Für die meisten Menschen ist das Bedürfnis nach emotionaler Nähe und der Wunsch nach einer tiefen Verbundenheit zu anderen Menschen ein sehr wichtiger Teil des Lebens. Aber nicht für alle.
Es gibt Menschen, für die eine gemeinsame Wohnung, ein liebevoller Partner und eine feste Beziehung zur selben Zeit ein Traum und ein Alptraum ist. Sie möchten geliebt werden, aber sie möchten auch frei sein.
Sie möchten in einer Beziehung sein, aber sie möchten sich nicht binden. Wenn sie an die geliebte Person denken, bekommen sie Schmetterlinge im Bauch, aber wenn sie an eine gemeinsame Zukunft denken, kommt es zu Panikattacken.
Diese Menschen haben Angst vor Beziehung oder eine Bindungsphobie. Wie es dazu kommt, wie man solch eine Angst erkennen und was man dagegen machen kann, findest du in diesem Artikel.
Hoffentlich wird er dir helfen, deine eigenen Ängste oder die Ängste deines Partners zu überwinden.
Warum kommt es zur Angst vor Beziehung?
Zur Angst vor Beziehung oder Bindungsangst kommt es durch schlechte Erfahrungen. Die Bindungstheorie sagt, dass die meisten Bindungsstörungen, die wir später als Erwachsene haben, ihre Ursachen schon in der frühen Kindheit haben.
Interessant ist, dass gerade zwei extreme Verhaltensmuster zu dieser Angst führen.
Kinder, die vernachlässigt von ihren Eltern wurden, aber auch Kinder, die zu geschützt waren und nicht rechtzeitig gelernt haben, mit ihren Enttäuschungen umzugehen, haben gute Chancen, eine Beziehungsangst zu entwickeln.
Zu einer Bindungsangst kann es auch kommen, wenn man als Kind eine wichtige Bezugsperson verloren hat.
Wenn man nicht weiß, wie man mit diesen Gefühlen, die sich in diesem Moment melden, richtig umgehen kann und da man keine Hilfe von der erwachsenen Personen im Leben bekommt, kommt es auch dazu, dass man eine Verlustangst entwickelt, die sich dann aber auch als eine Bindungsangst zeigt.
Eine Angst vor Beziehung können aber auch negative Erfahrungen aus dem späteren Leben fördern, wie zum Beispiel eine traumatische Trennung oder der Verlust des Partners.
Da man weiß, wie schmerzhaft es sein kann, jemanden zu verlieren, entwickelt sich eine Angst vor Liebe und Nähe, um nicht noch mehr verletzt zu werden.
Wie kann man Angst vor Beziehung überwinden?
Der erste Schritt, um eine Beziehungsangst zu bekämpfen, ist ja natürlich diese zu erkennen und zu akzeptieren, dass man sie hat.
Das Problem ist, dass man natürlich nicht bei jeder Person mit einer Angst vor Beziehung alle diese typischen Anzeichen finden wird.
Es bedeutet auch nicht, dass jeder, der Single ist oder der eine unverbindliche Beziehung hat, unbedingt auch eine Beziehungsphobie hat. Es kann ja auch möglich sein, dass derjenige einfach noch nicht bereit für eine Beziehung ist.
Gerade deshalb ist dieser Teil so wichtig, um zu wissen, ob man überhaupt einen nächsten Schritt machen muss.
Mögliche Anzeichen einer Bindungsphobie
1. Single sein ist okay
Wir alle haben mal im Leben eine Periode, wenn es uns einfach lieber ist, das Singleleben zu genießen.
In diesem Moment möchten wir uns entweder auf die Karriere oder auf unsere Selbstentwicklung konzentrieren und wir glauben einfach nicht, dass es Zeit für eine Beziehung ist und das ist okay.
Wenn aber eine Person nur die negativen Seiten einer Beziehung sieht, wenn sie nur glaubt, dass man in einer Beziehung seine Freiheit verlieren wird und nicht glaubt, dass es schön sein kann, Teil einer Partnerschaft zu sein, dann könnte es in diesem Fall doch ein Zeichen einer Bindungsphobie sein.
2. Unverbindlichkeit ist die Lösung
Eine Person, die eine Bindungsangst hat, muss nicht unbedingt alle Arten von Beziehungen vermeiden. Es ist auch möglich, dass sie einfach eine enge Bindung vermeidet.
