Menschen, die an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, passen nicht in soziale Schemata, vor allem aus einem Hauptgrund – sie haben kein Einfühlungsvermögen.
Um sich in die Gesellschaft zu integrieren und mit anderen Menschen zu interagieren, müssen wir Verständnis füreinander haben.
Es ist normal, jemandem Hilfe anzubieten, der sie braucht. Empathie zu zeigen, sollte zu den primären Instinkten der Menschen gehören.
Narzissten funktionieren anders. Sie stellen sich selbst als Opfer dar.
Ihr Verhalten und ihr Schauspiel sind so perfekt, dass selten jemand ihre Fassade durchschauen kann.
So bleiben die wahren Opfer unbemerkt oder werden sogar fälschlicherweise als rücksichtslos und egoistisch hingestellt.
Wer ist wirklich das Opfer?
Narzissten glauben wirklich, dass sie die Opfer sind, weil sie keine Empathie haben.
Sie verstehen wirklich nicht, was das wahre Opfer durchmacht, und sie können sich nicht in die Lage eines anderen versetzen. Sie verstehen keine Emotionen.
Narzissten nehmen andere Menschen nicht als Individuen wahr, sie betrachten sie als Extensionen ihrer selbst.
Wenn also etwas nicht so läuft, wie sie wollen, denken sie nicht daran, dass die Gefühle eines anderen verletzt wurden.
Sie bleiben auf sich selbst fixiert und glauben wirklich, dass ihnen Unrecht getan wurde, also schlüpfen sie in die Rolle des Opfers.
Die narzisstische Selbstviktimisierung
Aufgrund des mangelnden Einfühlungsvermögens kann der Narzisst nicht verstehen, dass er nicht immer das Opfer ist.
Er kann nicht erkennen, was die Ursache seiner Probleme ist, weil die Ursache aller Probleme normalerweise er selbst ist.
Er kann weder Schuldgefühle noch Reue empfinden, und deshalb gibt er sich nie die Schuld dafür, dass er Ärger verursacht oder einem anderen Menschen wehgetan hat.
Das wäre keine so große Sache, wenn er die Schuld nicht auf dich schieben und dich dazu bringen würde, dich für etwas zu schämen, was du nicht getan hast oder was du aus Versehen getan hast.
Selbst wenn es so aussieht, als hätte er die Opferrolle unbeabsichtigt übernommen, ist das nicht wahr.
Um die Rolle des Opfers zu übernehmen, muss man über zahlreiche Fähigkeiten verfügen. Das sind seine Lieblingsmoves:
– Falsche Tränen oder gar keine Tränen
– Traurige Geschichten erzählen
– Details betonen, die garantiert Emotionen bei dir auslösen
– So tun, als würde er sich Sorgen um dich machen
– Exzessive Körpergestik (z.B. Hände in der Luft)
– Auf sich selbst zeigen, um den Fokus auf sich selbst zu behalten
Die meisten dieser Gesten entsprechen dem Verhalten wahrer Opfer, aber wie unterscheidet man wahre Opfer von Fake-Opfern?
1. Dein Bauchgefühl sagt es dir
Du weißt einfach, dass etwas nicht stimmt; du kannst es spüren. Du spürst, dass dich jemand anlügt und versucht, dich zu manipulieren. Das Problem ist, du kannst es nicht beweisen.
2. Faktencheck
Protokolliere deine Situation möglichst detailliert. Wenn du alles aufschreibst, kann dir niemand einreden, dass etwas passiert ist oder nicht passiert ist; niemand kann dir eine Gehirnwäsche verpassen.
Wenn sich die Story des Narzissten im Laufe der Zeit ändert (und wenn er lügt, wird sie sich ändern), wirst du mit Sicherheit wissen, dass er die Wahrheit verdreht hat, um erfolgreich das Opfer zu spielen.
3. Halte Ausschau nach echten Tränen
Unsichtbare Tränen zählen nicht. Achte darauf, ob es echte Tränen gibt.
4. Analysiere sein Verhalten nach einem Streit
Beobachte ihn genau nach der Episode. Analysiere jeden seiner Schritte.
Wenn er so tut, als ob nichts passiert wäre, und wenn er problemlos normale Dinge tun kann, macht er dir wahrscheinlich nur etwas vor.
Menschen, die wahre Opfer sind, werden auch nach der Episode noch beunruhigt und aufgewühlt sein.
Wahre Opfer sind nicht in der Lage, sofort wieder zum Alltag zurückzukehren.
Typische narzisstische Verhaltensweisen und Taktiken zur Selbstviktimisierung
1. Selbsttäuschung und Verleugnung
Narzissten können jede Situation zu ihrem Vorteil nutzen.
