Unter Angstzuständen zu leiden ist so, als würde dir jemand ständig Gedanken ins Ohr flüstern. Aufdringliche Gedanken.
Sie tauchen wie aus dem Nichts auf und wiederholen sich immer wieder.
Du kannst das nicht. Das ist zu schwer für dich. Hör auf, du machst es nur noch komplizierter.
Sie gucken schon. Vielleicht hättest du das nicht tun sollen. Warum hast du es nicht getan?
Es geht immer weiter. Mit Angststörungen wird jeder Teil deines Lebens zu einem Kampf. Und alles ist ein potentieller Trigger.
Mit Kassierern zu reden, ans Telefon zu gehen, Essen zu bestellen, Rechnungen zu bezahlen, Smalltalk zu führen, zur Arbeit zu gehen, Leute aus deiner Vergangenheit zu treffen und ich will gar nicht erst mit den lähmenden Gedanken um 3 Uhr morgens anfangen, über das eine Mal, als du dich in der fünften Klasse blamiert hast.
Alles braucht so viel Zeit, weil du alle möglichen Szenarien in deinem Kopf zurück- und vorspulen musst, bevor du irgendetwas tust… und dann bekommst du Angst, dass du deine Zeit verschwendest.
Es ist einfach nur anstrengend. Es hört nie auf.
Du fühlst dich wie ein abgenutzter, ausgepowerter Motor, der nur Energie verbraucht, aber wofür?
Am Ende des Tages bist du erschöpft, obwohl du scheinbar nichts tust.
Und da kommen die Schuldgefühle ins Spiel.
Die Angst gibt dir das Gefühl, nicht normal zu sein.
Mit Angststörungen zu leben ist, als würdest du durchs Leben gehen und alles tun, was alle anderen auch tun, nur dass es für dich zehnmal schwieriger ist und du hast keine Ahnung, warum.
Warum scheint es für alle anderen so einfach zu sein? Mit dir stimmt doch irgendetwas nicht. Du bist so ein schwieriger Mensch.
Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden? Oder besser nicht, man wird nur denken, du machst ein Theater wegen nichts.
Kommt dir dieser Gedankengang bekannt vor?
Stück für Stück distanzierst du dich, fängst an, Treffen abzusagen und Ausreden zu erfinden, und am Ende bist du allein in der kleinen Welt, die deine Angststörung für dich geschaffen hat.
Unverständnis, Einsamkeit, das plötzliche Gefühl, nicht liebenswert und für immer kaputt zu sein – all das überkommt dich.
Du fühlst dich wie eine Last für alle anderen um dich herum… und du sprichst kaum mit jemandem über deine Probleme.
Hier schlägt der Selbsthass zu.
Aus diesem Grund schreibe ich das hier, um dir eines klarzumachen: Dein Verstand lügt dich unverfroren an.
Du bist nicht unliebenswert; im Gegenteil, unter deinem Denk-nochmal-nach-bevor-du-was-sagst, der Tendenz, Dinge aus Angst hinauszuzögern, andere ausreden zu lassen und niemals deine Meinung zu sagen, bist du ein äußerst liebenswerter und sehr aufmerksamer Mensch.
Ein Mensch, der alles spürt und merkt; jemand, der empfindlich und aufmerksam gegenüber den Gedanken und Gefühlen anderer Menschen ist.
Außerdem bist du sehr selbstreflexiv, introspektiv und lebst in einer Welt, die dich (und die meisten anderen Menschen) überstimuliert.
Dein Verstand steht fast pausenlos unter Druck, und da es keine An/Aus-Taste gibt, kannst du nicht einfach ganz aufhören zu fühlen.
Was du jedoch tun kannst, ist, dir zu überlegen, was deiner Aufmerksamkeit und deiner Energie würdig ist. Sei etwas selektiver.
Erlaube dir selbst, einen Gang runterzuschalten, dich zu entspannen und alles lockerer anzugehen.
Wir vergessen schnell, dass das Leben nicht immer so ernst sein sollte.
Versuch doch mal ein bisschen über deine Prioritäten nachzudenken und eine Art Liste zu erstellen, die dich daran erinnert, etwas mehr auf die Energie zu achten, die du für gewisse Dinge oder Menschen aufbringst.
Unter der Angststörung muss man nicht lebenslänglich leiden.
Du kannst verhindern, dass sie die Kontrolle über dich übernimmt, und dafür brauchst du Willensstärke, Anstrengung und Vertrauen in dich selbst – alles, was du auftreiben kannst.
Es wird nicht leicht sein, aber es ist hundertprozentig zu schaffen.
Erwecke deinen Kampfgeist und kämpfe gegen deinen verlogenen Verstand. Anstatt deine Gedanken zu kontrollieren, lass nicht zu, dass sie dich kontrollieren.
Lass sie los. Lass sie los und mach mit deinem Leben weiter.Die Gedanken sind vorübergehend und sie machen dich nicht aus. Du machst dich aus.
Sei lieb zu dir selbst und danke dir selbst dafür, dass du so stark bist. Schau dich jeden Tag im Spiegel an und sag: Du bist gut genug.
Lass nicht zu, dass irrationale Ängste das Schöne in dir zerstören, denn das Schöne in dir ist das, was dein wahres Ich ausmacht.