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Der Slut-Shaming Trend, der Seelen zerbricht

Der Slut-Shaming Trend, der Seelen zerbricht

Kennst du den Begriff Slut-Shaming oder hast du vielleicht schon bedauerlicherweise eine Erfahrung mit Slut-Shaming gemacht? Dabei bist du nicht allein. Hier findest du 5 Erfahrungen, die zeigen, wie weit dieser Bullying-Trend geht!

Slut-Shaming ist ein Begriff, der aus dem Englischen kommt, sich aber auch immer mehr in den deutschsprachigen Ländern ausbreitet und genutzt wird. Frei übersetzt könnten wir diesen Begriff als sexuelle Beschämung/Erniedriegung oder Schlampen-Stempel-Erteilung erklären.

Die Psychologie hat jedoch eine ganz klare Definition: Slut Shaming ist definiert als die Stigmatisierung einer Person aufgrund ihres Aussehens, ihrer sexuellen Verfügbarkeit und ihres tatsächlichen oder vermeintlichen Sexualverhaltens. Diese Worte finden wir jedenfalls in der Forschung von Margot Goblet und Fabienne Glowacz wieder.

Wir Laien können über diese Mobbing-Strategie aus unserem eigenen Leben berichten. Dennoch konnten wir auch an den Beispielen verschiedener Stars sehen, dass auch diese nicht verschont werden.

Einer der bekanntesten Fälle ist schon einige Zeit her, ist dennoch vielen in Erinnerung geblieben. Es ist der Monica Lewinski – Bill Clinton Fall. Sogar Jahre danach erwähnte sie Beyonce im Lied Partition auf eine herablassende Art und Weise.

Andere Stars wie Shirin David, Daniela Katzenberger, Ariana Grande und Miley Cyrus sagten selbst aus, dass sie Opfer von Slut-Shaming waren. Dies geschah sogar auf einer globalen Ebene, denn wir alle bekamen mit, wie sie wegen ihres Liebeslebens von der Presse durch die Öffentlichkeit gezerrt wurden.

Im Netz kursieren sogar nach Jahren immer noch das Podcast mit Miley Cyrus über dieses Thema und das Video der Sendung von ET Canada, in dem Taylor Swift das Thema anspricht.

Ist das Sexismus, Doppelmoral oder eine Ansage gegen die sexuelle Selbstbestimmung? Betrifft es nur junge Frauen oder auch andere Altersgruppen und Männer? Neben 5 interessanten Erfahrungen unserer Leserinnen, werde ich dir auch auf diese Fragen antworten.

Leserinnen teilen: Meine Erfahrung mit Slut-Shaming

Bevor ich angefangen habe, diese Kolumne zu schreiben, wollte ich unbedingt wissen, was unsere Leserinnen und Leser über dieses Thema denken und ob sie schon Erfahrungen mit diesem Thema gesammelt haben. Als Grundlage nutzte ich unsere Social Media-Profile, besonders Facebook, bei dem unser Publikum aus 97.3 % Frauen besteht und ca 300000 Follower hat.

Ich fragte sie nach ihren Erfahrungen mit Slut-Shaming. Die Anzahl der Mails und Nachrichten, die ich bekam, zeugt davon, wie groß und verbreitet dieses Problem ist.

facebook.com

In einer Ära des Feminismus, der MeToo-Kampagne, Pinkstinks und Gleichberechtigung, war es erschreckend zu lesen, wie viele Frauen unter den Folgen des Slut-Shaming leiden, aber zugleich auch beichteten, das Gleiche aber auch bei anderen Frauen zu tun.

Diese 5 Geschichten möchte ich mit dir teilen. Die Namen wurden zum Zweck des Identitätsschutzes geändert.

1. Emma (28): Meine vorigen Erfahrungen wurden gegen mich genutzt

Wenn ich jetzt an diese Zeit zurückdenke, hört es sich fast grotesk und unreal an. Ich habe auch unter Slut-Shaming gelitten, aber nicht wegen irgendwelchen falschen Freundinnen oder unbekannten Menschen. Nein, der Täter war mein langjähriger Freund.

Das Problem? Die Anzahl meiner Sexualpartner, mit denen ich vor unserer Beziehung zusammen war. Ich habe ihm niemals etwas vorgemacht oder ein falsches Spiel gespielt. Ganz im Gegenteil, ich habe ganz normal von meiner Vergangenheit erzählt.

Das Ironische an der ganzen Sache ist, dass seine sexuelle Aktivität vor unsere Beziehung meiner Erfahrung ähnelt. Doch das wahr wohl die Doppelmoral, denn damit sah er kein Problem.