Mit Selbsttäuschung und Verleugnung überzeugen sie sich selbst davon, dass die schlechte Situation, die sie verursacht haben, gar nicht ihre Schuld ist.
Sie können aus einer realen Situation eine Fake-Situation machen.
Was auch immer sie finden und wie auch immer sie etwas wahrnehmen, ist in ihren Augen Realität und nichts anderes.
Da sie sich selbst so gut von Dingen überzeugen können, die nicht real sind, haben sie auch die Fähigkeit, dasselbe mit dir zu tun.
Normalerweise glauben Narzissten wirklich, dass ihre Version der Realität die echte ist, und selbst wenn nicht, überzeugen sie dich manchmal trotzdem davon, dass du falsch liegst.
Nachdem du die gleiche Geschichte mehrfach wiederholt gehört hast, fängst du vielleicht sogar an ihm zu glauben. Tja, dann hat er gewonnen.
2. Die Heiße-Kartoffel-Taktik
In diesem Fall repräsentiert die heiße Kartoffel die Schuld. Jemand hat ihm die Schuld zugewiesen, und da er sie nicht akzeptiert, muss er sie schnell an jemand anderen weitergeben.
Normalerweise an jemanden, der ihm sehr nahe steht – an dich.
Narzissten übernehmen nie die Verantwortung für einen Fehler.
Selbst wenn er schuld ist, wird er einen Weg finden, es an dir auszulassen und alles zu seinen Gunsten zu wenden, so dass du als Bösewicht dastehst.
Falls es zufällig passiert, dass er als Folge seines Verhaltens doch ein bisschen Scham empfindet, wird er jemanden finden, an den er sie weitergeben kann – denk daran, der Narzisst ist immer das Opfer.
Durch präzise durchgeplante Manipulation wird er dir einreden, dass sein Problem überhaupt erst durch dich entstanden ist. Du bist von Anfang an die Schuldige.
3. Lügen
Narzissten brauchen permanent Anerkennung, um ihr ohnehin schon fragiles Selbstwertgefühl zu stärken.
Sie müssen gelobt werden, damit sie die nötige Energie haben, um mit ihrem Leben weiterzumachen.
Normale Menschen wissen, wie sie mit solchen Situationen umgehen können.
Wenn sie Probleme haben, suchen sie Hilfe – entweder bei ihren Freunden oder bei jemandem, der dafür ausgebildet wurde, anderen zu helfen.
Da Narzissten keine Freunde haben, mit denen sie reden können, und sie es nicht für nötig halten, professionelle Hilfe zu suchen, greifen sie zu Lügen.
Um das Mitgefühl der Menschen zu wecken, müssen sie ihre Situation als bemitleidenswert darstellen.
4. “Keine gute Tat bleibt ungestraft”
Wenn ein Narzisst etwas Gutes tut und es unbemerkt bleibt, wird er dir das Leben zur Hölle machen.
Aber damit ist es nicht getan. Seine Verlogenheit geht sogar noch weiter.
Zunächst einmal ist seine gute Tat niemals nur eine gute Tat. Narzissten haben immer versteckte Motive, egal was sie tun.
Wenn sie nicht dafür gelobt werden, das Richtige getan zu haben, ist Rache bereits im Gange.
Das ist äußerst hinterhältig von ihnen, wenn man bedenkt, dass sie von Anfang an keine wohlwollenden Absichten haben.
Der Narzisst wird dich verleumden und hinter deinem Rücken mit jedem lästern, den du kennst.
Er wird dich für eine Bitch erklären, die nur an sich selbst und an niemand anderen denkt, und er wird der arme Kerl sein, der so sehr versucht hat, es dir recht zu machen, aber es nicht geschafft hat, weil du zu anspruchsvoll bist.
Mit anderen Worten, er wird das Opfer spielen.
Er wird die Details dramatisieren und Dinge erfinden, nur um die Mehrheit auf seine Seite zu ziehen.
Narzissten brauchen die Anerkennung anderer, und wenn sie sie nicht von dir bekommen, werden sie sie bei den Leuten suchen, mit denen sie über dich lästern.
Sie brauchen ihre narzisstische Bestätigung. Sie müssen hören, dass sie die Besten sind und du nichts bist.
5. Projektion
Narzissten lieben es, zu projizieren. Was auch immer einem Narzissten angeblich angetan wurde, du kannst sicher sein, dass er genau dasselbe mit jemand anderem gemacht hat.
Wenn er sagt, dass jemand ihm wehgetan hat, bedeutet das, dass er jemand anderem wehgetan hat.
