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Immer locker, nie zu viel – warum wir aufhören müssen, die ‘coole Frau’ zu spielen

Immer locker, nie zu viel – warum wir aufhören müssen, die ‘coole Frau’ zu spielen

„Männer benutzen das als ultimatives Kompliment. ‚Sie ist ‚ne coole Frau.’ Das bedeutet, dass man eine heiße, schlaue, lustige Frau ist, die Fußball, Poker, dreckige Witze und Rülpsen mag, Computerspiele zockt, billiges Bier trinkt und Dreier liebt. 

Die Frau, die sich Hotdogs und Hamburger reinstopft und trotzdem Kleidergröße 34 trägt, denn coole Frauen sind vor allem heiß. Heiß und verständnisvoll.“

Kennst du sie? Bist du sie?

So zumindest wird die coole Frau von heute im Film „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ vorgestellt.

Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann hatten wir alle – zumindest in unseren Teenagerjahren – das Bedürfnis, genau sie zu sein.

Sie ist der Liebling aller Männer, sieht gut aus, ist einfach sooo cool und locker. Doch ist sie auch ehrlich und sich selbst treu?

Heute reden wir genau über dieses Thema – und warum die „coole Frau“ nicht mehr dein Vorbild sein sollte.

Die „coole Frau“ ist nicht cool – sie ist müde

Die coole Frau hat immer die perfekte Maske auf.

Sie ist keine Drama-Königin, klammert nicht und nervt nicht. Nörgeln ist für sie ein Fremdwort – und wenn sie etwas hasst, dann sind es Romantik, Schluchzer und tiefe Verbindungen.

Sie antwortet auf alles mit einem coolen Spruch oder einem Lächeln.

Denn weißt du was? Sie ist immer gut drauf – auch dann, wenn ihr überhaupt nicht danach ist.

Sie schluckt, obwohl sie verletzt ist, und tut so, als wäre sie mit „casual“ okay – obwohl sie Nähe braucht.

Sie ist immer bereit, Pferde zu stehlen. Sie geht mit, lacht mit und sagt nichts, wenn es von ihr erwartet wird.

Diese Frau hat nämlich gelernt, dass emotionale Klarheit und wahre Gefühle für viele einfach nur anstrengend sind.

Also spielt sie mit. Sie spielt ein Spiel, das sie nur schwer verlassen kann.

Und weißt du, warum?

Weil sie ja so cool ist – nicht wie all die anderen Frauen.

Doch ist sie das wirklich?

Nein – sie ist auch nur eine Frau. Ein Mensch mit Gefühl und Emotion. Sie hat Wünsche, Bedürfnisse, Träume und Erwartungen.

Sie lacht nicht mit, weil alles so lustig ist. Sie lacht, weil sie erschöpft ist – und zwar von sich selbst.

Warum glauben wir also, cool sein zu müssen?

Mit dem ersten Freund und der ersten Beziehung kommen auch schnell die ersten Lektionen darüber, was Männer wollen.

Sie wollen eine lockere Frau, die nicht immer ein Drama macht. Er soll seine Freiheit haben – aber wir sollen es nicht übertreiben.

Eifersucht ist nicht gern gesehen – doch wir werden sie wahrscheinlich zu spüren bekommen.

Wir lernen leider viel zu früh, dass Bedürftigkeit und für sich einstehen als Schwäche und „nervig“ angesehen werden.

Wer zu viel fragt, ist klammernd. Zeigst du Gefühle, bist du dramatisch oder gar hysterisch.

Also machen wir uns klein – und spielen das Spiel.

Und Stück für Stück wird unsere Stimme immer leiser und unser Schauspiel immer stärker.

Und genau darin liegt unser größter Fehler.

Du bist nicht kompliziert – du bist ehrlich

Wir alle lieben das Wort Empowerment. Es beschreibt, dass jede Frau selbstbestimmt und unabhängig leben kann.

Frauen sind stark. Frauen sind weise und klug. Sie sind selbstständig und können alles erreichen, was sie sich in den Kopf setzen.

Aber:

Es bedeutet nicht, dass wir plötzlich zu Robotern mutieren müssen.

Es bedeutet nicht, dass Frauen zwischen Empowerment und Emotionen wählen müssen.

Ganz im Gegenteil.

Es ist kein Zeichen von Reife oder Coolness, nicht mehr zu fühlen oder die eigenen Gefühle zu unterdrücken.

Die Stärke liegt darin, hinter ihnen zu stehen.

Deine Gefühle sind deine Superkraft.

Es ist auch kein Empowerment, wenn du dich dafür schämst, Nähe zu wollen.

Es zeigt nur, dass du ein Mensch bist.

Es zeigt, dass dein Herz immer noch schlägt.

Es ist okay, jemanden zu mögen.

Es ist okay, Klarheit zu wollen.

Es ist okay, zu sagen: Ich will gesehen werden.

Es ist okay, einfach „nur“ eine Frau zu sein.

Bist du cool – oder bist du du?

Jetzt kommt aber eine ehrliche Frage:

Was ist denn nun wirklich cool – eine Rolle zu spielen oder sich, komme was wolle, treu zu sein?

Eine „coole Frau“ sagt: „Schwamm drüber!“

Eine selbstbewusste Frau sagt: „Ich weiß, was ich will.“

Eine wirklich starke und selbstbewusste Frau wird niemals nach von Männern aufgestellten Regeln leben.

Sie wird einem Mann schreiben, wenn sie will. Sie geht, wenn ihr etwas fehlt. Sie lässt keine Spielchen mit sich spielen. Und sie wird definitiv keine Manipulation oder Gewalt dulden.

Sie braucht keine Erlaubnis für irgendetwas. Sie traut sich, sie selbst zu sein.

Und darauf kommt es im Leben doch wirklich an, oder?

Es geht nicht darum, irgendjemanden zu beeindrucken.

Es geht nicht darum, einem Mann etwas zu beweisen oder ihm vorzuspielen, dass du der perfekte Männertraum bist.

Eine wirklich starke und coole Frau wartet auf keine Erlaubnis. Sie traut sich einfach, sie selbst zu sein – ohne Kompromisse. 

Sie braucht keine Bestätigung – die findet sie in sich.

Du musst nicht lernen, cooler zu sein – sondern dir treu

Wir müssen kollektiv aufhören, zu versuchen, die „coole Frau“ zu spielen. Diese Frau wird früher oder später aus allen Nähten platzen.

In dem Moment, in dem sie allein für sich ist, weiß nämlich auch sie:

Ich bin allein.

Sie sehnt sich nach all dem, was eine „typische Frau“ will.

Und das Beste daran? Das ist auch völlig okay.

Es ist okay, einen geliebten Menschen zu wollen. Es ist wichtig, nicht alles zu dulden, wegzuschauen oder wegzulächeln.

Es ist okay, Platz einnehmen zu wollen – einfach, weil du es willst und verdienst.

Die „coole Frau“ zu sein, ist nicht nur scheinheilig cool. Es ist auch verdammt einsam.

Und du hast doch so viel mehr verdient.

Du hast es verdient, dein Leben so zu leben, wie du das möchtest. Deine eigenen Grenzen zu setzen. Dir nichts gefallen zu lassen.

Sei nicht die „coole“ Frau. Sei du selbst.

Das ist doch so viel besser.