Freunde zerstrtitten

An die „Freundinnen“, die mir zeigten, was Freundschaft nicht ist – und warum ich heute stärker bin

Liebe du,

es ist lange her, aber manchmal denke ich noch an euch. 

An die Gespräche, die Nächte, das Lachen, das damals so echt klang. An die Selfies mit Filter, an die Geheimnisse, die wir einander anvertrauten. 

Ich dachte, wir wären Schwestern. Ich dachte, Freundschaft bedeutet, einander zu halten – auch dann, wenn alles andere bricht.

Heute weiß ich: Es gibt Freundinnen, die dich lieben, wenn du lachst – aber verschwinden, wenn du weinst. 

Es gibt Menschen, die dich brauchen, solange du sie bewunderst, aber nicht, wenn du Grenzen setzt. Und manchmal erkennt man das erst, wenn es zu spät ist.

Ich schreibe euch diesen Brief nicht aus Bitterkeit. Ich schreibe ihn, weil ich endlich frei bin. 

Weil ich erkannt habe, dass eure Illusion von Freundschaft mich klein gemacht hat – und weil ich nicht mehr schweigen will über das, was viele Frauen kennen, aber kaum jemand laut ausspricht.

frauen streiten

Ich erinnere mich an diesen einen Abend, als ich zum ersten Mal spürte, dass etwas nicht stimmt. 

Wir saßen in einem kleinen Café, ich erzählte von einem Erfolg, über den ich mich wirklich freute – und du lächeltest, aber in deinen Augen lag etwas Kaltes. Statt „Ich freu mich für dich“ kam nur: „Naja, Glück gehabt, würde ich sagen.“

Ich lachte noch, aus Reflex. Aber innerlich zog sich etwas zusammen.

Später verstand ich: Das war kein Zufall. Es war das erste kleine Anzeichen dafür, dass du meinen Glanz nur ertragen konntest, solange du selbst heller strahltest.

Dann kam die Zeit, in der ich schwach war. Ich war verletzt, mein Herz zerbrochen, mein Leben aus den Fugen. Ich suchte Trost – und bekam stattdessen Schweigen.

„Meld dich, wenn’s dir wieder besser geht“, hast du gesagt. Und ich dachte: Ist das Freundschaft? Nur im Sonnenschein zusammen, aber nicht im Sturm?

Ich habe in jener Zeit gelernt, dass wahre Freundschaft nicht daran gemessen wird, wie laut jemand lacht, wenn du glücklich bist – sondern wie still jemand bleibt, wenn du weinst.

 Und dass man erst in der Dunkelheit erkennt, wer wirklich mit dir durchs Leben geht.

frau verletzt von freundnin

Ich denke auch an dich, die du mich immer „Spaßbremse“ genannt hast, wenn ich Nein gesagt habe.

An dich, die meine Geheimnisse wie Souvenirs gesammelt und dann weitergetragen hast.

An dich, die immer da war, wenn du reden wolltest, aber nie, wenn ich es brauchte.

Und ja – an dich, die mir in mein Gesicht lächelte, während du hinter meinem Rücken über mich sprachst. Ich wusste es. Ich habe es gespürt, lange bevor ich es wusste.

Ich war verletzt.

Aber ich war auch still.

Weil ich dachte: „So bin ich halt – loyal, verständnisvoll, verzeihend.“

Heute weiß ich: Loyalität gegenüber den Falschen ist keine Stärke – es ist Selbstverrat.

Manchmal frage ich mich, warum ich so lange geblieben bin. Warum ich Ausreden für euch gesucht habe, warum ich jedes Mal wieder geglaubt habe, dass ihr es „nicht so meint“.

Vielleicht, weil ich so sehr an das Gute glauben wollte. Vielleicht, weil ich Angst hatte, allein zu sein. Vielleicht, weil ich dachte, ich sei schuld.

Ich dachte mir, das sind keine flaschen Freunde – nicht bei mir!

Aber heute sehe ich klar: Ich war nicht naiv. Ich war einfach ehrlich.

frau enttaesucht von freunden

Ich habe geglaubt, Freundschaft bedeutet, füreinander da zu sein.

Ich habe nicht gewusst, dass manche Menschen nur bleiben, solange sie etwas davon haben.

Ich erinnere mich an diesen Moment, an dem alles kippte. 

Ich saß mit dir auf dieser Parkbank – du redetest, ich hörte zu. Und irgendwann fiel mir auf: Es war immer so. 

Ich war immer die, die verstand, die tröstete, die aufbaute. Ich war die, die alles hielt, während du testetest, wie weit du gehen kannst.

An jenem Tag ging ich nach Hause und wusste: Ich bin leer. 

