an meinen ex von dem ich mich endlich befreit habe

An meinen Ex – von dem ich mich endlich befreit habe

Lieber Ex,

ich schreibe dir diesen Brief nicht, weil ich hoffe, dass du ihn jemals liest.

Ich schreibe ihn, weil ich ihn für mich brauche. Für die Frau, die ich damals war – und für die Frau, die ich heute bin.

Lange Zeit habe ich dich in meinen Gedanken mitgeschleppt wie einen schweren Rucksack voller Steine.

Manche davon waren klein, fast unscheinbar. Ein falsches Wort, ein abwertender Blick, dieses ewige Schweigen, während ich mir Nähe gewünscht habe.

Andere Steine waren riesig und schmerzhaft: deine Lügen, deine Manipulationen, deine Versprechen, die du gebrochen hast, ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich habe sie alle getragen. Jeden einzelnen. Und ich dachte, das sei Liebe.

Am Anfang warst du wie ein Feuerwerk. Laut, bunt, aufregend. Du hast mir gezeigt, was es heißt, begehrt zu werden. Du konntest mit ein paar Sätzen meine Welt heller machen – und mit einem einzigen Schweigen verdunkeln. Ich war gefangen in deiner Aura, in deinem Spiel.

Du hast mich fühlen lassen, als wäre ich besonders – aber nur so lange, bis du entschieden hast, dass ich es nicht mehr bin.

Ich habe gelernt, deine Launen zu spüren, noch bevor du den Raum betreten hast. Ich habe mir Mühe gegeben, dir zu gefallen, deine Stimmungen zu retten, deinen Zorn zu mildern.

Und währenddessen habe ich mich selbst vergessen.

Weißt du, was ich heute erkenne?

Dass das größte Gefängnis nicht deine Worte oder Taten waren – sondern mein Glaube daran, dass ich ohne dich weniger wert wäre.

Ich habe mich so klein gemacht, dass ich fast verschwunden wäre. Ich habe so sehr versucht, deine Liebe zu verdienen, dass ich meine eigene Liebe zu mir selbst verloren habe.

Es gab Abende, an denen ich wach lag und mir einredete, dass du dich ändern würdest. Dass deine Wut nur eine Phase sei. Dass deine Kälte eigentlich Angst sei, die ich heilen könnte.

Ich habe deine Fehler gerechtfertigt, während ich meine eigenen verfluchte.

Aber weißt du, was das Schlimmste war?

Dass ich es irgendwann normal fand.

Doch dann kam dieser eine Moment. Kein großer Knall, kein Drama – nur ein stiller Augenblick. Ich sah in den Spiegel und erkannte die Frau nicht mehr, die mir da entgegenblickte.

Ihre Augen waren leer, ihre Schultern schwer, ihr Lächeln verschwunden.

Und zum ersten Mal wurde mir klar: Ich will mich zurück.

Es war nicht leicht. Es tat weh, zu gehen. Es tat weh, mir einzugestehen, dass ich Jahre meines Lebens einem Menschen gegeben habe, der mich nicht wirklich sehen wollte. Es tat weh, die Hoffnung loszulassen, die mich so lange an dich gekettet hatte.

Aber weißt du, was noch mehr wehtat?

Die Vorstellung, so weiterzumachen.

Heute – und das schreibe ich mit einer Stärke, die ich damals nicht hatte – heute bin ich frei.

Frei von deinem Urteil.

Frei von deiner Kälte.

Frei von der Illusion, dass du dich je ändern würdest.

Und mit jeder Woche, die vergeht, entdecke ich mich neu. Ich entdecke, dass ich lachen kann, ohne Angst, dass es „zu laut“ ist. Dass ich träumen darf, ohne dass jemand meine Träume kleinredet. Dass ich schwach sein kann, ohne dass es gegen mich verwendet wird.

Vor allem aber entdecke ich, dass Liebe nicht Schmerz bedeuten muss.

