Wenn uns das schlechte Gewissen heimsucht, kann das zu schlaflosen Nächten führen.
Stundenlang wälzen wir uns im Bett herum, spielen den Film immer wieder im Kopf ab und das Schuldgefühl lässt uns kein Auge zumachen.
Das Gefühl des schlechten Gewissens hat unterschiedliche Einflüsse auf die psychische Gesundheit von Personen, die darunter leiden.
Wenn du ein durchaus guter Mensch bist, wirst du öfter mit dem schlechten Gewissen zu kämpfen haben.
Aber muss es denn immer einen bestimmten Grund geben, dass wir uns Selbstvorwürfe machen und unter Schuldgefühlen leiden?
All diese Gewissensbisse haben verschiedene Gründe, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind.
Manchmal wurden wir so erzogen, dass wir uns über unsere Taten den Kopf zerbrechen, dass wir jedes ausgesprochene Wort auf die Waagschale legen und tagelang analysieren und es bereuen, wenn wir etwas Unangebrachtes gesagt haben.
Mit schlechtem Gewissen wird keiner geboren, das wird durch die psychische und moralische Entwicklung des Menschen gelehrt und im Laufe des Lebens lernen wir durch verschiedene Lebensphasen immer etwas Neues dazu.
Warum entwickeln sich bei uns Schuldgefühle?
Die Glaubenssätze, nach denen die Menschen leben und ihr privates Leben organisieren, müssen nicht immer gleich sein.
So wie die Glaubenssätze unterschiedlich sind, so unterscheiden sich auch die Wurzeln des Schuldgefühls, welches mit der Zeit unser ständiger Begleiter wird.
Ich meine damit, dass wir völlig verschieden sind und jeder muss den Auslösern für seine Schuldgefühle auf den Grund gehen, denn nur auf die Art kann man sich davon befreien.
1. Erziehung
Die Erziehung eines Menschen hat großen Einfluss auf die ganze spätere Entwicklung eines Menschen.
Personen, die von den Eltern während ihrer gesamten Kindheit belehrt wurden, dass sie ein ausgeprägtes Schuldbewusstsein entwickeln, haben ihr ganzes Leben damit zu kämpfen.
Das fängt recht früh in der Kindheitsentwicklung an. Wenn man nicht essen will oder etwas Gesundes nicht mag, obwohl es deine Mama gekocht hat, macht sie dir Schuldgefühle.
Nicht einmal wurde mir als Kind gesagt, wenn du das nicht aufisst, wird deine Mama krank vor Sorge und dann muss sie ins Krankenhaus.
Unsere Eltern machen so etwas unbewusst, naja, nicht gerade unbewusst, aber sie wissen nicht, was für Schäden sie dem Kind damit zufügen können.
Das ist eine zu große Belastung für ein kleines Kind, denn wann immer ein Elternteil krank wird, denkt das Kind, dass es daran schuld ist.
Und das bezieht sich nicht nur auf das Essen, sondern auch auf das schlechte Benehmen des Kindes.
Alles, was den Eltern nicht passt, wird auf die Art, mit der Aktivierung der Selbstvorwürfe eliminiert.
Im Laufe des Lebens überträgt sich das auch auf die Partnerschaft oder die Freundschaften.
Wenn jemandem etwas Schlechtes passiert, denken wir, dass wir daran schuld sind, dass wir etwas falsch gemacht haben.
Und das ist auch später in unserem Arbeitsleben präsent und wir stehen immer unter Druck, dass wir mit unseren Handlungen jemanden verletzen könnten.
2. Geringes Selbstwertgefühl
Wenn man ein geringes Selbstwertgefühl hat, dann braucht es oft nicht viel, damit man ein schlechtes Gewissen bekommt.
Personen, die sowieso nicht an sich glauben und denken, dass sie immer etwas falsch machen, sind die perfekten Opfer der Schuldgefühle.
Jeder negative Kommentar, der uns an den Kopf geworfen wird, die schlechte Laune unserer Mitmenschen, all das geht auf unsere Kappe. Wir sind die Haupttäter.
Genau aus dem Grund werden wir oft zum Sündenbock unabhängig davon, ob wir etwas Falsches gemacht haben oder nicht.
Wenn du zum Beispiel ein Treffen mit deinen Freunden absagen musst und du meldest dich bei ihnen “Ich habe ein familiäres Problem und kann leider nicht kommen.”
Alles, was diesen Abend schieflaufen wird, wird dir zugeschrieben und weil du von Natur aus verunsichert bist, glaubst du das selbst.
Dein geringes Selbstwertgefühl spielt dir Streiche, du denkst “Wenn ich da gewesen wäre, wäre das nie passiert.”
Aber deine Anwesenheit hätte nichts daran geändert und dessen musst du dir bewusst werden.
An dem Ausgang einer Situation, die passiert ist, hättest du nichts ändern können und lass dich von anderen nicht noch mehr verunsichern, denn sie wissen, was deine Schwäche ist.
