an das kleine meaedchen in mir

An das kleine Mädchen in mir – das immer noch gesehen, gehalten und geliebt werden möchte

Hey, kleines Mädchen.

Ich weiß, du bist noch da. Manchmal leise, manchmal traurig, manchmal wütend, und manchmal so hoffnungsvoll, dass ich dich fast nicht ertragen kann.

Ich spüre dich in Momenten, in denen ich unsicher bin, wenn ich mich klein fühle, obwohl ich längst erwachsen bin.

Ich spüre dich, wenn ich Liebe bekomme und sie nicht glauben kann. Wenn jemand mich ansieht und ich sofort denke: Ich bin nicht genug. Wenn ich mich schuldig fühle, einfach nur, weil ich atme und Raum einnehme.

Ich weiß, du bist es dann. Du, die nie wirklich gehört wurde. Du, die immer versucht hat, brav zu sein, lieb, vernünftig. Damit niemand böse wird, damit niemand geht.

Ich habe dich so lange übersehen. Ich habe dich weggeschoben, ignoriert, beschämt.

Ich habe mich dafür verurteilt, dass du manchmal so laut bist – mit deiner Angst, deiner Sehnsucht, deinem Bedürfnis nach Nähe.

Ich wollte stark sein, erwachsen, souverän. Und du warst … ein Störfaktor in dieser Fassade.

Aber heute weiß ich: Du warst nie das Problem. Du warst nur ehrlich.

Du wolltest nur geliebt werden, so wie du bist – nicht erst, wenn du perfekt bist, nicht erst, wenn du alles richtig machst.

Und niemand hat dir das beigebracht. Niemand hat dich gelehrt, dass du nicht kämpfen musst, um Liebe zu verdienen.

Ich sehe dich jetzt, kleines Mädchen. Ich erinnere mich an dich – mit deinen großen Augen, die immer mehr fühlten, als sie sollten.

Mit deiner Schüchternheit, die du hinter einem Lächeln versteckt hast. Mit deiner Art, still zu beobachten, anstatt laut zu verlangen.

Du warst klug. Du hast früh verstanden, dass es sicherer ist, zu schweigen. Dass man Zuneigung manchmal nur bekommt, wenn man sich anpasst. Dass man Aufmerksamkeit eher verdient, wenn man alles richtig macht.

Und also wurdest du perfekt – oder du hast es versucht. Du hast Verantwortung übernommen, wo du hättest spielen sollen.

Du hast dich um andere gekümmert, während du selbst Trost gebraucht hättest. Du hast dich stark gezeigt, damit niemand sieht, wie oft du Angst hattest.

Ich wünschte, ich hätte dich damals in den Arm nehmen können. Ich wünschte, ich hätte dir gesagt, dass es nicht deine Aufgabe war, die Welt zu retten.

Dass du keine Fehler ausbügeln musstest, die nie deine waren. Dass du nicht lautlos weinen musstest, damit sich niemand unwohl fühlt.

Ich wünschte, jemand hätte dich gefragt: „Wie geht es dir wirklich?“

Und es auch ausgehalten, deine Antwort zu hören.

Ich sehe dich heute noch, in so vielen kleinen Momenten. Wenn ich mich rechtfertige, obwohl ich nichts falsch gemacht habe.

Wenn ich versuche, gemocht zu werden, anstatt einfach ich zu sein. Wenn ich mich schuldig fühle, weil ich Nein sage.

Dann weiß ich: Das bist du.

Du willst nur sicher sein. Du willst wissen, dass ich dich nicht wieder alleine lasse. Dass ich bleibe, auch wenn du traurig bist.

Auch wenn du Fehler machst. Auch wenn du nicht perfekt bist.

Und weißt du was? Ich bleibe.

Ich habe so lange versucht, dich zu übertönen. Mit Arbeit. Mit Beziehungen. Mit Ablenkung. Mit diesem ständigen „Ich muss funktionieren“.

