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Emotionslosigkeit: Ist es gewollt oder doch eine Krankheit?

Emotionslosigkeit: Ist es gewollt oder doch eine Krankheit?

Wenn man über Emotionslosigkeit spricht, geht jeder davon aus, dass es ein gewollter Zustand ist. Diejenige Person ist gefühlskalt, weil sie sich dazu entschieden hat.

Wir gehen automatisch davon aus, dass Gefühlskälte, Gefühlsblindheit gelernt sind und dass man sich für so einen Lebensstil selbst entscheidet.

Nur wenige Menschen wissen, dass Emotionslosigkeit ein Persönlichkeitsmerkmal ist, welches auf Depressionen hinweisen kann.

Kein Mensch kann sich einfach so dazu entscheiden, seine eigenen Emotionen ein- und auszuschalten, obwohl es sich viele von uns wünschen würden.

Das einzige, worauf wir keinen Einfluss haben, sind die eigenen Gefühle, sie spielen uns oft Streiche und bringen uns noch öfter in unangenehme Situationen, denen wir nicht aus dem Weg gehen können.

Gefühlsblinde Personen haben kein Problem damit. Sie wissen nicht mal, was sie fühlen und wie es sich anfühlt, wenn sie traurig, zerrüttet oder glücklich und verliebt sind.

Trauter, Wut, Liebeskummer, Glück und Freude gehen einfach an ihnen vorbei und verändern an ihrem emotionalen Zustand nichts.

Und genau diese Emotionslosigkeit sollte alle Alarmglocken zum Läuten bringen, denn ausgerechnet die Emotionen sind das, was uns zum Menschen macht.

Durch unsere Gefühle und unseren Verstand unterscheiden wir uns von anderen Lebewesen.

Aber was passiert, wenn die Emotionslosigkeit zum Teil unseres Lebens wird, wenn wir keinen Einfluss auf unsere Gefühle haben, weil wir nichts mehr spüren oder fühlen können?

Dann handelt es sich um eine Krankheit, die nicht selten als Alexithymie diagnostiziert wird.

Was ist Alexithymie?

Alexithymie ist ein seelischer und körperlicher Zustand, den man selbst nicht kontrollieren kann.

Alexithyme Menschen nehmen körperliche und emotionale Veränderungen wahr, aber sie können damit keine bestimmten Emotionen in Zusammenhang bringen.

Was meine ich damit? Alexithyme Menschen spüren Herzrasen, Zittern der Knie oder merken, dass ihre Hände am Schwitzen sind, dennoch sind sie nicht in der Lage zu sagen, dass sie Angst haben.

Emotionen an sich, haben für sie keinen Unterschied, denn sie kennen den Unterschied zwischen Freude, Trauer, Glück und Verliebtheit nicht.

Immer häufiger spüren sie die Veränderungen in ihrem Inneren, ihr Körper sendet bestimmte Signale, die sie nicht deuten können und genau aus dem Grund stehen Menschen, die unter Alexithymie leiden oft sehr unter Druck.

Mit der Zeit zeigen sie immer mehr psychosomatische Symptome, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Blutdruckprobleme oder Magen-Darm-Probleme. Das alles hängt damit zusammen, dass sie immer emotionsloser werden.

Ihre Emotionen stumpfen ab und es bleibt nur eine Schale, die Probleme mit ihrem inneren Zustand hat. Druck baut sich auf, aber er kann nicht abgelassen werden. Gedanken stauen sich an, aber sie können nicht in Worte gefasst werden.

Alexithymen Personen fällt es schwer über ihren Zustand zu sprechen, weil sie selbst nicht wissen, was mit ihnen passiert.

Sie sind selbst überfordert und weil sie keine Antworten auf die unzähligen Fragen haben, die man ihnen häufig stellt, ziehen sie sich meist vollkommen zurück.

Sie kapseln sich von der Umwelt ab und versuchen allein ihre Beschwerden aus der Welt zu schaffen, aber ohne professionelle Hilfe ist das nicht möglich. Eine erkrankte Person kann sich nicht selbst aus dem Tief rausholen.

