Jede von uns hat es bestimmt schon mal erlebt oder eine solche Beziehung geführt.
Auf der einen Seite bist du bereit, über jedes Gefühl, Problem oder Thema zu sprechen. Du bist ein offenes Buch, das jede Seite mit deinem Partner teilen möchte.
Die Momente, in denen du dich zurückziehst und mit niemandem auf der Welt zu tun haben willst, sind selten. Denn so schwer das Leben auch sein mag, du möchtest es mit deinem Partner teilen.
Auf der anderen Seite ist er. Er teilt mit dir sein Leben, doch die Gefühle, die dieses Leben in ihm auslösen, bleiben für dich die meiste Zeit verborgen.
Seine Ängste, Sorgen, Kummer und Schmerz sind oft ein Tabuthema.
Du lässt ihm eine offene Tür zu deinem Herzen und deinen Ohren, doch er verschließt sich geheimnisvoll in seiner Einsamkeit.
Er zieht sich zurück, lenkt sich ab oder grübelt in der Stille.
Das Thema „seine Gefühle“ fühlt sich an, als würdest du auf Eiern laufen.
Kann man mit Männern über ihre Gefühle sprechen?
Ja, kann man! Mann muss nur wissen, wie!
Frauen und Männer sind unterschiedlich, da gibt es überhaupt keine Zweifel.
Frauen tragen ihre Herzen auf der Zunge, während wir bei Männern oft viel Mühe und Aufwand aufbringen müssen, um aus ihnen die richtigen Worte zu ziehen.
Was kann man also tun?
Bekomme deine Gefühle in den Griff
Stell dir dieses Szenario vor: Es ist spät am Montagabend. Ihr sitzt auf der Couch, du hast dich in deine Kuscheldecke gewickelt, er sitzt auf der gegenüberliegenden Ecke, mit verschränkten Armen.
Er sagt nichts, du auch nicht.
Du beginnst schon mit deiner Analyse:
Ist er sauer auf mich? Warum will er mich nicht umarmen? Liebt er mich nicht mehr wie früher? Denkt er darüber nach, dass er irgendwo anders lieber sein würde? Ist ihm unsere Beziehung langweilig?
Siehst du, solche Gedanken bleiben selten nur Gedanken. Sie lösen eher ein Gefühlschaos aus, ohne dass wirklich etwas vorgefallen ist.
Es kann sein, dass er einfach nur todmüde ist. Vielleicht ist er gestresst oder denkt über die Arbeit nach. Vielleicht hat er sich einfach in den Film vertieft.
Wer weiß?
Doch um die Tür zwischen euch zu öffnen, musst du sicherstellen, dass deine Gefühle nicht aus dem Ruder laufen. Tun sie das, wird dies nur noch mehr Chaos zwischen euch entfachen.
Stell dir also Fragen wie: Spricht hier nur die Angst aus mir? Habe ich wirklich Beweise für die Dinge, die ich denke? Spiele ich vielleicht gerade ein Kopfkino ab?
Stelle Fragen, die ihm die Tür öffnen
Wir alle brauchen gelegentlich in allen Lebensbereichen etwas Ermutigung. So auch Männer, wenn es darum geht, über ihre eigenen Gefühle zu reden.
Stelle deinem Partner also gezielte Fragen, um ihn dazu zu bewegen, über seine Gefühle nachzudenken, sie mit dir zu teilen und sich nicht zurückzuziehen.
Nehmen wir an, dein Partner hatte ein stressiges Meeting bei der Arbeit. Wenn er nach Hause kommt und ihr abends beim Essen endlich beide eure Ruhe gefunden habt, stelle ihm gezielte Fragen.
Fühlst du dich jetzt, da es vorbei ist, erleichtert? Machst du dir noch Sorgen? Wie hat es sich für dich angefühlt, das Meeting zu führen? Hattest du schweißige Hände?
Es ist ein guter Weg, deinen Partner zur Selbstreflexion zu bringen. Fragen über körperliche Veränderungen sind bei Männern besonders starke Trigger, um mehr in sich zu gehen.
Der richtige Zeitpunkt ist jedoch auch von großer Bedeutung.
Ich würde dir niemals raten, ein solches Gespräch zu beginnen, wenn er im Eifer des Gefechts ist, seine Gefühle mit euch beiden durchgeht oder er einfach nur noch seine Ruhe will.
Ruhe und Zeit für sich zu wollen, muss nichts Schlimmes bedeuten. Natürlich, solange ihr wieder gemeinsamen Boden findet.
Umgehe die „Wir müssen reden“-Falle
Der Moment, in dem du zu ihm „Wir müssen reden“ sagst, ist der Moment, in dem seine Mauern um mindestens 10 cm höher werden.
Wenn du mit deinem Partner über Gefühle und Emotionen sprechen möchtest, muss sich das wie etwas Angenehmes und Vertrautes anfühlen – nicht wie eine Strafe oder Lektion über die eigenen Fehler.
Führe das Gespräch im positiven Sinne.
Sage nicht: „Ich verstehe nicht, warum du mir nicht einfach sagen kannst, was du fühlst. Ich bin keine Gedankenleserin und habe es satt, ständig zu rätseln, worüber du nachdenkst. Warum teilst du deine Gefühle nicht mit mir? Liebst du mich nicht?“
Sage stattdessen: „Ich fand es wirklich toll, dass du vorgestern deine Gedanken über deine Ziele geteilt hast. Ich bin auch manchmal nervös, wenn ich über bestimmte Projekte nachdenke. Ich wünsche mir, wir würden öfter so miteinander reden. Ich denke, es tut uns beiden richtig gut.“
Siehst du den Unterschied? Keine Beschuldigungen, keine Nervosität, kein Druck. Einfach nur eine Bestärkung für das Verhaltensmuster, das für eure Beziehung ein Plus ist.
Sei für ihn ein sicherer Hafen
Es ist wichtig, wenn ein Mann seine Gefühle mit dir teilt, ihn nicht dafür zu beschämen oder zu beurteilen.
Versuche ihm nicht einzureden, dass er zum Beispiel nicht nervös sein sollte, keine Angst vor etwas haben sollte oder seinem verlorenen Freund verzeihen sollte.
Es sind seine Gefühle. Wenn er sie schon mit dir teilt, dann sei sein sicherer Hafen.
Zeige ihm, dass seine Gefühle und Gedanken bei dir sicher sind. Du wirst sie nicht weitersagen, ihn auslachen oder nötigen.
Du wirst zuhören, da sein und sein Fels in der Brandung sein. Das ist alles, was er von dir braucht.
Sag ihm, dass du es wertschätzt, dass er seine Gefühle mit dir geteilt hat. Sage ihm, dass du ihn jetzt noch besser verstehst und für ihn da sein möchtest.
So gibst du ihm die Möglichkeit, solche intimen Gespräche zur Gewohnheit werden zu lassen. Auf diese Weise wird er sich sicherer fühlen, auch in Zukunft, mit dir offen über seine Gefühle zu sprechen.
Zeig ihm Verständnis. So wird er nicht mehr seine Gefühle verbergen.