Frau trinkt ihren kaffee

Die Angst, noch einmal zu vertrauen und wie ich sie besiegte

Es ist merkwürdig, wie sehr uns Erlebnisse prägen können, ohne dass wir es bewusst merken. 

Manchmal reicht ein einziger Moment, ein einziges Gefühl, um eine Wand zu errichten, die uns lange begleitet, bis wir merken, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, dass diese Wand da ist.

Sie wird so fest, dass wir anfangen, uns damit zu arrangieren, uns zu schützen und uns zu verstecken.

Es ist eine stille Angst. Eine, die sich nicht immer in Worten ausdrücken lässt, aber die dich im Innersten begleitet, Tag für Tag.

Sie schleicht sich in deine Gedanken, besonders nachts, wenn du alleine bist und in die Stille deines Zimmers blickst.

Die Angst vor Enttäuschung. Vor noch einmal verletzt zu werden. Vor dem Gefühl, erneut zu vertrauen, nur um dann wieder zu fallen.

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Ich erinnere mich an den Moment, als ich das erste Mal nach meiner letzten Beziehung das Gefühl hatte, dass diese Angst wirklich existiert. Es war nicht einmal ein dramatischer Moment. 

Es war einfach eine leise Erkenntnis, die sich schleichend in mir breit machte, wie eine Krankheit, die so lange still war, dass ich nicht wusste, wie ernst sie wirklich war.

Ich war nie der Typ, der seine Gefühle schnell zeigte oder leicht verletzbar war.

Doch was nach dieser Beziehung zurückblieb, war mehr als nur ein gebrochenes Herz. Es war das Gefühl, dass ich mir selbst nicht mehr traute.

Ich hatte geglaubt. An die Worte. An die Versprechen. An das, was wir geteilt haben. Doch am Ende fühlte sich alles nur wie eine Illusion an.

Der Schmerz war nicht nur der Verlust eines Menschen, sondern der Verlust des Glaubens, dass ich noch einmal in der Lage sein würde, mich zu öffnen.

Die Enttäuschung war so groß, dass sie tief in mein Selbstbild eindrang.

Wie könnte ich noch einmal Vertrauen schenken, wenn mir der Glaube an meine eigene Wahrnehmung genommen worden war? Wenn ich so oft im Dunkeln tappe, wie könnte ich jemals wieder das Licht finden?

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Die erste Zeit nach der Trennung war die schlimmste. Ich war umgeben von Menschen, die mir rieten, „weiterzumachen“, „das hinter mir zu lassen“.

Aber niemand sprach über die Stille, die sich in mir breit machte. Niemand sprach über die Leere, die mich jeden Tag einholte.

Die Angst, dass ich wieder jemandem begegnen könnte, der mir das Gefühl gibt, dass er mich sieht, nur um mich dann wieder in einem Moment der Verletzlichkeit zu enttäuschen, war fast greifbar.

Ich schloss mich in meiner eigenen Welt ein. Es fühlte sich sicherer an. Die Vorstellung, mich wieder zu öffnen, wurde von dieser unsichtbaren Wand, die ich um mich errichtet hatte, blockiert.

Ich dachte, dass es einfacher wäre, wenn ich mich nicht mehr einlasse.

Wenn ich nicht mehr auf die Liebe und das Vertrauen setzte. Doch je mehr ich mich verschloss, desto mehr wurde mir bewusst, dass diese Wand mich auch von mir selbst trennte.

Es war keine einfache Entscheidung, diese Angst zu bekämpfen. Ich wollte nicht ständig in der Vergangenheit leben, aber ich wusste nicht, wie ich der Zukunft einen Raum geben konnte, wenn der Blick nach vorne von der Dunkelheit der Erfahrungen, die hinter mir lagen, getrübt war.

Ich hatte mich nicht nur von dem Mann entfernt, den ich einmal geliebt hatte, sondern auch von meiner eigenen Fähigkeit zu vertrauen.

