frau denkt nach und sieht aus dem fenster heraus

An das Mädchen, das ich einmal war – voller Unsicherheit und Träume

Hey, kleines Ich,

ich weiß nicht, ob du mich sofort erkennen würdest. Ich bin du – nur ein paar Jahre älter, ein bisschen erschöpfter vielleicht, aber auch freier, mutiger und weicher zugleich.

Ich schreibe dir, weil ich all das sagen möchte, was ich dir damals gern ins Ohr geflüstert hätte.

Ich sehe dich noch so deutlich vor mir – mit deinen großen Augen, die zu viel sehen und zu viel fühlen.

Mit deinem unruhigen Herzen, das nach Liebe, nach Anerkennung, nach einem Platz sucht, an dem es endlich ankommen darf.

Du hast immer versucht, stark zu sein, obwohl du dich oft klein gefühlt hast.

Ich erinnere mich an die vielen Nächte, in denen du wach lagst und dir Sorgen gemacht hast – um Dinge, die du nicht ändern konntest. Du hast gedacht, du müsstest „besser“ sein: hübscher, klüger, interessanter.

Du hast versucht, in andere Leben hineinzupassen, um endlich dazuzugehören.

frau mit stift und papier

Aber weißt du was?

Du warst nie zu wenig. Du warst einfach nur zu echt für eine Welt, die manchmal lieber glatte Oberflächen sieht als ehrliche Herzen.

Ich wünschte, ich hätte dich damals in den Arm nehmen können.

Ich wünschte, ich hätte dir sagen können, dass Unsicherheit kein Zeichen von Schwäche ist – sondern ein Beweis dafür, dass du fühlst, dass du reflektierst, dass du lebst.

Du hast so oft an dir gezweifelt, weil andere dich klein gemacht haben.

Weil du geglaubt hast, Liebe müsse man sich verdienen.

Weil du dachtest, dein Wert hinge davon ab, wie sehr du dich anpasst.

Aber du warst von Anfang an genug. Du hättest dich nie verbiegen müssen, um geliebt zu werden.

Ich erinnere mich daran, wie du dich ständig entschuldigt hast. Für deine Tränen, für deine Wut, für deine Lautstärke, für deine Träume. Du hast dich für alles entschuldigt, was dich lebendig gemacht hat.

Heute möchte ich, dass du weißt: Du darfst laut sein. Du darfst fordern. Du darfst Fehler machen. Du darfst deinen Raum einnehmen – und du musst dich dafür nie wieder schuldig fühlen.

Weißt du, du hast immer davon geträumt, „irgendwann glücklich“ zu sein. Du hast gedacht, Glück wäre ein Ziel, irgendwo weit weg.

Etwas, das kommt, wenn du endlich alles richtig machst.

junge frau im regen

Aber Glück ist nicht das Ende der Strecke. Glück sind die kleinen Momente, die du dir damals nie erlaubt hast, wahrzunehmen.

Das Lachen mit Freundinnen, das Tanzen im Regen, das stille Lesen unter der Bettdecke.

Glück war immer da – du hast es nur nicht gesehen, weil du so sehr damit beschäftigt warst, „besser“ zu werden.

Ich möchte, dass du weißt: Du musst nichts mehr werden. Du bist schon alles, was du brauchst.

Ich erinnere mich an deine Liebe – so grenzenlos, so intensiv, manchmal auch so schmerzhaft.

Du hast Menschen gesehen, bevor sie sich selbst gesehen haben. Du hast geglaubt, du könntest sie retten, wenn du nur genug gibst, genug liebst, genug aushältst.

Aber Liebe bedeutet nicht, dich selbst zu verlieren.

Liebe bedeutet nicht, dich zu verkleinern, damit jemand anderes groß sein darf.

Und es ist nicht deine Aufgabe, jeden zu reparieren, der dich berührt.

Du darfst loslassen, ohne dich schuldig zu fühlen.

Du darfst sagen: „Ich will auch gehalten werden.“

Ich weiß, du hattest so viele Träume. Manche davon hast du aufgegeben, weil dir jemand gesagt hat, sie seien unrealistisch.

Aber ich trage sie noch immer in mir.