3. Moral
Manche Personen haben einen höheren Grad an Moral als andere und das kann sehr belastend sein.
Unsere Moral kann uns schreckliche Bauchschmerzen bereiten, denn es passiert unbewusst. Das schlechte Gewissen entwickelt sich aus verschiedenen Alltagssituationen.
Das geht davon aus, dass du dir zu viele Gedanken machst, du denkst, dass dein Leben und dein Lebensstil an der schlechten Situation von anderen Personen schuld ist.
Zum Beispiel: Wenn du mit deinen Freundinnen shoppen gehst. Du hast einen tollen Tag, hast dir ein paar schöne Sachen gekauft und gehst zufrieden nach Hause.
Als du nach Hause kamst, lief im Fernseher eine Reportage über die Menschen in Afrika und ihre Lebenszustände.
Du siehst, wie die Menschen in Armut leben, wie sie kein Trinkwasser und nichts zu essen oder anziehen haben.
Automatisch bekommst du ein schlechtes Gewissen, weil du dir all diese unnötigen neuen Sachen gekauft hast, obwohl du einen ganzen Schrank mit tollen Anziehsachen hast.
Deine innere Stimme wird immer lauter und macht dir Vorwürfe. Du verlierst deinen Appetit und bekommst keinen Bissen runter.
Diese Gedanken können tagelang anhalten und dich in ein Gefühlschaos versetzen.
Das Schlimmste daran ist die Tatsache, dass du nichts Großes dagegen machen kannst, aber die Schuldgefühle bleiben.
Ich hatte eine Freundin, die sich wegen ihrer glücklichen Beziehung Schuldgefühle gemacht hat. Jetzt fragst du dich, wie kann das sein?
Ihr Freund hatte gerade seine Beziehung beendet und sie haben sich kennengelernt. Nach ein paar Tagen wurden sie ein Paar.
Seine Ex-Freundin wurde fast depressiv, konnte mit der Trennung nicht klarkommen.
Meine Freundin dachte, dass sie daran schuld ist, dass seine Ex so unglücklich und traurig ist. Aber sie hat das nur von diesem einen Standpunkt aus betrachtet.
Aber sie dachte nicht darüber nach, dass ihr Freund zu seiner Ex nicht zurückgehen würde, unabhängig davon, ob aus ihnen ein Paar geworden wäre oder nicht.
Ihre Zeit war einfach abgelaufen und die Beziehung ist so oder so in die Brüche gegangen.
Personen, die einen hohen Grad an Moral besitzen, haben ein stark entwickeltes Mitgefühl und das kann ihnen schlaflose Nächte bereiten.
4. Andere wecken das schlechte Gewissen in dir
Es kommt oft vor, dass wir selbst nicht denken, dass wir jemandem etwas Schlechtes angetan haben oder dass wir einen Grund hätten, ein schlechtes Gewissen zu haben, aber andere Personen um uns sehen das anders.
Unsere Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder reden auf uns ein und säen einen Samen der Selbstvorwürfe in uns.
Wie kann das denn passieren, dass uns andere Personen so ein schlechtes Gefühl einreden können?
Das passiert ganz einfach. Zum Beispiel: Du hast mit deinem Freund Schluss gemacht, weil er dich betrogen hat.
Nach einer gewissen Zeit bereut er es und gibt sich enorm viel Mühe, seinen Fehler rückgängig zu machen, aber du hast mit dem Thema abgeschlossen und willst ihm keine zweite Chance geben.
Er ist am Boden zerstört, weil du keinen Neuanfang mit ihm starten willst, obwohl er sich so viel Mühe gibt, alles zurechtzubiegen.
Deine Freunde beschuldigen dich, dass du daran schuld bist, dass es ihm so schlecht geht.
Du hättest ihm eine zweite Chance geben sollen, denn er hat sich geändert und seinen Fehler eingesehen.
Mit der Zeit bekommst du seinetwegen ein schlechtes Gewissen, du bemitleidest ihn und spielst sogar mit dem Gedanken, ihm eine zweite Chance zu geben.
Deine innere Stimme gibt dir keine Ruhe und alle um dich machen dir Druck.
Dieses Schuldgefühl hat nichts mit dir zu tun, das wurde dir von der Umgebung aufgedrückt, weil alle vergessen haben, was er dir angetan hat.
Es ist völlig normal, dass du ihm keine zweite Chance geben willst, wenn du den Seitensprung nicht vergessen und verzeihen kannst.
Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden, du alleine triffst deine Entscheidungen.
5. Du hast jemandem weh getan
Leider passiert es auch, dass wir den Grund für unser schlechtes Gewissen kennen.
Manchmal passiert es unbewusst, impulsiv und aus einem Affekt heraus und manchmal tun wir anderen absichtlich weh, weil wir einen schlechten Tag hatten oder weil wir ihnen einfach etwas heimzahlen wollen.
Und im Nachhinein bekommen wir ein schlechtes Gewissen, denn wir merken, dass wir überreagiert haben und all das unnötig war.
