frau schreibt einen breif an sich selbst

An die Frau, die ich einmal sein werde

Liebe du,

ich weiß nicht, wo du gerade bist. Ob du in einem neuen Zuhause sitzt, mit einer Tasse Kaffee und einem ruhigen Herzen. Oder ob du an einem Ort lebst, von dem ich heute noch nicht einmal träume.

Aber ich hoffe, du bist angekommen. Nicht unbedingt irgendwo – sondern in dir.

Ich schreibe dir, weil ich dich manchmal vermisse, obwohl ich dich noch gar nicht kenne. Ich spüre dich in den Momenten, in denen ich kurz davor bin, aufzugeben, und doch weitermache. 

Ich sehe dich in meinem Kopf, wenn ich weine, und stelle mir vor, dass du das alles schon überstanden hast. 

Du, mit deinem ruhigen Lächeln, deinem aufrechten Gang, deiner Gelassenheit.

Ich frage mich: Was hat dich dorthin gebracht? Welche Wege bist du gegangen? Welche Tränen hast du geweint, welche Lektionen gelernt, die ich jetzt noch nicht verstehe?

Ich hoffe, du bist stolz auf mich. 

Auch wenn ich noch mitten im Chaos stecke, auch wenn ich nicht immer mutig bin. Auch wenn ich manchmal zurückfalle in alte Muster, die mich kleiner machen, als ich sein will.

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Weißt du noch, wie oft ich an mir gezweifelt habe?

Wie oft ich mich gefragt habe, ob ich gut genug bin – als Frau, als Mensch, als Ich?

Wie oft ich mich im Spiegel angesehen und nicht wusste, ob ich mich mag oder nur funktioniere?

Es gab Abende, an denen ich so müde war, dass ich einfach nur schlafen wollte, um nicht mehr nachdenken zu müssen.

Tage, an denen ich mir gewünscht habe, jemand würde kommen und mich retten – und dann gemerkt habe, dass niemand kommt.

Ich hoffe, du hast gelernt, dich selbst zu retten.

Ich erinnere mich an diesen einen Abend. Ich saß auf dem Balkon, eingehüllt in eine Decke, und die Stadt unter mir war still. 

Ich hatte Tränen in den Augen, und irgendwo zwischen all den Gedanken flüsterte eine kleine Stimme: „Eines Tages wirst du dich an diesen Moment erinnern – und lächeln.“

Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, das warst du.

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Du – aus meiner Zukunft – die mir damals schon sagen wollte: „Halt durch. Es wird leichter. Du wirst wachsen.“

Und das habe ich getan. Langsam, schmerzhaft, aber stetig.

Ich hoffe, du hast gelernt, dich nicht mehr für deine Gefühle zu schämen.

Für dein „zu viel“ und dein „zu sensibel“.

Ich hoffe, du trägst dein Herz offen – ohne Angst, dass jemand es wieder missbraucht.

Ich hoffe, du weißt, dass du nicht kalt werden musst, um stark zu sein. Dass Verletzlichkeit kein Schwächezeichen ist, sondern eine Art Mut, die nicht jeder versteht.

Ich hoffe, du liebst dich – auf diese ruhige, ehrliche Weise, die nichts beweisen muss.

Weißt du noch, wie sehr wir uns manchmal verloren haben in anderen Menschen?

Wie oft wir versucht haben, geliebt zu werden, indem wir uns selbst kleiner gemacht haben? Wie oft wir über unsere Grenzen gegangen sind, nur um nicht „zu schwierig“ zu sein?

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Ich erinnere mich an diesen Tag, an dem ich nach einem Streit mit meinem damaligen Freund einfach auf dem Badezimmerboden saß. Ich fühlte mich leer, dumm, schuldig – und ich dachte, „Wenn ich mich nur genug anstrenge, wird er mich endlich verstehen.“

Aber das tat er nie.

Und heute, wenn ich zurückblicke, weiß ich: Das musste er auch nicht. Ich musste mich selbst verstehen.

Ich hoffe, du hast gelernt, nicht mehr um Liebe zu bitten. Ich hoffe, du nimmst nichts mehr an, was sich nach weniger anfühlt, als du verdienst.

Ich wünsche mir, dass du lachst – nicht dieses höfliche Lächeln, das man anderen zeigt, sondern echtes Lachen.