Wie dem auch sei! Ich bin glücklich, dass ich aus dieser toxischen Beziehung endlich raus bin.

2. Hannah (21): Ich war selbst der Täter

Zu diesem Thema muss ich ein Geständnis abgeben. Ich weiß nicht warum, vielleicht aus meiner eignen Unsicherheit, Angst oder Unzufriedenheit mit mir selbst, habe ich meine damalige Freundin geslutshamed.

Letztes Jahr waren wir wirklich viel unterwegs. Natürlich kommt es dabei auch zu vielen Flirts oder der einen oder andere etwas näheren Bekanntschaft. Damals bekam meine gute Freundin definitiv mehr Aufmerksamkeit von Männern, und das verunsicherte mich zutiefst.

Ich wollte mich besser fühlen und kommentierte sie bezüglich ihres vermeintlich sexualisierten Auftretens. Ich denke mal, die Eifersucht in mir war zu diesem Zeitpunkt stärker als mein eigenes Selbstbewusstsein.

Wirklich stolz bin ich auf diese Zeiten definitiv nicht!

3. Julia (35): Mein Stil wurde mir zum Verhängnis

Ob man es glauben möchte oder nicht, aber ich wurde tatsächlich mit Slut-Shaming an meinem Arbeitsplatz konfrontiert. Wenn ich jetzt zurückblicke, weiß ich genau, welcher frustrierten Mitarbeiterin mein auffälliger Stil nicht gefiel und es genügte, mich als Büroschlampe darzustellen.

Ist dein Rock nicht zu kurz? Die Bluse zu eng? Das Dekolleté zu tief? Wieder High Heels?

Nur um klarzustellen, meine Kleidung war niemals unangemessen, denn darauf achte ich sehr. Ich weiß nicht, warum es dazu kam. Ich war immer freundlich und höflich zu anderen. Ich ernährte mich gesund und war sportlich – vielleicht lag es daran?

Es führte definitiv dazu, dass ich mehr Distanz zu meinen Kollegen aufbaute und mich dort nie wirklich wohl fühlte. Toxische Menschen können echt solch eine Macht über einen haben! Daher hat es nicht allzu lange gedauert, bis ich meine Koffer gepackt habe. In meinem neuen Job habe ich nichts Ähnliches erlebt.

4. Petra (20): Ich vertraute dem falschen Mann

Mit diesem Thema befasse ich mich schon seit einiger Zeit. Kennst du die Täter-Opfer-Umkehr, oder wie die Amerikaner sagen victim blaming? Na ja, so in etwa könnte man das erklären, was mir vorgefallen ist.

Bei mir geschah es, als ich gerade mal 18 Jahre alt war. Ich hatte damals einen festen Freund, mit dem ich intim war. Natürlich hatten wir Geschlechtsverkehr und ich war mir wirklich sicher, dass ich ihm vertrauen kann.

Schlüpfrige Fotos und sexy Nachrichten waren daher auch Teil unsere Beziehung. Niemals hätte ich geahnt, dass er diese später mit anderen teilen würde. Das brach nicht nur mein Herz, sondern veränderte meine ganze Reputation.

Besonders tat es mir weh, als manche meiner Freunde sogar sagten, ich sei selbst schuld. Lange Zeit musste ich damit kämpfen meine Schuldgefühle loszuwerden. Bei ihm kam niemals ein schlechtes Gewissen auf.

5. Erika (30): Mein Lebensstil war ein Dorn im Auge

Gehst du wirklich so raus? oder Ziehst du DAS an? Boah, ich kann es jetzt wirklich nicht mehr hören! Schon in meinen frühen Zwanzigern habe ich es geliebt meine Figur in Szene zu setzten. Ich mache Sport, achte darauf, was ich esse, schminke mich und gehe sehr gerne shoppen.

Wenn ich etwas Knappes anziehe, dann tue ich das, weil ich mich darin einfach nur wohlfühle. Muss ich deshalb gleich als eine Schlampe abgestempelt werden und müssen in der ganzen Nachbarschaft meine Sexpartner gezählt werden?

Vielleicht kann das jemand nicht verstehen, aber genauso verstehe ich Frauen, die immer im Schlabberlook sind und sich gehen lassen genauso wenig.

Ich finde jeder hat seinen Weg! Also meine Devise ist: Leben und leben lassen! Ist das wirklich so schwer? Die Blicke von Männern lassen mich kalt, aber wenn dich Blicke einer Frau töten könnten…! Ich weiß nicht, warum das so ist, vielleicht aus Eifersucht? Wer weiß…

Das ist eine gute Frage!