Das schlechte Gewissen bereitet uns Bauchschmerzen und es kann uns auch tagelang verfolgen.
Manchmal distanzieren wir uns von der Person, weil wir mit unserem schlechten Gewissen nicht klarkommen können.
Jede Konfrontation mit der verletzten Person erinnert uns an das, was wir getan haben und es bereitet uns ein unwohles Gefühl.
Diese Selbstvorwürfe sind gerechtfertigt, denn wir kennen den Grund und wissen auch, dass wir falsch gehandelt haben.
Es ist nur wichtig, dass wir uns unseren Fehlern stellen und eine Lösung finden.
Manchmal kann ein nettes Wort alle schlimmen Wörter besiegen, du musst dich nur trauen.
Wie kann man ein schlechtes Gewissen bekämpfen?
Wenn man sein schlechtes Gewissen wirklich loswerden will, muss man sich auf ein paar Veränderungen im Leben vorbereiten, denn die Veränderung muss von uns ausgehen.
Wir alleine sind der Auslöser unseres schlechten Gewissens und nur wir alleine können es aus unserem Leben verbannen.
1. Keine zu hohen Erwartungen
Das Schlimmste, was Menschen sich selbst zufügen können, ist zu hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen.
Es ist immer schön, ein Ziel im Leben zu haben und das Ziel erreichen zu wollen, aber unsere Ziele sollten nicht zu groß und unerreichbar sein.
Wenn wir immer wieder einen Niederschlag nach dem anderen erleben, dann schwächt das unser Selbstbewusstsein und wir werden öfter unter Schuldgefühlen leiden, denn für jeden Niederschlag beschuldigen wir uns selbst.
Alles, was schiefgegangen ist, ist auf unserem Mist gewachsen.
Uns plagen immer dieselben Gedanken: Wenn ich das besser gemacht hätte, hätte ich es geschafft.
Wenn ich mir mehr Mühe gegeben hätte, wäre es besser gelaufen. Das nächste Mal, werde ich es wieder nicht schaffen, denn ich bin ein Nichtsnutz.
Und genau diese Gedanken musst du loswerden, damit du bis zum nächsten Mal neuen Kampfgeist bekommst und alle Hürden problemlos meisterst.
2. Verantwortung übernehmen
Manchmal kann es auch vorkommen, dass du wirklich etwas falsch gemacht hast und dessen bist du dir bewusst.
Aus dem Grund bekommst du ein schlechtes Gewissen, denn du weißt, dass du etwas an der ganzen Situation hättest ändern können.
Dein Verantwortungsgefühl aktiviert alle Sensoren und du musst handeln.
In dem Fall musst du Verantwortung übernehmen und zu deinem Fehler stehen.
Nur so kannst du mit deinem Gewissen ins Reine kommen. Jetzt hast du die ideale Möglichkeit, alles neu zu planen und eine bessere Lösung zu finden, denn du weißt jetzt, was der Fehler war.
Du kannst aus deinen Fehlern lernen und deinen Charakter stärken.
3. Ändere dein Verhalten
Wenn du merkst, dass du immer wieder in die gleichen Verhaltensmuster fällst, die dein schlechtes Gewissen aktivieren, solltest du etwas an deinem Verhalten ändern.
Du musst dem Problem auf den Grund gehen und eine adäquate Lösung finden.
Wenn du die ganze Zeit auf derselben Stelle herumtappst, wird sich an deiner Lage nichts ändern und mit der Zeit verschlimmert sich alles noch mehr.
Das schlechte Gewissen geht von dir selbst aus, also musst du auch etwas an dir verändern, dein Inneres stärken und die beste Version von dir selbst werden.
4. Nimm dein schlechtes Gewissen an
Es ist nichts Schlimmes dabei, wenn jemand manchmal ein schlechtes Gewissen hat.
Mit den Selbstvorwürfen muss man lernen zu leben, denn genau diese Gewissensbisse machen uns zu guten Menschen.
Was für ein Mensch wärst du, wenn du dir nie Gedanken über die Gefühle anderer Menschen machen würdest, wenn du nie über deine Taten nachdenken würdest? Nur ein guter Mensch hat Gewissensbisse, weil er jemanden verletzt hat.
Auf die Art behältst du deine Menschlichkeit, die in der modernen Zeit immer seltener zu finden ist.
Sei anders und bekämpfe nicht immer dein schlechtes Gewissen.
Das schlechte Gewissen an sich ist nichts Schlimmes, bis es die Überhand über unser Leben gewinnt.
Wenn wir nicht zulassen, dass sich das schlechte Gewissen in jede Faser unseres Lebens schleicht, werden wir damit gut klarkommen.
Du darfst dir nicht immer die Schuld in die Schuhe schieben, immer wieder durch deine Gedanken scrollen, ob du etwas falsch gemacht hast.
Andere dürfen dich nicht zum Sündenbock machen, nur damit sie sich besser fühlen können.
Achte auf dich und deine Psyche, denn nur du bist der Herrscher über deine Gedanken und deinen inneren Zustand.