Wenn er sagt, dass jemand ihn angelogen hat, bedeutet das, dass er jemanden angelogen hat, und so weiter.
Der Narzisst versucht, sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen, indem er die Schuld und die Verantwortung jemand anderem in die Schuhe schiebt.
Es ist schon irgendwie faszinierend, wie falsch sie denken.
Wenn jemand anderes die Schuld für alles trägt, was sie getan haben, bedeutet das in ihren Köpfen, dass dieser Jemand das alles auch getan hat.
6. Die “Ich auch”-Taktik
Wenn das Opfer ein Problem hat, dann hat der Narzisst auch ein Problem. Er kann nicht zulassen, dass du das einzige Opfer bist.
Wenn dir etwas Schlimmes passiert ist, kannst du deinen letzten Cent darauf verwetten, dass ihm etwas Ähnliches oder sogar noch Schlimmeres passiert ist.
Mit dieser Taktik spielt der Narzisst dein Problem herunter und lässt es irrelevant wirken, weil er dasselbe oder Schlimmeres durchgemacht hat.
7. Erfundene Szenarien
Wenn du von einem Narzissten schikaniert wurdest und dich entschieden hast, für dich selbst einzustehen, wird sich der Narzisst eine andere Geschichte ausdenken.
Er wird die Situation so schildern, wie es ihm passt. Er wird den Anfang und den Punkt, an dem der Streit angefangen hat, überspringen.
Er wird nicht erklären, warum es zum Streit gekommen ist, und er wird direkt zu dem Teil kommen, wo er als Opfer dasteht.
Wenn er dich schikaniert hat, lässt er es so aussehen, als hättest du ihn schikaniert.
Er hat nur ein bisschen Spaß mit dir gemacht (nichts Ernstes), und du bist völlig ausgerastet und warst gemein zu ihm.
Für einen Außenstehenden ergibt diese Story absolut Sinn und nichts kommt da irgendwie verdächtig vor.
In Wirklichkeit aber provozierte er dich und war gemein zu dir, so dass deine negative Reaktion auf sein toxisches Verhalten vollkommen nachvollziehbar ist.
Du hast dich nur selbst verteidigt.
8. Paranoia
Wenn ein Narzisst das Gefühl hat, dich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, oder wenn er das Gefühl hat, dass er bald im Stich gelassen werden könnte, wird er langsam überall rumerzählen, dass er dir nicht vertrauen kann, weil du es auf ihn abgesehen hast.
Der Sinn dieser Taktik ist es, die Menschen davor zu warnen, dass so etwas passieren könnte.
Wenn du also beschließt, dich selbst zu retten, weil du es satt hast, wie er dich behandelt, und dich aus seinen kontrollsüchtigen Klauen zu befreien, wirst du dich in eine Situation bringen, in der du als Bösewicht dastehst und der Narzisst das arme kleine Opfer ist, weil du ihn verlassen hast.
Er spielt dieses Spiel so geschickt, dass er dir immer einen Schritt voraus ist, ganz egal, was du tust.
9. Triangulation
Psychologisch gesehen stellt Triangulation eine Form der Manipulation durch Kommunikation zwischen zwei Menschen dar.
Klatsch und Tratsch sind die besten Triangulationsinstrumente.
Indem er Gerüchte über dich verbreitet und deine Schmutzwäsche in die Öffentlichkeit trägt, sorgt der Narzisst dafür, dass sich andere Menschen gegen dich wenden.
Durch die Verbreitung falscher Informationen über dich sichert er sich die Unterstützung anderer, mit anderen Worten, seine narzisstische Bestätigung.
10. Aufmerksamkeit
Narzissten machen aus Mücken Elefanten. Sie machen aus Kleinigkeiten eine große Sache, nur um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie so sehr brauchen.
Mit dieser Manipulationstaktik versucht der Narzisst normalerweise zwei Ziele zu erreichen – dich herabzusetzen und sich selbst als Opfer darzustellen.
Ein perfektes Beispiel für dieses Verhalten ist seine Fähigkeit, sich absichtlich über triviale Dinge zu streiten, um Probleme zu verursachen, wo es gar keine gibt.
Es gibt keine Möglichkeit, ihn und sein Verhalten zu entlarven, denn du würdest nur gegen eine Steinmauer laufen und dich einem Haufen Kritik aussetzen.
Die einzige Lösung ist es, ein detailliertes Tagebuch über alles, was dir passiert, zu führen, damit du weißt, was real ist und was nicht.
Wichtig ist, dass du bei Verstand und mit beiden Füßen fest auf dem Boden bleibst.
Nur so kannst du die permanenten Attacken des Narzissten und sein Rumopfern überleben.