Die Gefahren von Slut-Shaming

Beim Slut-Shaming geht es nicht nur darum, dass Gefühle verletzt werden und jemand Schlampe genannt wird. Das Problem geht viel tiefer und kann große Probleme verursachen. Besonders bei jungen Frauen und Schülerinnen, die sowieso oft mit ihrem Selbstbewusstsein zu kämpfen haben.

Werden beispielsweise Fotos oder Videos in sozialen Netzwerken geteilt oder Frauen offen beschimpft, kann dies einen großen seelischen Schaden verursachen.

Einer Studie nach haben bis zum 18. Lebensjahr sogar 18.7 % der jungen Frauen Erfahrungen mit Slut-Shaming gemacht. Ihren Worten nach wurden sie im Netz als Schlampe oder Nutte bezeichnet. Man hat sie ausgelacht, sie bei angeblichen Slutwalk gefilmt und Memes gemacht.

Das geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber. Wohin kann Slutshaming also führen?

• Selbstmordgedanken/ Selbstmord

Leider geschieht es allzu oft, dass Opfer von Slutshaming nicht mehr mit dem Druck, der Einsamkeit und Angst umgehen können und den Ausweg aus dieser Situation nur im Ende des eigenen Lebens sehen.

Hast du genau jetzt mit diesen negativen Gedanken zu kämpfen, dann musst du wissen, dass du unbedingt mit jemandem sprechen solltest. Wende dich an deine Familie oder an einer naheliegenden Hilfe- und Beratung stellte.

• Depression und Angstzustände

Unter Depressionen und Angstzuständen zu leiden, wird dein Leben sehr stark beeinträchtigen. Du merkst an dir selbst, dass du immer tiefer sinkst und hast das Gefühl, dass du in deiner Trauer allein bist.

All das ist für Opfer von Slutshaming leider ein Teil des Lebens geworden. Doch es muss nicht dabei bleiben. Es gibt natürlich auch einen Ausweg aus dieser unschönen Situation und ich bin mir sicher, dass auch du es schaffen wirst.

• Probleme mit dem eigenen Körperbild

Wenn man immer wieder hört, dass andere Menschen den eigenen Körper und Aussehen mit negativen Dingen in Zusammenhang bringen, auf eine herablassende Art über ihn sprechen oder auslachen, dann hinterlässt das natürlich Spuren auf der Person.

Besonders bei Frauen, die größere Brüste oder ein ausgeprägteres Gesäß haben und daher schon früh objektifiziert werden, ist das Problem mit der Selbstwahrnehmung besonders zu erkennen.

Auch die neuste Studie von Carlotta Cogoni und ihren Mitarbeitern belegte, dass für Frauen, die schon in frühen Jahren objektifiziert wurden, bei anderen auf wenig Empathie und Mitleid stoßen.

All das führt natürlich zu einem Gefühlschaos bei Betroffenen und einem verzerrtem Selbstbild.

Doch warum kommt es überhaupt so weit? Was treibt Menschen dazu, andere auf diese Art und Weise zu quälen?

Warum geschieht Slut-Shaming?

Zu Slut-Shaming kommt es aus verschiedenen Gründen. Wichtig dabei in Betracht zu ziehen, ist, von wem es kommt.

Frauen neigen dazu aus Eifersucht, eigenen Unsicherheiten oder gegensätzlichen Einstellungen eine andere Person zu slutshamen. Sie neigen dazu, einen schnippischen Kommentar abzugeben, zu tratschen oder unangenehme Aussagen von sich zu lassen. Manchmal tun sie das absichtlich, manchmal denken sie einfach nicht groß über die Gefühle ihres Gegenübers nach.

Männer hingegen greifen viel schneller zum slutshamen. Während ein Mann mit vielen verschiedenen Sexpartnerinnen in ihren Augen ein Held ist, ist eine Frau mit der gleichen Anzahl von Sexualpartnern nichts anderes als eine Schlampe.

Die Doppelmoral in diesen Fällen sticht förmlich ins Auge.

Weitere Gründe für Slut-Shaming seitens der Männerwelt sind Eifersucht, Wut verursacht durch Ablehnung oder andere Erwartungen davon, wie sich eine Frau zu verhalten und kleiden hat.

Wie wir sehen konnten, sind es meist junge Frauen, die Opfer von Slut-Shaming werden. Hier ist auch wichtig zu erwähnen, dass viele homosexuelle Männer wegen ihrer Sexualität mit den gleichen Problemen konfrontiert werden.

Ist man von Slut-Shaming betroffen, möchte man einfach nur noch raus aus dieser Hölle, doch wie?!

Wie kann man sich bei Slutshaming helfen?

