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Ein Realitätscheck: Warum bist du immer viel zu viel für Männer?

Ein Realitätscheck: Warum bist du immer viel zu viel für Männer?

Was bedeutet es eigentlich, wenn ein Mann sagt, dass du viel zu viel für ihn bist? Hast du diesen Satz schon einmal gehört?

Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail einer Leserin erhalten, in der sie mir genau dieses Problem schilderte.

Also fragte ich mich, wie ich auch meinen anderen Leserinnen damit helfen kann. Ich habe mich, natürlich mit der Zustimmung meiner Leserin, dazu entschlossen, die E-Mail mit euch zu teilen.

Ich würde gerne mit euch gemeinsam über dieses Thema sprechen.

Warum bin ich immer viel zu viel?

Petra (33):

… Vor ein paar Monaten habe ich einen tollen Mann kennengelernt. Er war meinem Ex in keiner Hinsicht ähnlich, zumindest auf den ersten Blick – doch dazu später mehr.

Unsere ersten Dates waren wirklich fabelhaft. Uns gingen niemals die Themen aus, ich hatte einfach das Gefühl, dass wir uns seit Jahren kennen und dass ich mit ihm über alles reden kann.

Ich erzählte ihm von mir, meiner Kindheit und Jugend, meinen Reisen, Hobbys und einfach all dem, was mich ausmacht.

Er erzählte, zwar weniger, auch über sich und stellte viele Fragen. Alles in allem war das Interesse aneinander groß.

Später kamen auch unsere Liebesgeschichten zur Sprache. Was mich überraschte, war, dass er zuvor schon verlobt war. Doch zu diesem Thema wollte er nicht viel erzählen, obwohl ich großes Interesse zeigte.

Wir sahen uns, wann immer wir konnten, denn wir lebten nicht in der gleichen Stadt.

Um unsere Beziehung am Leben zu erhalten, haben wir geschrieben, telefoniert und Video-Chats gemacht.

Einfach alles, was mir einfiel.

Ich muss leider zugeben, dass ich jedoch immer das Gefühl hatte, mehr an einem gemeinsamen Strang zu ziehen als er.

Mit der Zeit bemerkte ich, dass er gelegentlich distanziert wirkte, doch nach jedem Treffen kam der Funke wieder zurück. So drehten wir uns im letzten Monat wie in einem Teufelskreis.

Ich versuchte mehrmals, das Problem anzusprechen, bekam aber nur vage Antworten, mehr Distanz und Stille.

Je mehr ich fragte, desto mehr wies er mich zurück. Das ging so weiter, bis ihm eines Tages der Kragen platzte und er mir klipp und klar sagte: 

„Du bist einfach viel zu viel! Ich kann nicht mehr!“

Das Problem ist, dass ich diesen Satz nicht zum ersten Mal höre. Was hat es damit auf sich? Bin ich nicht liebenswert? Bin ich wirklich allen eine Last? …

Liebst du oder erdrückst du?

Petras Beziehung hört sich für mich persönlich bekannt an. Alles ist schön und gut, bis zu dem Zeitpunkt, an dem einfach alles aus dem Ruder läuft.

Sie will mehr – er geht auf Distanz.

Sie hakt nach – er blockt ab.

Sie übt mehr Druck aus – die Katze ist aus dem Sack.

Doch was bedeutet es wirklich, wenn ein Mann sagt, dass du viel zu viel bist?

Beginnen wir am Anfang.

1. Dialog vs. Monolog

Petra spricht über die Gespräche. Einseitig waren sie nicht, dennoch gibt sie an, dass er weniger erzählte als sie.

Sie hat über jeden Aspekt ihres Lebens erzählt, ihre Höhen und Tiefen mit ihm geteilt und versucht, ihn mit Fragen so viel wie möglich aus ihm herauszuholen.

Auch dann, wenn er abblockte und klar zeigte, dass er nicht über bestimmte Themen reden möchte, wurde weiter nachgehakt.

Klingt bekannt? 

Siehst du, Frauen und Männer funktionieren nicht immer gleich. Wenn ein Mann über ein bestimmtes Thema nicht reden möchte, dann bedeutet es, dass er damit noch nicht im Reinen ist oder einfach noch Zeit braucht.