Weil sie eine schlechte Kommunikation mit ihren Mitmenschen haben, leiden alle um sie herum mit ihnen, vor allem, wenn die betroffene Person eine Familie hat, wie zum Beispiel einen Ehepartner oder Kinder.

Alle sind mit der Situation überfordert und mit der Zeit werden sie irritiert und frustriert, weil die Person immer emotionsloser und gefühlskalter wahrgenommen wird.

Für alle Beteiligten ist es schwer, diesen Zustand zu verstehen, denn Personen, die unter Alexithymie leiden, spüren ihre körperlichen Empfindungen, aber sie wissen nicht, was der Auslöser für so einen Zustand ist.

Genau aus dem Grund, weil sie nicht vollkommen gefühllos sind, denken viele Beteiligten, dass sie von sich aus so emotionslos sind, dass sie am Leben ihrer Mitmenschen kein Interesse haben und dass sie nur Augen für sich selbst haben.

Ein paar der wichtigsten Merkmale der Personen, die unter Alexithymie leiden, sind:

– Sie versuchen Konflikte nie mit einem Gespräch zu lösen, nicht selten, lösen sie ihre Probleme mit Gewalt

– Sie können die eigenen Gefühle nicht deuten und es ist für sie unmöglich, die Gefühle anderer Personen wahrzunehmen und zu deuten

– Sie erinnern sich nie an ihre Träume und wissen nicht mal, ob sie irgendetwas geträumt haben

– Sie interessieren sich nur für konkrete und reale Sachen, allem, was abstrakt ist, gehen sie aus dem Weg

– Sie haben keine Empathie

– Wenn man sie nach ihrem Wohlbefinden fragt, bekommt man immer kurze, knappe Antworten, die darauf hinweisen, dass sie darüber nicht sprechen wollen. Nicht selten, gehen sie den Fragen aus dem Weg.

– Wenn man sie auf etwas aufmerksam macht, fühlen sie sich angegriffen und in die Ecke gedrängt. Das kann dazu führen, dass sie explodieren und es zum Konflikt kommt.

– Sie kapseln sich von der Welt ab. Oft kreieren sie ihre eigene Welt, in der sie sich am wohlsten fühlen und keiner hat Zutritt.

Wie kommt es zu Gefühlsblindheit/Emotionslosigkeit?

Allgemein unterscheiden sich Menschen voneinander, vor allem, wenn es um die Gefühle und Emotionen geht.

Jemand spricht über alles offen und ehrlich, mit jedem würde er Leid und Freude teilen. Andere Personen wiederum behalten alles für sich und tragen ihre inneren Kämpfe allein aus.

Woran liegt das denn, dass einige mit ihren Emotionen um sich schmeißen und andere sie ganz tief in sich vergraben?

Emotionslosigkeit hängt oft mit einem traumatischen Erlebnis zusammen.

Personen, die eine schwere Kindheit hatten, ein Trauma erlebt haben oder auf schlimmste Art und Weise missbraucht wurden, wollen all diese Ereignisse vergessen und damit abschließen.

Emotionslosigkeit ist ein Persönlichkeitsmerkmal, welches seine Wurzeln auch in der Kindheit trägt. Wenn man von gefühlskalten Eltern aufgezogen würde oder man in so einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem es verstörend war, über die eigenen Gefühle zu reden.

Schon als Kind wurde man unterbrochen, wenn man mit Aufregung und Freude über etwas gesprochen hat.

Wenn die eigenen Eltern gemerkt haben, dass du geweint hast, aber sie nicht nach dem Grund gefragt haben, entwickelt das Kind die Sichtweise, dass man nie über die eigenen Gefühle reden darf.

Die emotionslosen Eltern lehren ihre Kinder von klein auf, dass Emotionen ein Tabuthema sind. Man kehrt sie unter den Teppich und niemand spricht darüber.

Durch den Prozess des Erwachsenwerdens gewöhnt man sich ans Schweigen über die Gefühle und alles, was an die Oberfläche kommen will, unterdrückt man.