Das, das aus dem Bauch kommt. Das, bei dem du den Kopf in den Nacken legst und einfach loslässt.

Ich wünsche mir, dass du tanzt – auch wenn niemand hinsieht. Dass du manchmal morgens Kaffee im Bett trinkst, ohne Grund. Dass du Pausen machst, ohne dich dafür zu rechtfertigen.

Ich wünsche mir, dass du Frieden geschlossen hast – mit deiner Vergangenheit, mit deinem Körper, mit deinen Entscheidungen.

Mit den Menschen, die du geliebt hast und die dich verletzt haben. Mit der Frau, die du warst, bevor du wusstest, wie stark du bist.

Frau auf Balkon

Ich hoffe, du hast keine Angst mehr davor, allein zu sein.

Ich hoffe, du bist gern mit dir.

Ich hoffe, du hast aufgehört, dich zu vergleichen.

Erinnerst du dich, wie oft ich gedacht habe: „Alle anderen haben ihr Leben im Griff – nur ich nicht“?

Heute weiß ich, dass das nie stimmte. Wir alle stolpern, wir alle zweifeln, wir alle suchen nach einem Zuhause in uns selbst.

Ich wünsche mir, dass du deins gefunden hast.

Ich hoffe, du bist immer noch weich.

Dass du Menschen um dich hast, die deine Sanftheit nicht ausnutzen, sondern feiern. Dass du jemandem die Hand reichst, ohne dich selbst zu verlieren, sondern zu dir zu finden. 

Ich hoffe, du liebst wieder. Nicht aus Angst vor Einsamkeit, sondern weil dein Herz frei ist.

Und ich hoffe, du weißt jetzt: Liebe ist kein Chaos. Liebe ist Ruhe.

Ich wünsche mir, dass du jeden Tag aufwachst und denkst: „Ich bin genug.“ Nicht, weil du perfekt bist, sondern weil du echt bist.

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Ich hoffe, du bist die Frau geworden, die Pausen macht, wenn sie müde ist. Die „Nein“ sagt, ohne Schuldgefühle.

Die sich nicht mehr entschuldigt, wenn sie Grenzen setzt. Die weiß, dass man niemandem gefallen muss, um geliebt zu werden.

Ich hoffe, du bist die Frau geworden, die für sich selbst aufsteht – und für andere, wenn sie fallen.

Die weiß, dass Stärke nicht bedeutet, keine Angst zu haben, sondern trotz Angst weiterzugehen.

Ich stelle mir vor, dass du dich an mich erinnerst – an die, die noch kämpft, die sich manchmal zu schwach fühlt, die nachts grübelt und morgens trotzdem aufsteht.

Vielleicht denkst du manchmal an mich und flüsterst: „Ich bin dir dankbar – ohne dich wäre ich nie hier.“

Und das allein gibt mir Hoffnung.

Ich weiß, der Weg zu dir ist nicht einfach.

Ich weiß, er führt durch Zweifel, Enttäuschung, Tränen und Umwege. Aber ich gehe ihn weiter. Jeden Tag ein Stück.

Und ich glaube, ich bin dir schon ein bisschen näher.

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Liebe du,

wenn du das liest – irgendwann, irgendwo – dann erinnere dich: Du bist die Summe all der Versionen, die du einmal warst.

Die Träumerin, die Zweiflerin, die Kämpferin, die Verletzte, die Heilerin.

Ich bin all das gerade – und du bist das Ergebnis davon.

Und wenn ich eines weiß, dann das:Du bist stolz auf mich.

Weil ich nicht aufgegeben habe. Weil ich immer weiter an uns geglaubt habe – auch, wenn niemand sonst es tat.

Also bleib da, irgendwo in der Zukunft, und warte auf mich.

Ich komme.

Langsam vielleicht, stolpernd manchmal, aber mit offenen Augen und einem Herzen, das nie aufgehört hat, an das Gute zu glauben.

Und wenn wir uns eines Tages begegnen – ich und du, die Frau, die ich einmal sein werde – dann hoffe ich, du lächelst. Du warst nämlich immer genug. 

Und sagst: „Du hast es geschafft. Ich bin stolz auf dich.“

Deine,

die, die du einmal warst. 

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