So kann man bei Menschen mit Beziehungsangst sehen, dass sie oft den Partner wechseln, dass sie unverbindliche Beziehungen wie eine Freundschaft Plus oder One-Night-Stands haben, oder dass sie sich sogar in Personen, die schon eine feste Beziehung haben verlieben, wie zum Beispiel Frauen mit Bindungsangst verlieben sich in einen verheirateten Mann.
Sie wissen eigentlich, dass diese Liebe kaum möglich ist und gerade das macht es für sie leichter.
3. Alles ist ein Geheimnis
Menschen mit Beziehungsangst haben auch häufig Probleme, ihren Beziehungsstatus zu definieren.
Auch wenn sie sich mit jemandem häufig treffen, wenn sie viel Zeit mit jemandem verbringen und alles andere machen, was normalerweise Paare zusammen machen, haben sie Probleme damit, zu sagen, dass sie in einer Partnerschaft sind.
Es kommt auch häufig vor, dass sie ihrem Partner nicht erlauben, ein größerer Teil ihres Lebens zu werden.
Es ist möglich, dass keiner von den Freunden oder Familienmitgliedern weiß, dass er überhaupt eine Partnerin hat, geschweige denn dass jemand sie kennengelernt hat.
4. Stimmungsschwankungen
Wenn jemand eine Beziehungsangst hat, bedeutet das noch lange nicht, dass er oder sie sich nicht verlieben kann. Ganz im Gegenteil.
Es kommt gerade dazu, dass sie sich oft sehr schnell und sehr stark verlieben. Sie zeigen sogar ihre Gefühle.
Dann aber meldet sich diese Angst und der Partner, der dir gestern eine Liebeserklärung gemacht hat, zieht sich zurück und ignoriert dich auf einmal.
In zwei Tagen meldet er sich wieder als ob nichts Ungewöhnliches passiert ist und ist wieder so verliebt, wie vor ein paar Tagen.
5. Nur jetzt und hier
Für Personen mit Beziehungsangst ist es natürlich möglich, die Zeit mit einer anderen Person zu genießen. Sie mögen es eigentlich, mit ihrem Partner beisammenzusein und mit ihm gemeinsam die Zeit zu verbringen.
Zu Problemen kommt es aber, wenn der Partner versucht, irgendwelche Pläne für die Zukunft zu machen.
Eine gemeinsame Wohnung, gemeinsamer Urlaub in acht Monaten oder sogar das Gespräch über eine Verlobung oder Hochzeit, sind für sie wie Alarmsignale.
Panikattacken melden sich und auf einmal genießen sie nicht mehr die Zeit mit dem Partner, sondern denken nur darüber nach, wie sie schnell aus dieser Situation entfliehen können.
6. Sogar der Körper verrät es
Bindungsphobie ist eine große Angst, wie jede andere Angst. Es ist nicht nur etwas, was im Kopf vor sich geht und mit den Gefühlen zu tun hat, sondern man kann es sogar an den körperlichen Anzeichen sehen.
Versuch dich zu erinnern, wann du zum letzten Mal erschrocken warst. Wie hast du dich gefühlt?
Hattest du Herzrasen, einen kurzen Atem und Schweißausbrüche wie bei Panikattacken? Auch bei Menschen mit Beziehungsangst können sich diese Anzeichen melden.
Ich habe Angst vor einer Beziehung – Was kann ich machen?
Wenn du einige dieser Anzeichen bei dir erkennst, endlich verstehst, warum du dich so fühlst, aber auch glaubst, dass es Zeit ist, etwas zu ändern, können dir diese folgenden Tipps helfen.
1. Wahrheit vor allem
Ein häufiger Rat, den man vor dem ersten Date hören kann oder wenn man allgemein am Anfang der Beziehung ist, ist, nicht so viel über die früheren Beziehungen und über die Ex-Partner zu erzählen.
Der Gedanke dahinter ist sehr einfach: wenn man von etwas erzählt, bedeutet es, dass es einem wichtig ist.
Natürlich möchte man nicht, dass der neue Partner denkt, dass uns der Ex-Partner immer noch wichtig ist, sodass man solche Gespräche insgesamt vermeidet, obwohl das Thema überhaupt nicht bedeuten muss, dass wir Gefühle für den Ex haben.
Für Menschen mit Bindungsangst ist das aber etwas anders.
