Viele haben ihre inneren Kämpfe, die sie ihr ganzes Leben führen und nicht mal selbst wissen, woher diese seelische Unruhe kommt.
Manchmal verfolgt uns etwas aus unserer Kindheit, was wir vielleicht unser ganzes Leben zu verdrängen versuchen und immer wieder kommt es an die Oberfläche und macht unser Leben zur Hölle.
In solchen Situationen sehnt man sich nach einer Lösung, nach einer helfenden Hand, die uns aus dem seelischen Tief befreien wird und uns etwas Hoffnung für ein besseres Morgen schenkt.
Ich bin mir sicher, dass nicht viele von euch von einer Familienaufstellung gehört haben, denn diese Methode wird nicht so oft angewendet, weil viele Psychotherapeuten skeptisch ihr gegenüber sind.
Wir werden dir einen Überblick geben und dir diese Art der Familientherapie etwas näherbringen, damit du dir selbst ein Bild machen kannst und für dich selbst entscheidest, ob das etwas für dich wäre.
Definition der Familienaufstellung
Die Familienaufstellung ist eine Methode aus der Systemischen Therapie, die auch Familientherapie genannt wird.
In dieser Art der Therapie werden einzelne Personen stellvertretend für bestimmte Familienmitglieder in einen Raum gestellt, die durch die verschiedenen Aufstellungen in bestimmten Bezug zueinander gebracht werden.
Durch diese Familienaufstellung sollen die emotionalen Verstrickungen innerhalb der Familie zum Vorschein gebracht werden. Zum ersten Mal werden dem Aufsteller die Familienprobleme vor Augen geführt und dadurch kommt es zum Heilungsprozess.
Die geschichtliche Entwicklung der Familienaufstellung
Die Wurzeln der Aufstellungsarbeit und der Systemischen Therapie liegen in den USA. Virginia Satir (Psychotherapeutin) hat die Familienaufstellungen schon Ende der 1960er Jahre ins Leben gerufen.
Für Virginia Satir war die Körperhaltung einzelner Personen von großer Bedeutung und durch die Körperhaltung einzelner Familienmitglieder wollte sie ihre Beziehungen sichtbar machen.
Sie hat das Muster der Familienskulptur ins Leben gerufen, in der die Familienmitglieder durch ihre Haltung ihre Beziehung ausgedrückt haben. Diese Körperhaltungen wurden dann zu einer Skulptur.
Diese Skulptur, der extrem dargestellten Gefühle führte dazu, dass sich die Familienmitglieder über ihre Gefühle aussprechen.
Neben dieser Methode entwickelte sie auch die Familienrekonstruktion. Bei dieser Methode wurden Szenen aus ihrer Herkunftsfamilie nachgespielt, die auch gewissen Einfluss auf ihr jetziges Leben haben.
Thea Schönfelder (deutsche Psychiaterin) wurde von Satir inspiriert und entwickelte ihre Art der Familienskulptur.
Jede Aussage der Klienten wurde wortwörtlich genommen und diese Aussagen wurden von den Stellvertretern realistisch dargestellt. (zum Beispiel “ich hänge an ihm”)
Die Teilnehmer wurden danach immer nach ihrem Wohlbefinden befragt, wie sie sich in der gegebenen Situation fühlen, was ihnen durch den Kopf geht, ihre Wahrnehmungen.
Schönfelder gilt zusammen mit dem systemischen Therapeuten Kurt Ludewig als Erfinderin des Familienbretts.
Auf dem Familienbrett (Systembrett) können die Familienmitglieder mithilfe von Klienten dargestellt werden oder von Holzfiguren, wenn keine anderen Teilnehmer vorhanden sind.
Bert Hellinger hat die Familienaufstellungen bei Schönfelder kennengelernt und sie einem weiten Publikum nähergebracht.
Er hat vor tausenden Teilnehmern bei Großveranstaltungen Live-Aufstellungen durchgeführt und dadurch dachten viele, dass er der Erfinder der Familienaufstellungen (Systemaufstellungen) ist.
Hellingers Population stieg auch nach seiner Entwicklung der “Ordnungen der Liebe”, demzufolge hatte jedes Mitglied einen festen Platz in einer Rangfolge und alles wurde durch die Mehrgenerationenperspektive betrachtet.
Wie lange dauert eine Familienaufstellung?
Die Familienaufstellung an sich dauert nicht lange, etwas 1-2 Stunden, aber man muss in Betracht ziehen, dass das Vorgespräch und die Erstellung von einem Genogramm eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
Nach der Familienaufstellung kommen noch Nachbesprechungen hinzu. Die meisten Aufstellungen werden im Laufe des Aufstellungsabends oder eines Wochenendes durchgeführt.
Wie läuft eine Familienaufstellung ab?
Teilnehmer werden als Stellvertreter wahrgenommen. Es ist wichtig, dass man sich vor der Familienaufstellung vorbereitet und bestimmte Fragestellungen aufbaut, für die man Lösungsansätze sucht.
Das kann alles Mögliche sein, was die Person privat bedrückt, warum man kein inniges und emotionales Verhältnis zum Vater hat, warum man immer von anderen abhängig ist, usw.