Ich habe gelernt:

Echte Liebe ernährt dich, sie raubt dich nicht aus.

Echte Liebe lässt dich wachsen, sie stutzt dich nicht klein.

Echte Liebe hält dich, wenn du fällst – sie stößt dich nicht.

Und ja, ich habe Narben. Aber diese Narben sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Überleben.

Diese Narben erzählen meine Geschichte. Sie erinnern mich daran, dass ich stark genug war, um mich zu befreien.

Vielleicht wirst du dich fragen, warum ich diesen Brief schreibe. Warum ich überhaupt noch an dich denke.

Die Antwort ist einfach: Ich schreibe diesen Brief nicht für dich.

Ich schreibe ihn für mich – und für all die Frauen, die sich vielleicht gerade in einem ähnlichen Schatten befinden.

Frauen, die glauben, dass Liebe bedeutet, zu leiden. Frauen, die nachts wachliegen und hoffen, dass „morgen alles besser wird“. Frauen, die ihre Tränen heimlich trocknen, damit niemand merkt, wie einsam sie in ihrer Beziehung sind.

An euch will ich sagen: Ich weiß, wie schwer es ist, loszulassen. Aber ich weiß auch, wie befreiend es ist, endlich zu gehen.

Heute feiere ich nicht mehr deine Geburtstage, nicht mehr unsere Jahrestage, nicht mehr die Illusion von „uns“.

Heute feiere ich mich.

Ich feiere die Frau, die die Kraft gefunden hat, aufzustehen.

Ich feiere die Frau, die den Mut hatte, zu gehen.

Ich feiere die Frau, die gelernt hat, dass Selbstliebe kein Luxus ist, sondern ein Muss.

Und ich feiere die Freiheit, die ich mir selbst geschenkt habe.

Vielleicht bist du längst bei jemand anderem. Vielleicht spielst du dieselben Spiele, erzählst dieselben Geschichten, wiederholst dieselben Muster.

Aber das ist nicht mehr meine Geschichte.

Meine Geschichte beginnt dort, wo ich dich losgelassen habe.

Und sie schreibt sich weiter – heller, leichter, stärker.

Zum Schluss will ich dir eines sagen, auch wenn du es nie lesen wirst:

Danke.

Danke, dass du mich so schlecht behandelt hast, dass ich irgendwann aufwachen musste.

Danke, dass du mir gezeigt hast, was Liebe nicht ist.

Danke, dass du mich in Stücke gebrochen hast – denn so hatte ich die Chance, mich selbst neu zusammenzusetzen.

Und heute stehe ich hier, ganz. Nicht perfekt, nicht unversehrt – aber frei.

Dieser Brief ist mein Schlussstrich.

Nicht mit Wut, nicht mit Hass, sondern mit Klarheit.

Ich bin nicht mehr die Frau, die um deine Aufmerksamkeit gebettelt hat.

Ich bin nicht mehr die Frau, die in deinem Schweigen ihre Schuld gesucht hat.

Ich bin nicht mehr die Frau, die dachte, dass deine Liebe der Maßstab ist.

Ich bin ich.

Und ich bin endlich frei.

Nicht, weil du mich losgelassen hast.

Sondern, weil ich dich losgelassen habe.

Und an alle Frauen, die das lesen:

Deine Freiheit beginnt, wenn du dir eingestehst, dass du mehr verdienst.

Deine Heilung beginnt, wenn du beschließt, nicht länger auf eine Entschuldigung zu warten.

Dein Triumph beginnt, wenn du erkennst: Dein Wert hängt nicht an der Liebe eines anderen – er liegt in dir.

Also geh. Wenn dein Herz flüstert: „Ich will mehr“, dann hör auf dieses Flüstern.

Es wird dich dorthin führen, wo du wieder lachen kannst – laut, frei und ohne Angst.

Ein Brief, den ich nie verschickt habe – aber der mich endlich befreit hat.

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