Nicht, weil ich zu wenig gegeben habe – sondern, weil ich zu lange an Menschen gegeben habe, die nie wirklich geblieben sind.

Das war der Anfang meines Erwachens.

Freunde streiten

Ich begann zu verstehen, dass Freundschaft keine Bühne ist. Dass man sich nicht kleiner machen muss, damit andere sich größer fühlen. Dass Lächeln, die weh tun, keine Freundschaft sind.

Ich begann zu verstehen, dass Nähe ohne Aufrichtigkeit Gift ist.

Und ich begann, Nein zu sagen.

Leise zuerst, unsicher. Dann klarer, fester, ohne Entschuldigung.

Und plötzlich wurden aus Freundinnen Fremde. Ich dachte, das sei ein Verlust – heute weiß ich, es war Befreiung.

Ich habe gelernt, dass echte Freundinnen nicht neidisch sind, sondern stolz.

Dass sie dich feiern, wenn du wächst, auch wenn sie selbst gerade auf der Stelle treten. Dass sie dich verteidigen, wenn du nicht da bist. Dass sie dich nicht daran erinnern, wo du versagt hast, sondern daran, was du geschafft hast.

Ich habe gelernt, dass Freundschaft nicht bedeutet, immer einer Meinung zu sein, sondern einander Raum zu geben – ohne Urteil, ohne Druck, ohne Wettbewerb.

streit zwischen freundninnen

Ich weiß, viele Frauen kennen diese Art von Schmerz.

Diese leise Enttäuschung, wenn man merkt, dass die, die „wie Schwestern“ waren, sich abwenden.

Dieses Gefühl, benutzt worden zu sein – als Zuhörerin, als Trostspenderin, als Spiegel.

Und trotzdem: Wir heilen daran. Wir wachsen daran.

Denn jede falsche Freundin lehrt dich, was echte Freundschaft bedeutet. Es sind nämlich die Frauen, die bleiben, wenn alle anderen gehen.

Jede Verletzung zeigt dir, wie wertvoll Ehrlichkeit ist.

Und jedes Loslassen macht dich stärker, weil du lernst, dass du dich selbst genug bist.

Heute bin ich dankbar.

Ja, wirklich.

Weil ihr mir gezeigt habt, was ich nie wieder akzeptieren will. Ihr habt mir beigebracht, Grenzen zu setzen. Ihr habt mich gezwungen, mich selbst zu wählen. Und das war das größte Geschenk.

Frau alleine mit Blick in das Weite

Ich lächle, wenn ich an euch denke – nicht aus Nostalgie, sondern aus Frieden. Ich wünsche euch alles Gute, wirklich.

Denn ich bin frei.

Frei von der Angst, nicht gemocht zu werden. Frei von dem Bedürfnis, immer zu gefallen. Frei davon, meine Energie in Menschen zu investieren, die nur nehmen.

Ich habe neue Freundinnen gefunden. Frauen, die zuhören, die ehrlich sind, die mich nicht brauchen, sondern wollen. Frauen, die mich nicht klein fühlen lassen, sondern wachsen sehen wollen.

Mit ihnen kann ich lachen, weinen, scheitern, laut sein, still sein – ohne Angst.

Und jedes Mal, wenn ich in ihren Augen sehe, dass sie sich wirklich für mich freuen, denke ich: So fühlt sich echte Freundschaft an.

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Liebe du,

wenn du das liest und dich wiedererkennst – in diesen falschen Freundschaften, in diesen stillen Schmerzen – dann erinnere dich:

Du bist nicht zu sensibel, du bist nicht zu misstrauisch, du bist nicht zu anspruchsvoll.

Du bist einfach wach geworden.

Du darfst Grenzen ziehen.

Du darfst loslassen.

Du darfst traurig sein – und gleichzeitig dankbar.

Denn am Ende verlierst du keine Freundinnen.

Du verlierst Prüfungen.

Und was bleibt, ist das Wertvollste überhaupt:

Dein Frieden. Deine Klarheit. Deine Stärke.

Ich bin nicht mehr wütend.

Ich bin nicht mehr verletzt.

Ich bin nur dankbar.

Denn ohne euch wüsste ich nicht, wie sich wahre Freundschaft anfühlt. Ohne euch hätte ich mich selbst vielleicht nie so sehr schätzen gelernt.

Und ohne euch wäre ich nie zu der Frau geworden, die ich heute bin: ehrlich, frei – und stark genug, allein zu stehen, bis jemand kommt, der bleiben will.

Die Frau, die gelernt hat, dass wahre Freundschaft kein Spiel ist – sondern ein Zuhause. 💌

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