Ich hatte mich gefragt, ob es einen Weg zurück in die Nähe, die Intimität und das Vertrauen gab, ohne dass es mich wieder zerstörte.

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Es war ein Prozess. Kein abruptes Aufwachen. Keine magische Erkenntnis, die mich auf einen Schlag befreite.

Es begann mit kleinen Schritten, mit dem Erkennen der Wahrheit, dass nicht jeder Mensch, den ich treffe, die gleiche Absicht hat. Dass ich nicht alle über einen Kamm scheren durfte, nur weil jemand mein Vertrauen missbraucht hatte.

Und ich erinnere mich, wie ich in diesen kleinen Momenten begann, wieder an mich selbst zu glauben.

Ich fing an, meine eigenen Werte und Stärken zu erkennen, ohne mich ständig mit den Fehlern der Vergangenheit zu messen.

Es war nicht einfach, und ich stolperte immer wieder.

Es gab Momente, in denen ich in der Vergangenheit hängenblieb. Und ja, es gab Momente, in denen ich mich fragte, ob ich das überhaupt jemals überwinden würde.

Aber dann gab es auch diesen einen Augenblick, an dem ich mich fragte:

Warum sollte ich mich selbst für die Fehler eines anderen verantwortlich machen? Warum sollte ich mich von jemandem, der mich nicht respektiert hat, davon abhalten lassen, wieder zu vertrauen?

Nicht jeder Mensch ist gleich. Nicht jeder wird meine Ängste ausnutzen. Nicht jeder wird mich enttäuschen.

Das zu erkennen war der erste Schritt, der mir half, die Wand zu durchbrechen. Ich begann, mich selbst wieder ernst zu nehmen, meine eigenen Bedürfnisse zu respektieren und die Verantwortung für meine eigenen Entscheidungen zu übernehmen.

Ich musste lernen, dass Vertrauen nicht die Abwesenheit von Schmerz bedeutet, sondern die Bereitschaft, trotz des Risikos, verletzt zu werden, zu lieben.

Ich lernte, dass es nicht nur um den anderen Menschen geht, sondern auch um mich selbst und darum, wie ich mich im Angesicht meiner Ängste wieder öffnen konnte.

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Und dann kam er. Nicht der perfekte Mann, aber der, der es mir ermöglichte, wieder zu vertrauen. Nicht, weil er all meine Ängste beseitigte, sondern weil er geduldig mit mir war.

Weil er meine Unsicherheiten akzeptierte, aber nicht nachgab. Er zeigte mir, dass Vertrauen nicht die Abwesenheit von Zweifel ist, sondern die Bereitschaft, es trotzdem zu wagen.

Ich habe wieder gelernt, mich zu öffnen, nicht, weil er mir garantiert hat, dass er mich niemals verletzen würde, sondern weil ich selbst die Kontrolle über meine eigene Heilung übernommen habe.

Es war ein langer Weg, aber heute weiß ich: Vertrauen bedeutet nicht, keine Angst mehr zu haben. Es bedeutet, sich trotzdem auf jemanden einzulassen, trotz der Erinnerungen und der Wunden der Vergangenheit.

Ich habe gelernt, dass ich die Kontrolle über meine eigenen Entscheidungen habe und dass niemand mein Vertrauen verdienen muss, wenn ich nicht bereit bin, es zu geben.

Die Angst vor Enttäuschung wird nie ganz verschwinden. Sie wird immer da sein, als ein Teil von mir, der mich daran erinnert, vorsichtig zu sein.

Aber sie kontrolliert mich nicht mehr. Denn ich habe gelernt, dass Vertrauen nicht die Abwesenheit von Angst ist, sondern der Mut, sie zu überwinden.

Und diesen Mut habe ich gefunden. Nicht in der Hoffnung, nie wieder verletzt zu werden, sondern in der Erkenntnis, dass wahre Liebe nicht ohne Risiko kommt.

Aber dass es sich lohnt, das Risiko einzugehen.

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