Aber du warst geduldig. Du hast gewartet. Du bist immer wieder aufgetaucht – in Träumen, in Tränen, in diesen leisen Momenten zwischen zwei Atemzügen.

Und jetzt, wo ich dich endlich höre, möchte ich dir sagen:

Du darfst da sein.

Mit allem, was du bist.

Mit deiner Sehnsucht, deiner Angst, deiner Verletzlichkeit.

Ich halte dich.

Ich weiß, dass du dich oft allein gefühlt hast. Dass du dachtest, du müsstest Liebe verdienen,

indem du dich kleiner machst, stiller, angepasster.

Aber du warst nie zu viel. Nie zu laut. Nie falsch.

Du warst nur ein Kind, das sich Liebe wünschte. Und das ist nichts, wofür du dich schämen musst.

Ich will dir etwas versprechen:

Ich lasse dich nie wieder allein.

Nie wieder wirst du dich durchleben müssen, ohne dass jemand deine Hand hält.

Ich werde da sein – auch in den Momenten, in denen es wehtut.

Ich werde dich verteidigen, wenn jemand versucht, dich kleinzumachen. Ich werde dich ernst nehmen, wenn du Angst hast.

Ich werde dich trösten, wenn du traurig bist. Und ich werde dich feiern, wenn du mutig bist – selbst dann, wenn es nur ein kleiner Schritt ist.

Ich weiß, du willst gesehen werden. Aber du musst dich nicht mehr beweisen. Ich sehe dich jetzt.

Und ich bin stolz auf dich.

Du hast überlebt. All die Dinge, die dich hätten brechen können – du hast sie getragen.

Still, tapfer, mit einem Herzen, das immer noch lieben kann.

Das ist keine Schwäche, kleines Mädchen. Das ist deine größte Stärke.

Ich möchte, dass du weißt: Du bist sicher.

Ich bin erwachsen geworden, und ich habe gelernt, dich zu beschützen. Ich habe gelernt, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen, mich nicht mehr zu verraten.

Ich habe gelernt, dass Liebe nicht wehtun muss, um echt zu sein. Ich habe gelernt, dass Sanftheit und Verletzlichkeit keine Risiken sind – es ist Heilung.

Und jedes Mal, wenn du dich meldest – mit deiner Unsicherheit, mit deinem Bedürfnis nach Bestätigung – werde ich dich nicht mehr wegdrücken.

Ich werde dich umarmen. Ich werde sagen: „Ich sehe dich. Und du bist genug.“

Ich weiß, es wird Tage geben, an denen du dich wieder meldest. An denen du alte Wunden fühlst, die längst verheilt schienen. An denen du mich erinnerst, dass Heilung kein Ziel ist, sondern ein Weg.

Und das ist okay.

Denn ich habe keine Angst mehr vor dir. Ich habe gelernt, dass du nicht mein Schwachpunkt bist – du bist mein Ursprung. Mein Herz, bevor es gelernt hat, sich zu schützen.

Ich möchte, dass du weißt:

Ich lebe jetzt auch für dich.

Für das Mädchen, das sich immer nach Leichtigkeit gesehnt hat.

Für die Träumerin, die in mir lebt.

Für das Kind, das nie genug gesehen, geliebt, gehalten wurde – und das heute all das bekommt, was es damals gebraucht hätte.

Ich gebe dir Raum.

Ich gebe dir Wärme.

Ich gebe dir Ruhe.

Ich gebe dir endlich das, was du dir dein Leben lang gewünscht hast: bedingungslose Liebe.

Ich sehe dich.

Ich halte dich.

Ich liebe dich.

Und wenn du dich wieder zeigst – mit deiner Angst, mit deinem Schmerz – dann weiß ich: Das ist kein Rückschritt. Das ist Erinnerung.

Erinnerung daran, wie weit wir gekommen sind.

Du musst nicht mehr kämpfen, um gesehen zu werden. Ich bin hier. Ich bleibe.

Ein Brief, den ich nie verschickt habe – aber der mich daran erinnert, dass Heilung beginnt, wenn wir lernen, uns selbst zu lieben.

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