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Ein Brief an den Mann, der mich für selbstverständlich hielt

Ein Brief an den Mann, der mich für selbstverständlich hielt

Ich habe dich nie gebeten, in mein Leben zu kommen. Du wolltest ein Teil davon werden.

Du hast dir alles ganz allein ausgesucht. Es kam mir so vor, als wärst du sehr interessiert und bereit, einen Teil deines Lebens oder sogar noch mehr mit mir zu verbringen.

Manchmal gab es Momente, wo du mich so angeschaut hast, als wäre ich alles, wonach du gesucht hast.

Du hast mit allen “Mitteln” dafür gesorgt, dass ich mich in dich verliebe. Du warst nett und liebevoll und obendrein charmant.

Du warst witzig und hast dir so viel Mühe gegeben, damit ich dich bemerke, dass ich es einfach für eine gute Idee hielt, dir eine Chance zu geben, obwohl du zu gut warst, um wahr zu sein.

Obwohl ich ein paar missglückte Beziehungen hinter mir hatte, dachte ich mir, dass du zumindest eine Chance für deine Bemühungen verdient hättest.

Dass du dir meine Zeit und meine Aufmerksamkeit verdient hättest.

Irgendetwas stimmte von Anfang an nicht mit meinen Gefühlen, aber ich redete mir ein, es sei nur die Angst, dass sich die Vergangenheit wiederholen könnte.

Und ich beschloss, uns eine Chance zu geben. Ich beschloss, deinen Worten zu glauben und dir mein Vertrauen zu schenken.

Stück für Stück wurde mir klar, dass ich mich in dich verliebt hatte.

Genau genommen war es nicht nur Stück für Stück, sondern ganz plötzlich. Aber leider bin ich voll auf die Nase gefallen.

Denn kaum waren meine Schmetterlinge aufgewacht, hast du deine vergiftet und sie verschwinden lassen.

Ich war wohl nicht das, wofür du mich gehalten hast; du dachtest, ich würde Spielchen spielen oder wie all die anderen sein, mit denen du zusammen warst. Aber das war ich nicht.

Denn ich hasse Spielchen. Ich hasse es, mit den Gefühlen anderer Menschen zu spielen, und ich hasse es, denen wehzutun, denen ich viel bedeute.

Ich habe das alles schon selbst erlebt, und ich habe mir versprochen, niemandem in meinem Leben so viel Schmerz zuzufügen, vor allem nicht denen, die ich liebe.

Mit dir habe ich alle meine Karten offen auf den Tisch gelegt.

Ich habe fair gespielt. Ich habe dir alles gezeigt, was ich hatte, damit du weißt, worauf du dich einlässt. Ich wünschte, du hättest dasselbe für mich getan.

Ich habe dich so geliebt, wie ich selbst eines Tages geliebt werden wollte. Ich wollte glauben, dass du der Richtige bist und dass, wenn ich ehrlich bin, du auch ehrlich sein wirst.

Also behielt ich nichts für mich. Ich tat dir nie weh, ich war für dich da, als niemand sonst für dich da war, ich war da, als du mich brauchtest, und selbst als du keine Ahnung hattest, wie sehr du mich brauchst.

Ich habe dich geschätzt und dich so respektiert, wie du warst. Ich wollte dich nicht ändern, ich wollte nur, dass du für mich dasselbe tust, was ich für dich getan habe.

Ich habe dir immer zugehört. Ich habe versucht, deine Bedürfnisse zu erfüllen, und ich habe versucht, dich glücklich zu machen, weißt du.

Ich wollte, dass es mit uns klappt, und das ist der Hauptgrund, warum ich so sehr für unsere Liebe gekämpft habe.

Wie dämlich von mir, für die Liebe eines Mannes zu kämpfen, der mich von Anfang an nie wirklich lieben wollte.

Das, was ich getan habe, habe ich nicht getan, damit du mir dafür dankst, ich habe es nicht getan, damit du das Gefühl hast, mir etwas schuldig zu sein, ich habe es getan, weil ich es wollte.

Ich habe es getan, weil ich dachte, dass du es verdienst. Ich habe es getan, weil es das Richtige war und weil ich dich richtig lieben wollte.

Aber du hast dir nicht einmal halb so viel Mühe gegeben wie ich. Es kam mir so vor, als hättest du mich nur dazu bringen wollen, mich in dich zu verlieben, und dann wäre deine Arbeit getan.

Dann hättest du jemanden, der dich liebt, der sich um dich und deine Bedürfnisse kümmert, der für dich da ist, ohne das Gefühl zu haben, dass du seine Bemühungen überhaupt erwidern musst.

Einige Zeit später, nachdem ich von deinen Händen berührt und dann zurückgewiesen wurde, nachdem ich mich dir ganz hingegeben hatte und nichts dafür bekam, nachdem ich zu dir gerannt war und gesehen hatte, dass du mich nicht in deinen Armen halten wolltest, sah ich einen Fremden mich im Spiegel anstarren.

Es fühlte sich so an, als wäre ich ein Opfer und keine Kriegerin mehr, als hätte man alles Leben aus mir herausgesaugt.

Von all den Beziehungen, die ich bisher hatte, war die mit dir die schmerzhafteste, weißt du?

Deinetwegen fühlte ich mich so, als wäre ich eine Verschwendung deiner Zeit, als wären all meine Bemühungen nichts wert, und doch hast du immer noch alles Mögliche von mir erwartet, als wäre ich dir das alles schuldig.

In Wirklichkeit war ich dir gar nichts schuldig. Ich hätte zur gleichen Zeit wie du aufhören sollen, es zu versuchen. Du hast nichts davon verdient, ich dachte nur irrtümlicherweise das Gegenteil.

Vielleicht war es ein Fehler, dich so zu behandeln. Vielleicht war es ein Fehler, dich auf einen Sockel zu stellen.

Du hast die falsche Frau für selbstverständlich gehalten. 

Und wenn du gedacht hast, dass ich immer noch für dich da sein würde, selbst nachdem du mir gezeigt hast, dass ich dir völlig egal bin, dann hast du mich ganz falsch eingeschätzt. Ich bin mit dir fertig. 

Im Endeffekt weiß ich, dass ich mein Bestes getan habe. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dir zu zeigen, wie es sich anfühlt, ohne all die Dinge zu leben, die ich für dich getan habe.

Vielleicht wirst du mich erst schätzen wissen, wenn du mich nicht mehr in deinem Leben hast.

Vielleicht werden dir all die Dinge fehlen, die ich für dich getan habe, die du kaum mitbekommen hast, als wir noch zusammen waren.

Ich werde aus meinen Fehlern lernen, und ich werde mein Bestes tun, um nicht dieselben Fehler zu wiederholen, die ich mit dir gemacht habe.

Ich werde dafür sorgen, dass ich sofort verschwinde, wenn ich sehe, dass mich jemand für selbstverständlich hält. Denn deine toxische Liebe hat mir das beigebracht.