Ich habe gelernt, dass Träume nicht sterben – sie warten einfach geduldig, bis du wieder an dich glaubst.

junge frau auf reise

Du wolltest schreiben, reisen, leben, lieben – nicht perfekt, sondern echt.

Und ich schwöre dir: All das ist noch möglich. Vielleicht nicht so, wie du es dir vorgestellt hast, aber auf deine eigene, wunderschöne Weise.

Ich wünschte, du hättest früher verstanden, dass Selbstliebe kein Ziel, sondern eine tägliche Entscheidung ist.

Dass es okay ist, Grenzen zu setzen.

Dass du Menschen nicht enttäuschst, wenn du dich selbst nicht mehr aufgibst.

Dass Stärke nicht bedeutet, keine Tränen zu haben – sondern weiterzugehen, obwohl sie fließen.

Du warst immer stark, auch wenn du dich schwach gefühlt hast. Du warst immer mutig, auch wenn du gezittert hast.

Und du hast überlebt, obwohl du manchmal dachtest, du schaffst es nicht.

Ich erinnere mich an all die Male, in denen du dachtest, du wärst zu emotional.

Heute weiß ich: Das war deine Superkraft.

Deine Tiefe, deine Empfindsamkeit, dein Mitgefühl – das alles sind keine Schwächen. Das sind deine Wurzeln, dein inneres Licht.

Menschen wie du verändern Räume, einfach nur, indem sie da sind.

junge frau sitzt auf einem sofa

Du musst niemandem beweisen, dass du wertvoll bist. Du warst es schon, als du als kleines Mädchen auf deinem Bett saßt und in den Himmel gestarrt hast, voller Hoffnung und Angst zugleich.

Ich habe dich lange verurteilt, weißt du?

Ich habe mich für dich geschämt, weil du zu lieb, zu naiv und zu offen warst.

Aber heute sehe ich dich anders.

Du warst nicht dumm – du warst rein.

Du warst nicht schwach – du warst mutig genug, zu fühlen.

Und das ist mehr, als viele Menschen jemals wagen.

Ich möchte, dass du weißt: Ich trage dich immer noch in mir. Und ich verspreche, ich passe jetzt auf dich auf.

Ich höre dir zu, wenn du Angst hast. Ich nehme dich ernst, wenn du zweifelst. Ich halte dich fest, wenn du weinst. Alles, was du dir damals von anderen gewünscht hast – das schenke ich dir jetzt.

Ich weiß, du hattest Angst, zu alt zu werden, bevor du wirklich gelebt hast. Aber glaub mir: Das Leben fängt genau dann an, wenn du aufhörst, dich zu verstecken.

Wenn du begreifst, dass du niemandem etwas beweisen musst. Wenn du deine Geschichte nicht mehr als Last siehst, sondern als Kraft.

junge frau geniesst ihren tag

Und ja – du wirst Fehler machen. Große sogar. Aber du wirst jedes Mal ein Stück mehr du selbst werden.

Du wirst Menschen verlieren, die du geliebt hast – und trotzdem überleben.

Du wirst weinen, scheitern, wieder aufstehen.

Und irgendwann wirst du an einem Punkt ankommen, an dem du auf deine Narben schaust und denkst: Das bin ich. Das ist mein Weg. Und ich bin stolz darauf.

Kleines Ich, du musst dich nicht beeilen.

Du musst nicht perfekt sein.

Du darfst Angst haben, aber geh trotzdem weiter.

Denn das Leben wartet auf dich – nicht da draußen irgendwo, sondern in dir.

Ich wünsche dir, dass du dich traust, groß zu träumen, laut zu lachen, Fehler zu feiern.

Ich wünsche dir, dass du lernst, Nein zu sagen, ohne dich schuldig zu fühlen.

Ich wünsche dir, dass du nie wieder nach Liebe suchst, die dich klein macht.

Und wenn du eines Tages an dir zweifelst – denk daran:

Ich bin hier.

Ich bin du.

Und ich bin stolz auf uns.

Ein Brief, den ich nie verschickt habe – aber den ich gebraucht hätte, um mich selbst wiederzufinden.

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