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An mich selbst, mit 18 – was ich damals schon hätte wissen sollen

Liebe du,

ich sehe dich noch so deutlich vor mir, wie du mit 18 dort stehst – an der Schwelle zu allem, was du dir erträumt hast, und zugleich so unsicher, ob du überhaupt fähig bist, all das zu erreichen. 

Du denkst, du müsstest schon wissen, wer du bist, wo du hingehörst, welchen Platz du im Leben einnimmst. 

Und du trägst all diese Fragen still in dir, weil du glaubst, dass alle anderen sie längst beantwortet haben. 

Aber hör mir zu: Niemand weiß das in diesem Alter. Niemand hat es „herausgefunden“. Du bist nicht zu spät. Du bist genau richtig.

Ich wünschte, ich könnte dir damals ins Ohr flüstern, dass all deine Selbstzweifel nicht bedeuten, dass du schwach bist. 

Sie bedeuten nur, dass du fühlst, dass du suchst, dass du lebst. 

Du bist nicht falsch, weil du dir nicht sicher bist. Du bist nicht weniger wert, weil du stolperst. Du bist ein Mensch, mitten im Werden.

Ich weiß, dass du dich im Spiegel betrachtest und denkst, du müsstest anders aussehen, schlanker sein, schöner sein, damit dich jemand wirklich liebt. 

Aber glaube mir: Liebe entsteht nicht im Spiegel, sondern im Herzen. 

Und dein Herz ist jetzt schon voller Wärme, voller Kraft, voller Güte. 

Es gibt Menschen, die genau dieses Herz eines Tages brauchen werden, so wie es ist. Dein Wert hängt nicht davon ab, wie du aussiehst oder was andere von dir halten. 

Dein Wert war schon immer da.

Du wirst lieben, und du wirst verletzt werden. Du wirst Nächte durchwachen, weil du auf eine Nachricht wartest, die nie kommt. Du wirst lernen, wie weh es tun kann, wenn man mehr gibt, als man zurückbekommt. 

Und trotzdem: Hör bitte nicht auf zu lieben. 

Lass dein Herz nicht hart werden. Denn das, was dich verletzlich macht, ist auch das, was dich einzigartig macht. 

Eines Tages wirst du verstehen, dass die richtige Liebe dich nicht in Unruhe zurücklässt, sondern in Sicherheit. 

Und bis dahin darfst du Nein sagen, du darfst Grenzen ziehen, du darfst loslassen.

Ich weiß, dass du Angst hast, Fehler zu machen. 

Du denkst, wenn du nur alles richtig machst, wirst du eines Tages belohnt, wirst geliebt, wirst gesehen. Aber es ist anders: Fehler gehören zum Leben, so sehr, dass sie dich am Ende stärker formen als jeder Erfolg. 

Du wirst fallen, und du wirst glauben, das sei dein Ende. Doch jedes Mal, wenn du wieder aufstehst, wirst du dir selbst ein Stück näherkommen. 

Fehler sind keine Schande. Sie sind dein Lehrmeister, deine Spur, dein Weg.

Und dann sind da die Menschen um dich herum. Ich weiß, dass du glaubst, du musst dich anpassen, damit man dich mag. 

Dass du deine Ecken und Kanten glätten musst, um nicht aufzufallen. 

Aber gerade deine Ecken und Kanten sind es, die dich unverwechselbar machen. Deine Freundinnen werden das sehen, noch bevor du es tust. 

Halte sie fest, diese Frauen, die mit dir lachen, die mit dir weinen, die dich auffangen, wenn du denkst, du kannst nicht mehr. 

Sie sind die Familie, die du dir aussuchst, und sie werden dir durch Zeiten helfen, in denen du selbst nicht an dich glaubst.

Deine Träume – ach, wie oft hast du sie klein geredet. Wie oft hast du sie aufgeschrieben und dann wieder zerrissen, weil sie dir zu groß, zu unrealistisch erschienen. 

Aber ich sage dir: Halte an ihnen fest. 

Vielleicht wirst du sie nicht alle erfüllen, vielleicht wirst du Wege einschlagen, die du dir nie vorstellen konntest. 

Aber das Wichtigste ist: Träume sind nicht dazu da, dich zu begrenzen. Sie sind dazu da, dich fliegen zu lassen. Lass niemanden sie dir nehmen – und am wenigsten dich selbst.

Du wirst dich vergleichen, auch wenn du es nicht tun solltest. Mit anderen, die scheinbar alles besser machen, die schöner sind, erfolgreicher, selbstbewusster. 

Und du wirst dich fragen: Warum nicht ich? Aber glaub mir, auch sie tragen ihre Unsicherheiten. 

Auch sie kennen diese leeren Nächte. 

Vergleiche sind wie ein Käfig – sie halten dich fest in einer Illusion. Dein Weg ist nur deiner. Dein Tempo ist nur deins. Und genau das macht ihn besonders.

Ich weiß, dass du glaubst, du musst immer stark sein. Dass du dich zusammenreißen musst, dass du funktionieren musst, damit man dich ernst nimmt. 

Aber Stärke bedeutet nicht, nie zu weinen. Stärke bedeutet, sich selbst ehrlich zu sein. Stärke bedeutet, zu sagen: „Ich kann gerade nicht mehr.“ 

Stärke bedeutet, Hilfe anzunehmen, statt alles allein tragen zu wollen. Du bist kein Stein, du bist ein Mensch – und Menschen brauchen andere Menschen.

Wenn ich dir eines mitgeben könnte, dann das: Sei sanft zu dir. 

Du bist deine längste Beziehung, die einzige Person, die dein ganzes Leben bei dir bleibt. 

Rede mit dir, als wärst du deine beste Freundin. Vergib dir schneller. Umarme dich öfter. Erkenne, dass du nicht perfekt sein musst, um liebenswert zu sein.

Und wenn du eines Tages zurückblickst, so wie ich es heute tue, wirst du sehen: 

All das, worüber du dir Sorgen gemacht hast, hat dich nicht zerstört. Es hat dich wachsen lassen. 

Du wirst dich in Frauen wiederfinden, die denselben Weg gehen, und du wirst ihnen ein Licht sein. Du wirst lernen, dass deine Geschichte nicht nur aus dem besteht, was dir passiert ist, sondern auch aus dem, was du daraus machst.

Liebe 18-jährige Ich, du bist stärker, als du glaubst. 

Du bist schöner, als du siehst. 

Du bist wichtiger, als du dir eingestehst. 

Und du bist genau auf dem Weg, den du gehen sollst. Vertraue dir. Vertraue dem Leben. Vertraue darauf, dass auch Umwege dich ans Ziel bringen.

Und wenn du irgendwann die Stimme in dir hörst, die sagt: „Ich bin nicht genug“ – dann schreib dir selbst einen Brief. So wie ich es heute tue. 

Und erinnere dich: Du bist genug. Du warst es immer.

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