Wenn du dir bewusst bist, dass du Probleme mit Vertrauen hast, dass du Verlustangst hast und dass du Angst vor Liebe und Nähe hast und das alles, weil du negative Erfahrungen in früheren Beziehungen hattest, ist es sehr wichtig, über diese Erfahrungen mit deinem neuen Partner zu sprechen.
Ehrlich zu sein, ist sowieso ein wichtiger Teil jeder Beziehung, aber insbesondere, wenn man selbst weiß, dass man Beziehungsprobleme hat.
2. Lerne, dich selbst zu lieben
Die meisten Bindungsphobiker haben ein geringes Selbstwertgefühl. Sie glauben, dass sie nicht gut genug sind, dass sie keiner lieben kann und dass sie all das Schlechte, was sie erlebt haben, auch verdient haben.
Hast du auch solch ein schlechtes Selbstbild? Glaubst du, dass alle anderen besser sind als du und dass dich keiner lieben kann, weil du nicht perfekt bist?
Glaubst du, dass du keine Liebe verdienst? Dann muss ich dir gleich sagen, dass das einfach Blödsinn ist.
Kein einziger Mensch auf dieser Welt ist perfekt. Es ist auch nicht möglich, Menschen zu vergleichen, weil jeder Mensch einzigartig ist.
Für dich ist das Wichtigste, erst zu lernen, wie du dich selbst lieben kannst und dann wirst du auch anderen Menschen leichter erlauben, dich zu lieben und du wirst auch ihnen leichter deine Liebe zeigen können.
Um dich zu lieben, musst du dich erst akzeptieren und du musst zufrieden mit dir selbst sein. In diesem Artikel findest du Tipps, wie du zu mehr Selbstzufriedenheit kommst.
3. Ohne Vertrauen geht’s nicht
Wenn eine Person durch schlechte Erfahrungen schwer verletzt wurde, kann man eigentlich verstehen, dass sie Angst vor emotionaler Nähe hat. Diese Person trifft eine bewusste Entscheidung, dass sie nie wieder jemandem vertrauen wird.
Sie sieht es als eine Art Selbstschutz. Wenn man keinem vertraut, kann uns auch keiner verletzen.
Für eine Weile kann es so funktionieren, aber irgendwann meldet sich das Bedürfnis nach einer Verbindung zu anderen Menschen. Da man es aber jetzt schon so gewöhnt ist, keinem zu vertrauen, ist es schwer, sich zu ändern.
Die gute Sache ist, dass man Vertrauen lernen kann. Der erste Schritt dabei ist, wieder mal eine bewusste Entscheidung zu treffen, aber dieses Mal sollte es die Entscheidung sein, dass man anderen Menschen vertrauen möchte.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass sich alles über Nacht ändert, aber man muss auch wissen, dass es nicht von allein weggeht. Um Vertrauen aufzubauen, muss man aktiv daran arbeiten.
Noch eine Sache, an die du denken solltest – Für Liebe lohnt es sich zu kämpfen. Auch mit sich selbst.
Mein Partner hat Angst vor Beziehung – Wie kann ich ihm die Angst vor einer Beziehung nehmen?
Es ist nicht leicht, diese Anzeichen bei dem geliebten Menschen zu erkennen. Die gute Sache ist, dass du jetzt endlich weißt, warum er sich vielleicht so merkwürdig benimmt.
Hier habe ich einige Tipps für dich, wie du deinem Partner mit Beziehungsangst helfen kannst. Es ist aber auch ein gutes Zeichen, dass dein Partner immer noch an deiner Seite ist, trotz seinen Ängsten.
Also du hast schon eine gute Basis, aber du kannst es ihm etwas leichter machen, mit seiner Angst vor Beziehung zu kämpfen.
1. Er braucht Verständnis
• Okay, ich weiß, dass du schlechte Erfahrungen hattest, aber das war doch alles in deiner Kindheit, jetzt bist du ein erwachsener Mann. Es ist Zeit, loszulassen.
• Wie kannst du das überhaupt glauben, ich bin nicht wie dein Ex-Partner, ich würde dich nie verletzen. Du kannst uns nicht vergleichen.
Solche und ähnliche Gedanken gehen dir vielleicht durch den Kopf, wenn dein Partner dir von seinen Bindungsängsten erzählt.