Opfer von Slut-Shaming müssen wissen, dass sie nicht allein sind. Gehörst du zu ihnen, dann möchte ich dir sagen, dass du die Hoffnung nicht aufgeben solltest und das Ganze sein Ende finden wird. Auch, wenn du jetzt gerade vielleicht daran zweifelst.

1. Finde einen Ansprechpartner

Es ist wichtig, jemanden im Leben zu haben, dem wir uns in schweren Zeiten wie diesen anvertrauen können. Es kann deine beste Freundin sind, deine Eltern oder auch jemand aus der Gemeinde. So wirst du nicht nur endlich all das aussprechen, was dir auf dem Herzen liegt, sondern kannst mit dieser Person auch nach einer Lösung suchen und einen Weg finden damit auszukommen.

Gedanken und Gefühle mit anderen zu teilen ist ein Muss, und besonders dann, wenn diese schädlich für dich sind.

2. Lass dich nicht unterkriegen

Ich weiß, es hört sich vielleicht einfach an, aber das wichtigste sind deine psychische und physische Gesundheit. Arbeite fleißig an deinem Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Natürlich können Worte von anderen schmerzen und jeder von uns macht sich so seine Gedanken, was die anderen über uns denken, doch du musst auch lernen, bestimmte Dinge an dir abprallen zu lassen.

Das schaffst du am ehesten, wenn du mit dir selbst im Reinen und selbstzufrieden bist.

3. Hilfe und Beratung

Es ist immer ein kluger Schritt, dir professionelle Hilfe zu suchen und nach Beratung zu fragen. Falls wichtige Grenzen überschritten sind, kannst du dich sofort bei der Polizei melden. Suchst du aber nach Rat und Beratung, kannst du viele nützliche Nummern auf unserer Hilfe und Beratung Seite finden.

Wichtig ist, nicht in der Stille zu leiden, sondern diesen wichtigen Schritt zu wagen. Es wird dir zeigen, dass du nicht allein bist und auch viele andere das alles durchmachen.

4. Ergreife das Wort

In den Erfahrungen unserer Leserinnen konntet ihr sehen, dass Menschen, die Slutshaming anwenden, meistens aus unserem näheren Umfeld sind und uns täglich in unseren Leben begegnen.

Warum solltest du als nicht etwas sagen? Wenn es deine angeblich gute Freundin, Freund oder die Arbeitskollegin ist, dann kannst du doch auch deutlich sagen, dass ihr Verhalten nicht ok ist! Wenn es ihnen nichts ausmacht, solche widerlichen Kommentare von sich zu geben, dann solltest du dich auch nicht davor scheuen, ihnen richtig die Meinung zu sagen.

5. Setze dich ein

Oft ist ein guter Weg ein Problem zu lösen, sich aktiv mit ihm zu beschäftigen. Hast du es satt, dass Menschen auf solch eine Art und Weise stigmatisiert werden, dann kannst du auch aktiv etwas dagegen tun.

Verschiedene Organisationen, wie beispielsweise Pinkstinks, besfassen sich auch mit diesem Thema. An einer aktiven Kampagne gegen Slut-Shaming, Sexismus und Gewalt gegen Frauen und Männer wird dir ein Gefühl der Sicherheit und Macht zurückgeben.

Deine Anteilnahme bedeutet etwas!

Fazit

Als Erstes möchte ich sagen, dass es mir das Herz gebrochen hat, als ich all eure Nachrichten gelesen haben und gesehen habe, wie viele von euch in der Stille gelitten haben oder es gerade tun.

Daher möchte ich dieses Schlusswort dafür nutzen, euch allen Mut zu machen und euch daran zu erinnern, dass wenn es nötig ist, euch Hilfe zu holen. Es gibt heutzutage viele Beratungsstellen, bei denen du dich melden kannst.

Liebe Grüße und pass auf dich auf! ❤

Ihr Weg verwendet ausschließlich von Fachleuten geprüfte Studien und vertrauenswürdige Quellen, um sicherzustellen, dass unsere Inhalte wahrheitsgemäß, korrekt und zuverlässig sind.

1. Margot Goblet , Fabienne Glowacz, Slut Shaming in Adolescence: A Violence against Girls and Its Impact on Their Health, Int J Environ Res Public Health

2. Carlotta Cogoniab, Andrea Carnaghic, Giorgia Silan, Reduced empathic responses for sexually objectified women: An fMRI investigation

3. Fredrickson BL, Roberts TA. Objectification theory: toward understanding women’s lived experiences and mental health risks. Psychology of Women Quarterly

4. Gilligan C. In a Different Voice: Women’s Conceptions of Self and of Morality. Harvard Educational Review