Sehr oft kommt es vor, dass gefühlskalte Personen unter Narzissmus leiden. Durch ihre Emotionslosigkeit manipulieren sie die Menschen um sich und wecken bei ihnen das Gefühl, dass sie nicht gut genug sind.

Das tritt häufig in Partnerschaften auf, in denen eine Person unter Alexithymie leidet.

Diese Person weist narzisstische Merkmale auf, ohne dass sie sich dessen bewusst ist und wenn man sie damit konfrontiert, kommt es mal wieder zum Streit oder die ganze Situation eskaliert.

Emotionslosigkeit und Partnerschaft

Emotionslosigkeit kann für Personen, die in einer Partnerschaft sind, schwere Folgen haben. Personen, die unter Gefühlskälte leiden, sprechen nie über ihre Gefühle und können auch keine Komplimente geben.

Wenn sie ihren Partner sehen, wissen sie nicht, wie sie ihren inneren Zustand in Worte fassen können und aus dem Grund schweigen sie immer. Wenn man sie direkt anspricht, fühlen sie sich angegriffen oder ziehen sich vollkommen zurück.

Das größte Problem in Beziehungen stellt die körperliche Kälte dar. Sie verspüren kein sexuelles Verlangen, sie machen alles nach Plan und Muster ohne Gefühle und Leidenschaft, alles dient dem Zweck.

Sie nehmen ihre Partner nie in den Arm, küssen ihre Partner nie, kuscheln nur, wenn sie müssen und auch dann suchen sie eine Ausrede, warum sie ausgerechnet in dem Moment etwas erledigen müssen, nur damit sie sich aus der “Lage” befreien.

Solch ein Verhalten führt zu Unzufriedenheit in der Partnerschaft. Die Partner sind mit der ganzen Situation überfordert. Sie stellen Fragen, bekommen keine Antworten, sie versuchen sich anzunähern, werden aber abgewiesen.

Zweifel kommen auf und nicht selten zerbrechen langjährige Beziehungen daran, weil der Partner nicht weiß, was los ist und wie er damit umgehen soll.

Alles wird missverstanden und falsch gedeutet, alles, was der gefühllose Partner macht, wird mit der eigenen Person in Zusammenhang gebracht.

Wie geht man mit Emotionslosigkeit um?

Emotionslosigkeit ist ein schwieriger Zustand, mit dem man nur schwer umgehen kann. Die betroffenen Personen sind sich ihrer Lage nicht bewusst und den eigenen Partnern fällt es schwer, selbst zu erkennen, worum es sich handelt.

Aber wenn man daran zweifelt, dass der eigene Partner an Emotionslosigkeit leidet, sollte man Hilfe anbieten. Auf eine einfühlsame Weise das Gespräch suchen und auf jeden Fall professionelle Hilfe suchen.

Dein Partner muss merken, dass du Verständnis für seinen Zustand hast und dass du ihm keine Vorwürfe machst. Genau diese einfühlsame Kommunikation kann dazu führen, dass sich etwas in ihm verändert und dass er eine Veränderung zulässt.

Wenn sich dein Partner verstanden fühlt, kann es sehr gut passieren, dass er seinen inneren Druck langsam ablassen wird und sich auch zu einer Therapie bereit erklären wird. Man muss nur viel Geduld haben, die sich am Ende auszahlen wird.

Emotionslosigkeit ist ein Zustand, den man nur schwer erkennen kann und noch schwerer aus dem Leben vertreiben kann. Personen, die emotionslos sind, wissen es überhaupt nicht und aus dem Grund ist der Heilungsprozess oft ein Problem.

Das Beste, was man für emotionslose Personen machen kann, ist Hilfe anzubieten, auf sie zuzugehen.

Am Anfang wird es schwer sein, man fühlt sich, als ob man auf eine Wand zugeht, aber wenn man sich genügend Mühe gibt, kann man auch die härteste Nuss knacken.

Zeig deine Hilfsbereitschaft, sei offen und ehrlich, suche professionelle Hilfe, die euch alles erleichtern kann und euch zu eurem Happy End führen kann.