Du verstehst ja vielleicht, dass er etwas Schlimmes erlebt hat, aber du verstehst nicht, was das mit dir zu tun hat, du bist ja nicht diese Person, die ihn einmal verletzt hat.
Ein Teil deines Partners weiß das auch. Der rationale Teil weiß, dass es nicht fair ist, dir nicht zu glauben. Aber eine Bindungsphobie, wie auch jede andere Phobie ist nicht rational.
Es ist wichtig, dass du deinem Partner zeigst, dass du ihn akzeptierst, so wie er ist, zusammen mit seiner Beziehungsangst. Er muss wissen, dass er für dich nicht weniger wertvoll ist, nur weil er nicht perfekt ist.
2. Zeig, dass du da bist
Eine sehr wichtige Sache ist, deinem Partner mit Angststörung zu zeigen, dass du zuverlässig bist, dass er mit dir rechnen kann und dass du ihn unterstützt. Zeig ihm, dass du immer für ihn da bist, was immer er braucht.
Du musst aber wissen, dass obwohl für einige Menschen da sein auch körperliche Nähe bedeutet, wie zum Beispiel viel Zeit zusammen zu verbringen, ist es nicht dasselbe für eine Person mit Bindungsphobie.
Für diese Person kann zeigen, dass du da bist, bedeuten, ihm einfach ein bisschen Zeit und Raum zu geben, wenn du siehst, dass es zu viel für ihn wird.
Sag ihm einfach mal, dass er sich ein paar Tage für sich selbst nehmen sollte, dass ihr euch nicht unbedingt sehen müsst.
Du wirst dich melden, um zu sehen, ob es ihm gut geht und er sich wieder besser fühlt und er kann sich auch jederzeit bei dir melden.
Sei nur vorsichtig, dass du auf diese Weise nicht in einer Fast-Beziehung endest. Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Partners zu erkennen und sie zu befriedigen, aber du solltest nicht deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
3. Sei geduldig
Jemandem, der nicht mal in der frühen Kindheit die bedingungslose Liebe erlebt hat oder jemandem, dessen Liebesleben aus einer Enttäuschung nach der anderen besteht, wird es nicht leicht fallen, zu glauben, dass ihn jemand wirklich liebt.
Solch eine Person weiß manchmal gar nicht, wie eine glückliche Beziehung aussehen sollte.
Gerade deshalb ist es sehr wichtig, dass du deinem Partner Zeit gibst. Es ist möglich, seine Ängste zu bekämpfen, aber nicht in einer Nacht.
Um eine Mauer, die jahrelang gebaut wurde, niederzureißen, braucht man Zeit. Es ist aber viel leichter, wenn man es zusammen macht.
Was tun, wenn man nicht allein die Angst vor Beziehung bekämpfen kann?
Wenn es so aussieht, als ob man alles unternommen hat, was möglich ist, aber man keine große Verbesserung in seinem eigenen Benehmen oder dem Benehmen des Partners sieht, gibt es immer noch eine Möglichkeit.
Man kann auch professionelle Hilfe suchen.
Ein Psychologe oder eine Psychotherapeutin können dir helfen, mit deinen Ängsten oder den Ängsten deines Partners umzugehen.
Es ist möglich, zwischen verschiedenen Arten von Beziehungsberatung zu wählen: wenn man selbst Probleme hat, dann ist eine Einzeltherapie eine gute Idee, aber wenn es der Partner ist, der Beziehungsangst hat, kann man ihm auch zeigen, dass man bei ihm bleiben möchte, indem man zusammen eine Paartherapie besucht.
Häufig kann man sehen, dass Menschen, die zum Beispiel einen Autounfall hatten, sich danach nicht mehr trauen, wieder Auto zu fahren. Besonders falls sie schwer verletzt wurden, herrscht bei ihnen diese große Angst, die man eigentlich verstehen kann.
Ähnlich ist es auch, wenn die Gefühle verletzt wurden.
Jemandem, der einen großen Herzschmerz erlebt hat oder der nie die Gelegenheit hatte, eine wahre bedingungslose Liebe zu fühlen, wird es schwerfallen, wieder mal zu vertrauen oder zu glauben, dass jemand wirklich gute Absichten hat.
Wenn man aber die Ursache und die Verhaltensmuster rechtzeitig erkennt, ist es möglich, gegen diese große Angst zu kämpfen und sie zu überwinden. Für die Liebe ist nichts unmöglich.