff zu bekommen.
1. Denk darüber nach, was du wirklich willst
Was mir geholfen hat, die Torschlusspanik zu überwinden, war, über meine Wünsche nachzudenken.
Bevor dich die Angst im Griff hat, ist es wichtig, dass du dir genau überlegst, was du eigentlich von deinem Leben willst.
Nicht deine Eltern oder Freunde oder Partner, sondern nur du!
Kannst du dir vorstellen, eines Tages zu heiraten? Kannst du dir vorstellen, dein Leben mit jemandem zu teilen? Kannst du dir vorstellen, Kinder zu haben? Macht der Gedanke an Mutterschaft dein Herz warm oder stehen dir die Haare zu Berge?
Am wichtigsten ist es, deine Wünsche und Pläne in den Vordergrund zu stellen.
Wenn du zum Beispiel schon lange in einer Beziehung bist, in der du Kinder haben möchtest und dein Partner nicht das gleiche will, wäre es am besten, dich zu trennen. Egal, wie sehr du ihn liebst.
Vielleicht willst du dich nicht trennen aus Angst, allein gelassen zu werden, aber überlege, ob es sich lohnt, in solch einer Beziehung zu bleiben, wo du deine Träume aufgeben musst?
Eine gesunde Portion Egoismus hilft dir, die Torschlusspanik zu überwinden.
Denn wenn du dich selbst an die erste Stelle setzt, wirst du wissen, was du eigentlich willst und auf dieser Grundlage kannst du festlegen, was der nächste Schritt ist, den du machen musst.
2. Lass dich nicht von deiner Umgebung beeinflussen
Der Druck der Umwelt kann dazu führen, dass wir uns tagelang ins Haus schleichen und nicht unter Menschen gehen.
Wir denken darüber nach, was mit uns los ist und wie es dazu kommt, dass jeder vergeben ist, nur wir für immer Single sind. So fühlte ich mich auch. Ich wollte nicht zu Hochzeiten oder Familientreffen gehen oder mich mit anderen Paaren treffen, weil ich mich wie ein Außenseiter fühlte.
Lass dich davon nicht in den Wahnsinn treiben.
Menschen werden sich immer in alles einmischen, was sie nicht angeht. Man muss nur wissen, wie man am besten damit umgeht.
Lass dich nicht von diesem Druck deiner Umwelt beeinflussen. Du weißt am besten, wie du dein Leben leben willst und du willst es bestimmt nicht nach den Erwartungen deiner Eltern oder irgendeiner Tante oder irgendeines Onkels gestalten.
Sag einfach, du willst dieses Thema nicht mehr besprechen. Oder besser noch, sag ihnen, dass Studien gezeigt haben, Menschen ohne Kinder seien sowieso glücklicher. (4)
So unhöflich und fies es auch klingen mag.
Denk daran: Jeder hat das Recht, sein Leben so zu leben, wie er will.
3. Der richtige Umgang mit der Partnersuche
Deine Angst kann man spüren und dies kann sich sehr negativ auf deine Partnersuche auswirken.
Gerade wegen der Torschlusspanik könnte es so aussehen, als ob du verzweifelt nach dem zukünftigen Vater deiner Kinder suchst.
Der Aufbau einer Beziehung braucht Zeit und es dauert einige Zeit, bis die Partner sich gegenseitig genug vertrauen, um gemeinsam eine Zukunft aufbauen zu können.
Entspanne dich.
Lerne Männer kennen, gehe mit ihnen aus und hab Spaß.
Gehe Beziehungen nur dann ein, wenn du das Gefühl hast, er könnte dein Traummann sein und nicht dann, wenn deine biologische Uhr dir sagt, dass es Zeit ist, Kinder zu haben.
4. Genieße dein Singleleben
Ist es nicht besser, Single zu sein als in einer schlechten Beziehung?
In einer Beziehung, in der du dich ungeliebt fühlst? Ist es nicht besser, Single zu sein und zu warten, bis der Richtige erscheint, der den Boden unter deinen Füßen bewegt?
Das Singleleben hat viele Vorteile.
Man hat Zeit, an sich selbst zu arbeiten, Selbstbewusstsein aufbauen, sich in anderen Lebensbereichen weiterzuentwickeln und sich Dingen zu widmen, die man nicht tun kann, wenn man sich um seine Familie kümmern muss.
Also genieße dein Single-Dasein.
Reise, gib Geld für dich selbst aus, lerne neue Leute kennen, probiere neue Dinge aus – genieße einfach dein Leben in vollen Zügen!
Sobald du akzeptierst, dass das Singleleben kein verpasstes Leben ist, wirst du sehen, wie sich deine Einstellung zum Leben ändert.
5. Sei geduldig!
Deine beste Freundin erwartet bereits ihr zweites Kind, während du noch immer Single bist?
Du erhältst jedes Jahr eine Einladung zu einer Hochzeit, während du und dein Freund noch nicht darüber gesprochen habt?
Na und?
Jeder von uns lebt in seinem eigenen Tempo und es gibt keine Garantie für Glück, wenn du mit 25 und nicht mit 35 heiratest und Kinder bekommst.
Aus diesem Grund solltest du dich selbst und deinen potenziellen Partner nicht unter Druck setzen, denn die wahren Werte sind die Zeit und Geduld wert.
Lass die Zeit ihre Sache machen und überstürze nichts.
Fazit
Torschlusspanik tritt in bestimmten Lebensjahren auf, wenn man erkennt, dass die Zeit vergeht und man das Familienleben noch nicht verwirklicht hat.
Die Torschlusspanik betrifft meist Frauen, weil ihre biologische Uhr ab 30 Jahren immer lauter tickt und Druck auf Frauen ausübt, so schnell wie möglich Kinder zu bekommen.
Torschlusspanik ist jedoch eine natürliche Sache und nicht exklusiv nur für die Familiengründung, sondern passiert auch in vielen anderen Dinge im Leben.
Es ist wichtig, dass du dich selbst, deine Wünsche und Bedürfnisse kennst.
Gib dich nicht mit weniger zufrieden, nur um die Erwartungen und Wünsche anderer Menschen zu erfüllen.
Was zählt ist, was du fühlst und willst. Hör auf dein Bauchgefühl und sei geduldig, denn alles, was wertvoll ist, kommt nicht über Nacht.
Liebe Grüße und pass auf dich auf! ❤️
4 Quellen
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1. Your Biological Clock May Be Older Than You Think. (2022) Columbia University Irving Medical Center.
2. Spielmann, S. S., MacDonald, G., Maxwell, J. A., Joel, S., Peragine, D., Muise, A., Impett, E. A. (2013). Settling for less out of fear of being single. Journal of Personality and Social Psychology
3. Phillips, N. Taylor, L., Bachmann, G. (2019). Maternal, infant and childhood risks associated with advanced paternal age: The need for comprehensive counseling for men. Maturitas
4. Anderson, S. A., Russel, C. S., Schumm, W. R. (1983). Perceived marital quality and family life-cycle categories: A further analysis. Journal of Marriage and the Family.