Diese Fragestellungen geben Richtlinien an, nach denen die Stellvertreter aufgestellt werden
Die Familienmitglieder werden danach ausgewählt, was für ein Verhältnis sie zu dem gegebenen Problem haben, in was für einer Relation sie zum Teilnehmer stehen.
Der Klient stellt alle Stellvertreter in den Raum, sogar für sich selbst sucht er einen Stellvertreter aus.
Die Positionen werden aus den subjektiven inneren Gefühlen auserwählt. Danach werden die Stellvertreter nach ihrem Wohlbefinden in der gegebenen Situation befragt.
Hierbei ist nicht die Rede von einem wissenden Feld, sondern von der Wahrnehmung der einzelnen Stellvertreter.
Danach verändert der Therapeut oder Coach die vorgegebenen Positionen und beobachtet, was für Entwicklungen entstehen.
Durch die Veränderungen gelangen die Stellvertreter an verschiedene Positionen und das alles wird gewechselt, bis alle zufrieden sind und sich ein Lösungsbild ergibt.
Die einzelnen Familienmitglieder können auch Lösungssätze aussprechen, durch die man die Liebe zu bestimmten Mitgliedern zum Vorschein bringt.
Manchmal geben die Aufstellungsleiter die Sätze vor, manchmal werden sie individuell vom Klienten formuliert.
Gibt es bestimmte Rollen in der Familienaufstellung?
Je nach Fragestellung verändern sich auch die Rollen in der Aufstellung. Aber in den meisten Fällen handelt es sich um den Vater, die Mutter, Geschwister, manchmal kommen noch andere Figuren im Laufe der Entwicklung der Aufstellung hinzu.
Was bedeutet die Rangordnung in der Familienaufstellung?
Diese Rangordnung wurde von Hellinger ins Leben gerufen und ist aus seinem Konzept “Ordnungen der Liebe” entstanden. Er ist der Meinung, dass jedes Familienmitglied seinen bestimmten Platz hat, welcher nur ihm zusteht.
Diese bestimmten Familienstellen sind durch die bestimmten hierarchischen Rangordnungen definiert. Ist diese Rangordnung gestört, kann es zu schweren Folgen für die Familie kommen.
Die Eltern kommen vor den Kindern, und die Erstgeborenen vor ihren später geborenen Geschwistern.
Was ist die imaginative Familienaufstellung?
Manche Fragestellungen muss man gleich bearbeiten und es gibt keine Möglichkeit, dieses Anliegen auf einen anderen Termin zu verschieben.
In so einer Psychotherapie kann es vorkommen, dass nicht genügend Stellvertreter da sind, damit sie die Familienmitglieder repräsentieren können.
In dem Fall wird die Methode von Robert Dilts verwendet, die sogenannte Methode des Re-Imprinting. Die Familienmitglieder werden mithilfe von Gegenständen oder Kärtchen repräsentiert.
Nachdem der Klient alle Positionen verteilt hat, stellt er sich selbst auf die gegebenen Positionen und versucht zu erspüren, wie sich jede von den Personen fühlt.
Was bringt eine Familienaufstellung?
Eine Familienaufstellung hat viele Vorteile, denn dadurch bringt man Klarheit in das ganze Familien-Psychodrama, welches uns unser ganzes Leben lang belastet.
Durch das Coaching von Psychotherapeut/in wird das Familiensystem neu geordnet, bestimmte Eigenschaften und Mechanismen, die man unbewusst aufgegriffen hat, werden vergessen und man bekommt eine neue Sichtweise auf die eigene Gegenwartsfamilie.
Das alles ist erst dann möglich, wenn man mit einer konkreten Fragestellung ankommt, wenn man weiß, welches Thema man behandeln will.
Durch diese Art der Organisationsaufstellung kommt man in Einklang mit dem eigenen Leben und dem Familienleben. Erst nach einer Aufstellung merken die Klienten, dass ihr ganzes privates und Arbeitsleben darunter gelitten hat.
Erst jetzt verspüren sich nach ein paar Wochen die ersten Veränderungen und die Erleichterung.
Es ist wichtig, dass man weiß, dass diese Methode nicht immer anwendbar ist und dass sich auch die Coaches mit dem Thema gut auskennen müssen.
So eine Therapie ergibt dann Sinn, wenn man weiß, dass die eigenen Probleme aus der Familie kommen, dass sie einen familiären Hintergrund haben.
Bevor du dich für eine Familienaufstellung entscheidest, solltest du testen, ob diese Situationen auf dich zutreffen:
– du hast immer wiederkehrende Belastungen, Krisen, Trennung oder Scheitern von Lebensplänen und kannst dir das selbst nicht erklären
– psychische Belastungen durch Glaubenssätze (Trennung ist Sünde!)
– Starke Gewissensbisse, auch wenn du nichts getan hast
– ein erlebtes Trauma in der Familie
– unerfüllter Kinderwunsch
– Selbstwertprobleme
Wenn etwas davon auf dich zutrifft, solltest du professionelle Hilfe suchen und dich beraten lassen. Durch eine Psychotherapie kannst du deinen Problemen auf den Grund gehen und deine ungeklärten Familienverhältnisse ein für alle Mal lösen.