Es heißt nicht, dass er, nur weil du viel Druck ausübst, plötzlich jedes Detail mit dir teilen wird.

Er hat eine Grenze gesetzt, die nicht respektiert wurde.

2. Zweisamkeit oder nicht

Was mir besonders ins Auge fiel, ist der Teil, in dem Petra sagte:

„Um unsere Beziehung am Leben zu erhalten, haben wir geschrieben, telefoniert und Video-Chats gemacht. Einfach alles, was mir einfiel. Ich muss leider zugeben, dass ich jedoch immer das Gefühl hatte, mehr an einem gemeinsamen Strang zu ziehen als er.“

Ich würde sagen, dass Petra in diesem Moment schon genau wusste, wohin das Ganze bald hingehen könnte.

Eine Frau spürt es einfach, wenn der Mann nicht zu 100 % in einer Beziehung ist. Und keiner von uns möchte eine Beziehung, in der sie alleine kämpfen muss.

Was mir jedoch auch hier auffällt, ist, dass Petra beschreibt, wie viel und auf welche Art und Weise SIE versucht hat, den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Muss ich dich fragen, wie viele panische Nachrichten du deinem Ex geschickt hast, als du bemerkt hast, dass die Distanz zwischen euch größer wird?

Es waren Nachrichten, die nach Liebe suchten, Beweise wollten, Antworten forderten. Sie waren lang, emotional, erschöpfend und schwer.

Sie wurden plötzlich zu einer Last. Doch eine Last, die du alleine tragen musstest, denn ihm wurde es einfach viel zu viel.

3. Zu viel Druck lässt ihm keine Luft

Ich weiß, dass man in solchen Situationen einfach nur den Partner wachrütteln möchte und ihm sagen möchte: „Hey, ich liebe dich! Ich tue alles für dich, liebe mich doch einfach zurück.“

Doch so einfach ist es leider nicht.

Wenn du in diese Spirale fällst, wird alles, was du tust, zum Problem. Jedes weitere Wort, jede Geste und jede Tat baut mehr Druck auf.

Und wahre Liebe kann nicht unter Druck wachsen.

Du musst die Fesseln von ihr lösen und ihr Luft zum Atmen geben. Nur so kann sie aufblühen.

Mit Druck wirst du nur das Gegenteil bewirken.

Du bist liebenswert, aber du trägst Narben auf dem Herzen

Und jetzt kommen wir zu einer wichtigen Frage: Warum wiederholt sich dieses Szenario immer wieder? 

Siehst du, genauso wie ich, trägst auch du Narben auf dem Herzen. Du wurdest schon einmal verletzt und dein Herz möchte nie wieder so einen Schmerz erfahren.

Also tust du alles in deiner Macht Stehende, um dich zu schützen.

Du möchtest ihn an dich binden, alles perfekt machen und dich voll und ganz ihm geben. Du möchtest deine Ängste, Unsicherheiten, Träume, Schmerzen, Wunden und Hoffnungen in seine Hände legen.

Du möchtest, dass er dir das gibt, wonach sich dein Herz sehnt.

Liebe. Sicherheit. Schutz.

Das, was wir alle wollen. Das Problem ist, dass du es alles auf einmal möchtest.

Gib alldem Zeit. Das ist, was es braucht.

Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, und so auch nicht eine feste, vertraute Beziehung.

Habe keine Angst davor, dass er dich verlassen wird, wenn du nicht ständig bei ihm bist. Und wenn er es tut, dann war er nicht der Richtige.

Genieße es. Nimm dir Zeit. Fühle es.

Baue nicht zu viel Druck auf. Nicht jeder kann so viel geben wie du. Nicht jeder kann es in der gleichen Sekunde geben, wie du es dir vorgestellt hast.

Vielleicht tickt er in einer anderen Zeitzone. Und das ist nicht schlimm. Es sucht nur nach etwas mehr Verständnis.

Und weißt du was? Du bist liebenswert! Du bist nicht komisch oder falsch. Du trägst nur dein einst gebrochenes Herz auf der Zunge. Nicht alle wissen damit umzugehen!